Studie aus den Niederlanden

Zahnverschleiß: Rehabilitation kann vorübergehend zum Lispeln führen

Kerstin Albrecht
Zahnmedizin
Zahnverschleiß kann zu einem Verlust an Bisshöhe und verkürzten Frontzähnen führen. Eine Studie hat jetzt untersucht, welche Auswirkungen die Rehabilitation eines solchen Gebisses auf die Sprache hat.

Abrasion oder Attrition aufgrund von Erosionen oder Parafunktionen führen oft zu Zahnabnutzung und können sich auf die Artikulation auswirken. Die Zähne sind zum Beispiel für die Bildung der Laute „f“, „v“, „s“ und „z“ wichtig, indem der Atemstrom über die Schneidekanten der Frontzähne gleitet.

Burnett and Clifford untersuchten 1999 die Auswirkungen von Zahnverschleiß auf die Sprache. Wie sich die Rehabilitation eines abgenutzten Gebisses im Sinne einer Erhöhung der vertikalen Okklusionsdimension und einer Verlängerung der Schneidezähne auf die Sprache auswirkt, darüber existieren noch keine wissenschaftlichen Studien. Niederländische Forscher haben dies jetzt untersucht.

Bisserhöhung und Frontzahnverlängerung

Sie schätzten die notwendige Bisserhöhung bei 24 Patienten mit Zahnverschleiß im Bereich der ersten Molaren ab. Üblicherweise müssen dort zwischen 2 und 4 mm aufgetragen werden. Die optimale Verlängerung der Frontzähne simulierten sie zunächst mit einem intraoralen Mock-up aus Komposit im Unterkiefer von Eckzahn zu Eckzahn. Auf Basis des Mock-ups und eines intraoralen Scans fertigte ein Techniker ein digitales Wachs-up an und schließlich indirekte Kompositrestaurationen (LAVA Ultimate, 3 M™). Nach dem Einsetzen erfolgte die Verlängerung der oberen und unteren Frontzähne mit direkten Komposite-Veneers (Filtek Supreme XTE, 3 M™).

Analyse der Aussprache

Die Forscher ließen die Patienten vor der Behandlung, unmittelbar nach dem letzten Termin (ohne Anästhesie) und einen Monat nach Abschluss der Behandlung einen Text vorlesen und zeichneten das auf. Mit einer phonetischen Analysesoftware werteten sie die Laute „s“, „f“, „v“, „d“, „t“, und „m“ am Wortanfang objektiv aus. Zudem beurteilten die Patienten subjektiv ihre Aussprache über einen Fragebogen (Dutch Speech Handicap Index, SHI), was einen bestimmten Score-Wert ergab.

Subjektive und objektive Ergebnisse

In die Auswertung konnten die Aufzeichnungen von 17 Patienten im Durchschnittsalter von 41,2 ± 10,4 Jahren eingeschlossen werden. Die mittlere Erhöhung der vertikalen Okklusionsdimension lag bei 2,7 ± 0,73 mm, die mittlere Verlängerung der Zähne 11 und 12 betrug 2,6 ± 1,2 mm.

Der Fragebogen-Score änderte sich vor und einen Monat nach Abschluss der Behandlung nicht signifikant, doch es gab einen Trend zur Verbesserung der Aussprache nach der Behandlung. Die Sprachanalyse ergab nur eine Veränderung in der Aussprache der Laute „s“ und „f“ vor und direkt nach der Behandlung.

Der Effekt des Ausmaßes der Schneidezahnverlängerung war für die Lautbildung von „t“ und „f“ statistisch signifikant. Die Verlängerung der Schneidezähne hatte auf die Lautbildung des „s“ keinen Einfluss, allerdings die gesamte Behandlung schon. Die Patienten beobachteten ein vorübergehendes Lispeln, das nicht mit der Verlängerung der Schneidezähne erklärbar war. Möglicherweise rief die Verdickung auf der palatinalen Seite der Schneidezähne das vorübergehende Lispeln hervor.

Fazit

Die Aussprache von Patienten mit Zahnverschleiß ändert sich tendenziell nach vollständiger Rehabilitation mittels Komposit für kurze Zeit, bevor eine Gewöhnung und Anpassung der Sprache an die neue Situation erfolgt. Die Patienten nahmen laut der Studie subjektiv eine Verbesserung ihrer Aussprache nach der Behandlung wahr.

Quelle: Sterenborg BAMM, Kalaykova SI, Knuijt S, Loomans BAC, Huysmans MDNJM. Speech changes in patients with a full rehabilitation for severe tooth wear, a first evaluation study. Clin Oral Investig. 2020 Sep;24(9):3061-3067. doi: 10.1007/s00784-019-03174-7

Literatur: Burnett CA, Clifford TJ (1999) The mandibular speech envelope in subjects with and without incisal tooth wear. Int J Prosthodont 12(6):514–518

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