Kanadische Querschnittsstudie

Mundgesundheit: Unterschiede zwischen Stadt und Land

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Zahnmedizin
Wie beeinflusst der Wohnort die Mundgesundheit? Kanadische Forscher stellen fest, dass sich Bewohner ländlicher Gegenden durch die Mundgesundheit eher in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt fühlen als Städter.

Sie klagten häufiger über Schmerzen sowie psychische und soziale Belastungen durch orale Probleme. Die Autoren schlussfolgern, dass ein Bedarf an speziellen Präventionsmaßnamen für die ländliche Bevölkerung besteht.

Auf dem Land: mehr Karies, Parodontitis und Zahnverluste

Nicht nur individuelle Unterschiede, sondern auch der Wohnort und kulturelle Merkmale können die Gesundheit nachhaltend beeinflussen. Dies trifft auch auf die Mundgesundheit zu, auf die neben prädisponierenden Faktoren auch die Zahnpflege und vorhandene Ressourcen Einfluss nehmen.

In diesem Kontext wurde bereits belegt, dass Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Gebieten bestehen, etwa bedingt durch geografische Abgeschiedenheit, sozioökonomische Benachteiligung und unzureichendem Zugang zu zahnmedizinischer Versorgung.

Weltweit haben Studien aus verschiedenen Ländern gezeigt, dass Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, mit ihrer Mundgesundheit weniger zufrieden sind und eine höhere Rate an unbehandelter Karies, Parodontitis und Zahnverlust haben. Darüber hinaus stehen ländlichen Bewohner weniger Präventionsprogramme mit gesundheitsfördernden Maßnahmen zur Verfügung. Die Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen ist jedoch eine wichtige Determinante der Mundgesundheit.

Der Grund: Es gibt viel weniger Praxen in den Dörfern

Die Benachteiligung der ländlichen Bevölkerung erklärt sich hauptsächlich durch die geringere Dichte an zahnmedizinischen Fachkräften in ländlichen und abgelegenen Gebieten. Beispielsweise waren in der Provinz Quebec 2009/10 etwa 90,3 Prozent der zahnmedizinischen Arbeitskräfte in städtischen Gebieten tätig, in abgelegenen ländlichen Gebieten fanden sich dagegen nur 0,3 Prozent der Praxen.

Mittels eines validierten Fragebogens wurden Daten von 1.788 Bezugspersonen von Schulkindern aus acht Regionen der Provinz Quebec gesammelt. 333 (18,6 Prozent) stammten aus ländlichen und 1.455 (81,4 Prozent) aus städtischen Gebieten.

Im Vergleich zu den Städtern hatten die Landbewohner ein niedrigeres Bildungsniveau, eine niedrigere Beschäftigungsquote und ein niedrigeres Einkommen (jeweils p < 0,001).

Die ländliche Bevölkerung hat 1,5-mal so lange Wege bis zum Zahnarzt

In Bezug auf die Nutzung der zahnärztlichen Versorgung gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen ländlichen (82,3 Prozent) und städtischen Einwohnern (86,3 Prozent; p = 0,124); Verglichen mit den Städtern hatten die Bewohner des ländlichen Raums jedoch seltener einen Zahnarzt für Routineuntersuchungen (p = 0,03) aufgesucht, und nur halb so viele der ländlichen Bewohner wie die in der Stadt hatten eine zahnmedizinische Versicherung (p < 0,001). Für die ländlichen Bewohner war die Entfernung, die zu einer Zahnpraxis zurückgelegt wurde, etwa 1,5-mal größer (p < 0,001).

Schmerzen, psychische Leiden, soziale Nachteile: Die Mundgesundheit schmälert die Lebensqualität stärker

Insgesamt waren die negativen Einflüssen auf die Mundgesundheit auf dem Land deutlich höher (p = 0,02). Im Vergleich zu Stadtbewohnern berichteten Landbewohner von einer signifikant höheren Prävalenz negativer Auswirkungen auf die Mundgesundheit in den Bereichen Schmerzen, psychische Beschwerden und soziale Nachteile (p < 0,05).

Weitere Zusammenhänge zwischen einer durch die Mundgesundheit negativ beeinflussten Lebensqualität fanden sich zu prädisponierenden Variablen (Geburtsort, Muttersprache, Familienstand, Bildung, Beruf, Rauchen, allgemeine Gesundheit, eigene Einschätzung der Mundgesundheit), zu Ressourcen (Einkommen, Krankenversicherung, Art der Klinik/Praxis sowie Schwierigkeiten, einen Zahnarzt zu finden) und dem Grund, warum zahnärztliche Dienstleistungen in Anspruch genommen wurden.

Eine durch die Mundgesundheit eingeschränkte Lebensqualität war signifikant mit dem Aufenthaltsort korreliert (OR = 1,6; 95 Prozent CI = 1,1-2,5; p = 0,022). Sie trat häufiger bei Personen mit zahnärztlichem Behandlungsbedarf auf (OR = 8,7; 95 Prozent CI = 4,8-15,6; p < 0,001), sowie bei einer als schlecht wahrgenommenen Mundgesundheit (OR = 9,4; 95 Prozent CI = 5,7-15,5; p < 0,001) und niedrigerem Bildungsniveau (OR = 2,7; 95 Prozent CI = 1,8- 3.9; p < 0,001).

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse legen eine Notwendigkeit nahe, Strategien zur Förderung der Mundgesundheit für ländliche Regionen zu entwickeln. Dafür ist die Zusammenarbeit von staatlichen Stellen, Gesundheitspolitikern und Fachleuten für Mundgesundheitspflege erforderlich, um zahnmedizinische Dienste, pädagogische Interventionen und bedarfsorientierte Strategien zu implementieren, die auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen zugeschnitten sind.

Gaber A, Galarneau C, Feine JS, Emami E; Faculty of Dentistry, McGill University, Montréal, QC, Canada; 2Faculty of Dentistry, Université de Montréal, Montréal, QC, Canada; 3School of Public Health, Public Health Research Institute, CRCHUM, Université de Montréal, Montréal, QC, Canada. Community Dent Oral Epidemiol. 2018 Apr;46(2):132-142. doi: 10.1111/cdoe.12344.

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