Nach den Zahlen der BARMER kommen "Kreidezähne" in einigen Bundesländern fast doppelt so oft vor wie in anderen Regionen. Gesucht wurde dabei nach Mustern in den Krankenkassendaten, die typisch für eine Behandlung der MIH sind.
Betroffen sind vor allem Kinder im Westen und Nordosten
Am niedrigsten war der Anteil der Sechs- bis Neunjährigen mit MIH in Hamburg (5,5 Prozent), und am höchsten in NRW (10,2 Prozent). Demnach kommt schwere MIH vor allem bei Kindern im Westen und Nordosten Deutschlands vor, so Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER.
Noch größer fallen die Unterschiede in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten aus. Während in Memmingen die berechnete Prävalenz bei 3,3 Prozent lag, btrug sie in Kaiserslautern 14,7 Prozent. Somit lässt sich schlussfolgern, dass Kreidezähne regional extrem unterschiedlich auftreten. Laut BARMER besteht aber kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Kreidezähnen und der Verteilung der Zahnärzte in Stadt und Land oder der Zahnarztdichte einer Region.
Das Einkommen spielt offenbar keine Rolle
Aus der Analyse geht außerdem hervor, dass sowohl Kinder aus einkommensschwachen als auch aus sehr einkommensstarken Elternhäusern verstärkt wegen Kreidezähnen behandelt werden. „MIH scheint auch bei Kindern aus wohlhabenden Elternhäusern häufiger aufzutreten. Dabei sind einige Studien bisher davon ausgegangen, dass Kinder aus einkommensschwachen Schichten besonders betroffen sind“, sagte die BARMER-Ärztin.
Wissenschaftliche Ursachenforschung noch am Anfang
Die Ursachen für Kreidezähne sind wissenschaftlich noch nicht umfänglich geklärt. Diskutiert werden unterschiedliche Ursachen, zum Beispiel Mikroplastik in Spielzeugen oder in kosmetischen Produkten, Probleme in der Schwangerschaft, die Einnahme von Antibiotika, aber auch Erkrankungen wie Windpocken.
Störungen sind wahrscheinlich in der frühkindlichen Entwicklung zu suchen. Die Schmelzbildungsstörung bei Kreidezähnen tritt meist an den ersten bleibenden Backenzähnen auf, häufig auch an den bleibenden Frontzähnen. Sobald Kreidezähne diagnostiziert worden sind, müssen Prophylaxe-Maßnahmen verstärkt werden. Nur so kann man das Risiko verringern, dass die Zähne schneller porös werden und einzelne Stücke abbrechen.
Bisher hat die Bundesregierung keine MIH-Forschungsprojekte gefördert, wie eine Kleine Anfrage des FDP-Politikers Dr. Wieland Schinnenburg (MdB) im Herbst 2020 ergab.
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