Zahnmedizin in der NS-Zeit

Die Rolle von Tätern und Opfern

pr
Zahnmedizin
Im Auftrag der Standesvertretungen der Zahnärzteschaft haben WissenschaftlerInnen in einem groß angelegten vierjährigen Forschungsprojekt die Rolle der Zahnmedizin im Nationalsozialismus kritisch aufgearbeitet. Ein Blick auf sechs Schwerpunktthemen der Forschungsarbeit.

Auf einer Pressekonferenz haben BZÄK, KZBV und DGZMK am 28. November erstmals die Ergebnisse ihres gemeinsamen Forschungsprojekts „Zahnmedizin und Zahnärzte im Nationalsozialismus“ vorgestellt. Es handelt sich um die erste umfassende wissenschaftliche und historisch-kritische Darstellung der Geschichte der Zahnärzteschaft und ihrer Organisationen von 1933 bis 1945 sowie in der Nachkriegszeit.

Wissenschaftler der Universitäten Aachen (Aspekt: Täter – unter der Leitung von Prof. Dr. Dominik Groß, der auch die Gesamtprojektleitung innehat) und Düsseldorf (Aspekt: Opfer – unter der Leitung von Dr. Matthis Krischel) hatten in den letzten vier Jahren die Forschungsarbeiten gleistet.

Im Rahmen des Projekts wurde in Einzelstudien und Promotionsarbeiten (zum Teil auch auf Englisch) die Rolle von Tätern und Opfern näher beleuchtet. In Kürze wird dazu auch ein zweibändiges Personenlexikon erscheinen.

Gegenstand der Täter-Forschung waren insbesondere die Positionierung der Präsidenten und Ehrenmitglieder zahnärztlicher Fachgesellschaften, die Affinität zahnärztlicher Hochschullehrer und Standespolitiker zur NSDAP sowie die Rolle der Zahnärzte als Angehörige der Waffen-SS, als Personal in Konzentrationslagern und – nach 1945 – als Angeklagte vor Gericht.

Zudem wurden in einem eigenen Zweig des Forschungsprojekts Biografien von verfolgten Zahnärztinnen und Zahnärzten nachgezeichnet. Dokumentiert sind zum Teil erhebliche Verstrickungen von Zahnärzten, Kieferchirurgen und Standespolitikern in das verbrecherische System des Nationalsozialismus. Gleichzeitig wurden besonders jüdische Zahnärzte mit Berufseinschränkungen oder -verboten belegt, enteignet, entrechtet, vertrieben und ermordet.

Mit der Präsentation der Projektergebnisse übernimmt die Zahnärzteschaft – so betonen BZÄK, KZBV und DGZMK – über die eigentliche Wissensvermittlung hinaus ihre gesellschaftliche Verantwortung für diesen dunklen Teil ihrer Geschichte. Das Projekt versteht sich demnach als integraler Bestandteil des beruflichen Selbstverständnisses von Zahnärztinnen und Zahnärzten.

Weitere Informationen zu den Ergebnissen des gemeinsamen Projekts können auf den Websites vonKZBV,BZÄKundDGZMKabgerufen werden, darunter Kurzdossiers zu Schwerpunktthemen der Forschungsarbeit.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.