Periimplantitis-Check

Kaugummi erkennt Entzündungen

nh
Zahnmedizin
Forscher der Universität Würzburg haben einen Kaugummi entwickelt, der insbesondere Träger von Zahnimplantaten vor bakteriellen Entzündungen im Mund warnen soll: Schmeckt es bitter, stimmt was nicht!

Praktisch funktioniert der Kaugummi-Schnelltest so: Liegt im Mundraum eine Entzündung vor, wird beim Kauen des Kaugummis ein bitterer Geschmacksstoff freigesetzt. Der Patient geht dann zu seinem Zahnarzt, der die Diagnose gegebenenfalls bestätigt und die Entzündung behandelt.

Diese Schnelldiagnose könnte vor allem für Träger von Zahnimplantaten sinnvoll sein, hoffen die Forscher der Universität Würzburg. „Jeder kann dieses neue diagnostische System überall und jederzeit und ohne technisches Equipment einsetzen“, sagt Prof. Lorenz Meinel, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Universität Würzburg. Er hat das Kaugummi mit Dr. Jennifer Ritzer und ihrem Team entwickelt.

Entzündungsenzyme setzen Bitterstoff frei

Die Forscher erklären die wissenschaftliche Grundlage ihres Schnelltests so: Bei Entzündungen werden im Mund spezifische protein-abbauende Enzyme aktiviert. Innerhalb von nur fünf Minuten zerschneiden sie einen speziellen Inhaltsstoff des Kaugummis. Dadurch wird ein Bitterstoff frei, der vorher nicht zu schmecken war. Den Nachweis, dass das Konzept funktioniert, hat Meinels Team bereits erbracht: Erste Studien mit dem Speichel von Patienten wurden an der Zahnklinik Merli in Rimini durchgeführt.

Problem: Enzym wird auch bei Heilung aktiviert

Prof. Frank Schwarz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, bezeichnet gegenüber Spiegel Online den Kaugummi als innovatives Verfahren. Seiner Meinung nach hat das Team um Meinel mit dem Enzym allerdings noch nicht das ideale Mittel gefunden, um eine beginnende Entzündungen nachzuweisen. Seine Kritik: Der Kaugummi reagiere auch, wenn die Entzündung bereits abheilt, da der gewählte Marker auch bei der Heilung freigesetzt wird.

Nach passenden Markern suche die Zahnmedizin seit Jahren intensiv, sagte Schwarz dem Online-Medium.  "Wenn es gelänge, spezifische Marker von Entzündungsprozessen frühzeitig beim Kauen eines Kaugummis nachzuweisen, wäre dies sicherlich ein Vorteil für Patienten und Zahnärzte."

Kaugummi-Schnelltest soll in zwei bis drei Jahren auf den Markt

Um das Kaugummi auf den Markt bringen zu können, plant Meinels Team die Gründung einer Firma. Der Professor geht davon aus, dass bis zur Marktreife noch zwei bis drei Jahre nach Gründung der Firma vergehen werden. Kaugummi-Schnelltests für weitere medizinische Anwendungen befinden sich in der Entwicklung. „Wir hoffen, dass sich damit auch andere Krankheiten adressieren und frühestmöglich behandeln lassen“, erklärt Meinel.

“Diagnosing peri-implant disease targeting the tongue as 24/7 detector”, Nature Communications, 15. August 2017, DOI 10.1038/s41467-017-00340-x

Die Studie im Original finden Siehier.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.