Landesweite Querschnittsstudie

Mundgesundheit dänischer Jugendlicher zeigt soziale Ungleichheit

nb/pm
Zahnmedizin
Zwischen 1995 und 2013 ging in Dänemark Karies bei Jugendlichen stark zurück. Wer in sozial benachteiligten Familien aufwächst, profitiert von diesem Fortschritt jedoch deutlich weniger. Dies ist das Ergebnis einer landesweiten Querschnittstudie mit zahnmedizinischen Daten von über 150.000 Jugendlichen.

Methode:

Grundlage der landesweiten Querschnittsstudie waren die Daten aller 15-Jährigen der Jahre 1995, 2003 und 2013. Zahnmedizinische Daten von insgesamt 154.750 Jugendlichen wurden dem nationalen zahnärztlichen Register der dänischen Gesundheitsbehörde (Sundhedsstyrelsens Centrale Odontologiske Register SCOR) entnommen, Daten zu sozialen Parametern entstammten den Verwaltungsregistern von Statistics Denmark.

Sozioökonomische Variablen waren der Bildungsgrad und die Berufsgruppe der Eltern sowie das Familieneinkommen (verfügbares Äquivalenzhaushaltseinkommen). Als Kovariablen wurden Einwanderungsstatus, Herkunftsland, Anzahl der Kinder und Personen in der Familie sowie der Haushaltstyp berücksichtigt. Für die Beurteilung der Mundgesundheit wurde der Kariesindex DMFS hinzugezogen, der sich aus der Anzahl der kariösen, fehlenden und gefüllten Zähne zusammensetzt.

Ergebnisse:

Zwischen 1995 und 2013 ging Karies bei dänischen Jugendlichen stark zurück: Die Kariesprävalenz sank von 71 Prozent im Jahr 1995 über 63 Prozent im Jahr 2003 auf 45 Prozent im Jahr 2013. Auch der mittlere Kariesindex ging zurück: 1995 betrug er noch 4,4, 2003 lag der durchschnittliche DMFS bei 3,3 und 2013 nur noch bei 1,4.

Der mittlere Kariesindex ging in allen sozialen Schichten zurück, am geringsten war er bei Kindern dänischer oder westlicher Eltern, männlichen Kindern und bei Kindern, die mit beiden Elternteilen zusammenlebten. Auch Jugendliche aus Familien der höchsten Einkommensgruppe oder aus Familien, in denen ein Elternteil der Gruppe mit höchstem Bildungsgrad angehörte, wiesen geringere DMFS-Werte auf.

So war zum Beispiel 2013 die Karieserfahrung von Kindern bildungsferner Eltern mehr als doppelt so hoch wie die von Kindern, bei denen mindestens ein Elternteil sehr gut ausgebildet war (2,04; 95 % CI: 1,47-2,5). Auch eine niedrigere berufliche soziale Klasse war mit einer bis zu 2,4-fach höheren Karieserfahrung assoziiert (95% CI: 2,2-2,6).

Die zahnmedizinische Vorsorge in Dänemark

Die zahnmedizinische Vorsorge in Dänemark

Relativ gesehen nahm die soziale Ungleichheit in Bezug auf den Bildungsgrad und die Berufsklasse der Eltern sowie das Einkommen von 1995 bis 2013 zu. In absoluten Zahlen war der soziale Gradient hinsichtlich Bildungsgrad und Berufsstand der Eltern leicht geschrumpft. In Bezug auf das Einkommen waren die sozialen Unterschiede zwischen 1995 und 2013 deutlich gewachsen, besonders stark war dieser Zusammenhang zwischen 1995 und 2003. Auch unter Berücksichtigung aller Kovariablen blieben die Trends sichtbar.

Die Unterschiede zwischen der relativen und absoluten Entwicklung sind durch die generell stark gesunkene Kariesprävalenz in diesem Zeitraum erklärbar. Sie lassen darauf schließen, dass Jugendliche aus Familien mit hohem sozialen Status stärker bzw. schneller von der positiven Entwicklung profitieren als ihre Altersgenossen aus Familien mit geringerem Bildungsstand, niedrigem beruflichem Status oder Familieneinkommen.

Fazit:

In Dänemark hat die Karieserfahrung bei Jugendlichen innerhalb von 18 Jahren deutlich abgenommen. Dennoch hängt ihre Mundgesundheit trotz umfassender Präventionsmaßnahmen an Schulen vom sozialen Status ihrer Eltern ab. Obwohl die zahnmedizinische Versorgung für Kinder kostenlos ist, nahmen die relativen Ungleichheiten zwischen 1995 und 2013 zu. Fortschritte in der Kariesprävention wirken sich somit nicht auf alle sozialen Schichten der dänischen Gesellschaft gleichermaßen aus. Durch die Messung des Sozialstatus der Eltern könnten kariesanfällige Kindern identifiziert und speziellen Präventionsmaßnahmen zugeführt werden.

Sengupta K, Section of Social Medicine, Department of Public Health, Faculty of Health and Medical Sciences, University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark; Department of Odontology, Faculty of Health and Medical Sciences, University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark. Community Dent Oral Epidemiol. 2017 Oct;45(5):458-468. doi: 10.1111/cdoe.12310 aus: IME 15-10569

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