Eine 79-jährige Patientin stellte sich mit einer seit einem halben Jahr in Therapie befindlichen Mundschleimhautveränderung der Unterkieferfront in Regio 33 bis 43 vor. Die Anamnese ergab, dass bei ihr seit mehreren Jahren eine Parodontitis bekannt war. Alio loco war seit Januar 2014 bei einer anamnestisch unauffälligen Brush-Biopsie an der Unterkieferfront mehrfach eine Parodontitistherapie durchgeführt worden.
Verdachtsdiagnose
Im April 2014 wurden bei der Verdachtsdiagnose einer therapierefraktären, marginalen Parodontitis die Zähne 31 bis 42 extrahiert. Da es auch weiterhin nicht zum Abheilen der Schleimhautveränderung kam, holte sich die Frau eine Zweitmeinung ein. Es erfolgte eine Probeexzision, wodurch die Diagnose eines Plattenepithelkarzinoms gesichert wurde.
Bei der extraoralen Inspektion in unserer Klinik fiel eine rötliche Veränderung im Bereich der Supramentalfalte auf (Abbildung 1), wobei die Haut in diesem Areal nicht verschieblich war und unmittelbar darunter eine Resistenz getastet werden konnte. Enoral zeigte sich in der Unterkieferfront ein ulzerierend wachsender Tumor (Abbildung 2).
In der Panoramaschichtaufnahme (Abbildung 3) ist bei parodontal geschädigtem Restgebiss eine – im Vergleich zu den Osteolysen der parodontal erkrankten Zähne – unscharf begrenzte Osteolyse im Bereich der Unterkieferfront zu erkennen. In der zum Staging durchgeführten Computertomografie der Kopf-Hals-Region (Abbildung 4) zeigte sich neben der Knochendestruktion die Infiltration der über dem Kinn liegenden Haut. Vereinzelt lagen beidseits vergrößerte Lymphknoten vor. Das weitere Staging zeigte keinen Anhalt für eine Filialisierung in Thorax und/oder Abdomen.
Neben mehreren Extraktionen erfolgte eine Unterkieferteilresektion unter Mitnahme einer Hautinsel am Kinn und eine beidseitige zervikale Lymphadenektomie, wobei sich keine Lymphknotenmetastasen nachweisen ließen. Zum besseren Halt einer prospektiven Prothese wurden noch Implantate im Unterkiefer inseriert. Die Patientin befindet sich seit über einem Jahr im Tumor-Recall ohne Hinweis auf ein Rezidiv oder eine Metastasierung.
Keine Kommentare