Am Maul waren leichte Blutspuren zu sehen und es ließ sich nach einiger Beobachtung erkennen, dass einer der Reißzähne im Unterkiefer abgebrochen war. Vermutlich hatte sich der Tiger so heftig gegen ein Gittereisen geworfen, dass es zu dieser Verletzung kam.
Tierarzt Dr. Goran Spasovski wusste, dass die Extraktion des großen Eckzahns mit einer umfangreichen Operation und dem Risiko von starkem Knochenverlust für das Tier verbunden sein würde. Deshalb wollte er den Zahn erhalten und eine Wurzelkanalbehandlung versuchen.
Mithilfe einer befreundeten Zahnärztin - Dr. Ivana Sarcevic arbeitet in Deutschland und war per Videokonferenz zugeschaltet – und einem Zahnarzt aus Osijek machte man sich schließlich an die Arbeit. Die Raubkatze wurde betäubt und die Untersuchung ergab folgenden Befund:
- Zahn „ 33“ war über die Hälfte frakturiert, die Pulpa lag frei.
- Zahn „ 43“ hatte Verletzungen im Schmelzbereich.
- Zahn „ 23“ eine scharfe Kante, die sofort geglättet werden konnte.
Die Informationen zum Patientenfall „Tiger Misko“ wurden uns von Dr. Ivana Sarcevic zur Verfügung gestellt.
Zähne und Zahnprobleme bei Raubkatzen
Die Verweigerung der Nahrungsaufnahme bei Raubkatzen weist Tierarzt Dr. Spasovski zufolge häufig auf eine Reißzahnfraktur (wie in diesem Fall) oder auch eine apikale Entzündung im Bereich der Prämolaren und Molaren hin. Der Seitenzahnbereich dient wie beim Menschen zur Zerkleinerung der Nahrung und ist nicht selten auch von Karies und Parodontitis betroffen. Die mittig zwischen den Eckzähnen angelegten Zähne sind Schneidezähne und dienen eher als „Aushilfswerkzeug“ beim Kauvorgang.
Die Eck- beziehungsweise Reißzähne eines Tigers sind zwischen 5 und 9 cm lang und dienen zum Töten - beim Biss erreichen sie lebenswichtige Blutgefäße und das Herz des Beutetiers. Je länger die Reißzähne des männlichen Tigers sind, desto höher ist übrigens auch das Ansehen bei den Weibchen und die Chance auf Fortpflanzung. Die Länge macht die großen Beißer allerdings auch anfälliger für Frakturen.
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