University of Eastern Finland

Neues Elektrodenset misst Schlafbruxismus zuhause

ck/pm
Zahnmedizin
Ein einfach zu bedienendes Elektrodenset kann sowohl den Schweregrad des Schlafbruxismus als auch eine konventionelle Polysomnografie beurteilen, wie Forscher der University of Eastern Finland zeigen.

Ungefähr acht bis 15 Prozent der Bevölkerung leiden unter Schlafbruxismus, das heißt, sie knirschen  im Schlaf mit den Zähnen. Schlafbruxismus kann bekanntlich unter anderem zu Zahnabnutzung, Gesichtsschmerzen und Kopfschmerzen führen. Derzeit werden statt der Ursachen hauptsächlich die Folgen therapiert.

Bisherige Messverfahren waren ungenau oder teuer

Ein Grund für das mangelnde Verständnis von Schlafbruxismus und seiner Behandlung ist die Tatsache, dass es keine einzige Methode gibt, mit der sich der Schweregrad gleichzeitig zuverlässig und genau, aber auch kostengünstig und leicht verfügbar messen lässt. So gilt als das genaueste Verfahren die Schlaflaborpolysomnograpfie, die jedoch nur begrenzt verfügbar und außerdem teuer ist, weshalb sie nur für die Diagnose schwerster Schlafstörungen zum Einsatz kommt.

Es gibt auf dem Markt bereits einige benutzerfreundliche Geräte zur Diagnose von Schlafbruxismus, mit denen Patienten die Aktivität ihrer Kaumuskulatur selber Zuhause messen können. Allerdings sind diese Geräte oft nicht genau genug und unterscheiden zudem nicht zwischen Schlafbruxismus und anderen Aktivitäten der Kaumuskulatur, wie Gähnen und Schlucken.

Das neue Set wurde im Siebdruckverfahren entwickelt

Forscher der University of Eastern Finland (UEF) und des Kuopio University Hospital in Finnland haben nun ein Notfall-EEG-Elektrodenset hergestellt, das sie im zuvor Siebdruckverfahren entwickelt hatten.

Das Elektrodenset zeichnet sich den Wissenschaftlern zufolge durch seine schnelle und einfache Handhabung sowie eine hohe Signalqualität in der Klinik aus. Darüber hinaus kann es zur Bestimmung der Schlafphase in der Schlaflabor-Polysomnografie verwendet werden.

Die diagnostische Genauigkeit des Elektrodensatzes sei vergleichbar mit der einer konventionellen Polysomnografie und anderen bioelektrischen Messungen, betonten die Forscher um Doktorand Tomi Miettinen, der das Projekt kürzlich im Rahmen seiner Dissertation vorstellte.

Auch der First-Night-Effekt wurde vom Gerät erfasst

Das Elektrodenset sei zuverlässig und einfach genug, um von Patienten Zuhause verwendet zu werden. Neun von zehn Polysomnografie-Aufnahmen Zuhause waren demzufolge von guter Qualität. Die elektrische Impedanz der Elektroden lag 90 Prozent der Zeit auf einem akzeptablen Niveau.

Nur eine von 101 Aufzeichnungen scheiterte aufgrund von Problemen mit dem Elektrodensatz. Unterstützende Beweise wurden auch dafür gefunden, wonach bei einigen Patienten aufgrund des First-Night-Effekts in der ersten Nacht verzerrte Ergebnisse auftreten können, so dass die Werte für die Beurteilung des Schlafbruxismus länger als eine Nacht aufgezeichnet werden sollten.  

"Das Elektrodenset eignet sich besonders gut, um die Schlaf-Bruxismus-Aktivität über die Dauer von mehreren Nächten genau zu beurteilen. Das Elektrodenset könnte Lösungen aufzeigen im Hinblick etwa auf unklare Zusammenhänge zwischen der Aktivität des Schlafbruxismus und seinen mutmaßlichen Folgen und Komorbiditäten sowie der langfristigen Wirksamkeit der Therapiemethoden. Als Werkzeug hat das Elektrodenset das Potenzial, unser Verständnis von Schlafbruxismus zu verbessern, was möglicherweise zu effizienteren Methoden zur Behandlung von Schlafbruxismus führt", bilanziert Miettinen.

Miettinen, T., Myllymaa, K., Muraja-Murro, A. et al., Suitability of a Self-applicable Electrode Set for Polysomnographic Assessment of Sleep Bruxism in the Home Environment, in: Sleep Breath (2019). doi.org/10.1007/s11325-019-01915-2

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