Die neue zm-Kolumne rund um die relevanten Praxisfragen

Was tue ich, wenn Mitarbeiter nachlässig werden?

Christian Henrici
Nachlässige Mitarbeiter können für die gesamte Praxis zum Verhängnis werden. Doch wann ist der Zeitpunkt gekommen, um Maßnahmen zu ergreifen?

Einer unserer langjährigen Kunden hat mir vor Kurzem diese E-Mail zukommen lassen. Erfahrungsgemäß sehe ich mehrere Möglichkeiten, die zu einer Besserung dieser Situation führen könnten.

Wichtig ist, dass Ihnen die Unstimmigkeiten auffallen. Eine Möglichkeit bietet die Analyse der Leistungen, die Sie als Arbeitgeber jederzeit einsehen können – hier bieten sich auch aktive Kontrollprozesse im Sinne eines internen Kontrollsystems an. Haben Sie nun den objektiven Beweis, dass Ihr Mitarbeiter geringere Leistungen vollbringt als der Rest Ihrer Mitarbeiter? In diesem Fall können Sie beginnen, geeignete Maßnahmen in die Wege zu leiten.

Sie sollten mit der betroffenen Person zunächst ein persönliches Gespräch führen und diese darüber aufklären, weswegen Sie unzufrieden und welche Unstimmigkeiten der Grund für das Gespräch sind. Jetzt kommt der Klassiker in vielen Zahnarztpraxen: Sie konfrontieren die Person mit einer Abmahnung und fordern Ihren Mitarbeiter somit auf, seiner persönlichen Leistungsfähigkeit nachzukommen. Doch aus Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass Letzteres oft nicht zu einer erheblichen Besserung führt.

Versuchen Sie also den Grund der Nachlässigkeit zu finden, indem Sie prüfen, ob Ihr Angestellter vielleicht inhaltlich überfordert ist, Schwierigkeiten mit Kollegen oder sogar gesundheitliche Probleme hat. Häufig werden Mitarbeiter in Zahnarztpraxen als „Springer“ für mehrere Positionen eingesetzt und haben so keine Möglichkeit, Routine und Selbstbewusstsein in bestimmten Abläufen zu entwickeln. In all diesen Fällen ist es ratsam, auf Ihren Angestellten zuzugehen und offen darüber zu sprechen.

Unabhängig davon, ob Sie nun wissen, woran der Leistungsabfall oder die Nachlässigkeit Ihres Mitarbeiters liegt, möchte ich Ihnen einige Tipps mit auf den Weg geben, um in Zukunft eine effiziente Arbeitsweise Ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten. 

Zum einen haben Sie die Möglichkeit durch Belohnungssysteme wie Zusatzprämien, Gehaltserhöhungen oder Auszeichnungen wie „Mitarbeiter des Monats“ die Leistungsbereitschaft zu erhöhen. Doch finanzielle Anreize bieten nur kurzfristig eine Mitarbeitermotivation, denn es wirkt zwar anziehend, motiviert die Mitarbeiter jedoch nicht langfristig und sorgt im schlimmsten Fall dafür, dass die Mitarbeiter für kleinste Tätigkeiten eine Provisionszahlung erwarten. 

Versuchen Sie es auf einem anderen Weg, indem Sie Ihren Mitarbeitern Autonomie, Anerkennung und Vertrauen zukommen lassen. Geben Sie regelmäßig ein Feedback zur geleisteten Arbeit. Motivieren Sie Ihre nachlässigen Mitarbeiter, indem Sie ihnen Respekt und Vertrauen zukommen lassen. Wichtig ist, dass sich Ihre Mitarbeiter als ernst genommen und kompetent erleben, denn das ist die Grundlage einer nachhaltigen und wirksamen Mitarbeitermotivation. Ihre Praxis kann nur als Einheit funktionieren. Als Behandler sind Sie der Kapitän der Mannschaft und geben die Richtung vor. Sie können nur dann überzeugende Leistungen erbringen, wenn Sie geschlossen auftreten.

Außerdem ist es wichtig, Ihre Mitarbeiter herauszufordern, indem Sie Ziele und Aufgaben vorgeben. Setzen Sie regelmäßig neue Reize und Impulse, um einen Arbeitstrott zu vermeiden. Achten Sie dabei darauf, dass Sie Ihre Mitarbeiter nicht überfordern. Das könnte zur Resignation und mentaler Aufgabe führen. Überprüfen Sie die Aufgaben in regelmäßigen Abständen und vereinbaren Sie regelmäßige Gespräche, um Feedback zu geben. Begleiten Sie Ihre Mitarbeiter, indem Sie Präsenz zeigen, Probleme erkennen und darüber sprechen. Geben Sie Ihren Mitarbeitern nach und nach immer mehr Freiraum und übergeben sie Verantwortung als Zeichen der Anerkennung.

Es gilt: Nur informierte Mitarbeiter sind motiviert! Auf den vorherigen Punkten aufbauend ist es also wichtig, dass Sie Ihre Mitarbeiter mit einbeziehen. Geben Sie ihnen die Möglichkeit, sich am Praxisgeschehen zu beteiligen, indem Sie Vorschläge und eigene Anliegen mit einbringen können, denn für Mitarbeiter ist es wichtig, die organisatorischen Prozesse nachvollziehen zu können. Über diesen Punkt hatten wir bereits im Rahmen der strukturierten Mitarbeiterbefragung gesprochen. 

Zwei Schlagworte rücken Sie damit in den Fokus: „Gemeinsam“. „Erfolgreich“. Der Appell richtet sich an Sie als leitendenr Zahnarzt, denn eine nachhaltige Motivation der Mitarbeiter ist ein aktiver und langfristiger Prozess, der Arbeitsaufwand benötigt. Fördern Sie Ihre Mitarbeiter permanent, zeigen Sie Ihnen, dass Sie an deren Fähigkeiten glauben und fordern Sie Ihre Mitarbeiter heraus. Nur so und in Verbindung mit Vertrauen und Respekt fördern Sie aktives Engagement der Mitarbeiter und den daraus resultierenden Motivationsschub für das gesamte Team.

Fazit: Stärken Sie die Eigenständigkeit und Einsatzbereitschaft, indem Sie Ihren Mitarbeitern die Chance, geben sich aktiv an relevanten Zielen zu beteiligen, und indem Sie Ihren Mitarbeitern das Gefühl geben, etwas bewirken zu können. Beides erhöht automatisch die Mitarbeiterbindung durch das Bewusstsein, wahr und ernst genommen zu werden!

Wenn alle Stränge reißen, bleibt Ihnen nur noch eine Möglichkeit: Die Kündigung! Effizienz ist nun mal die Basis einer jeden Praxis, daher wird Ihnen auch niemand den Entschluss verübeln, einen Ihrer Mitarbeiter zu kündigen. Die Frage, die sich nun stellt: Können Sie Ihren Mitarbeiter einfach kündigen? Der Arbeitnehmer muss tun, was er soll und zwar so gut, wie er kann, so drückt es das Bundesarbeitsgericht (BAG) aus. Haben Sie also den Beweis, dass Ihr Mitarbeiter seine Arbeit gezielt verschleppt und im Durchschnitt weniger leistet als der Rest Ihrer Mitarbeiter, dürfen Sie ihn kündigen. Viele Mitarbeiter glänzen jedoch nicht nur mit Nachlässigkeit. Verbringen sie ihre Zeit mit privaten Telefonaten, surfen häufig im Internet oder beschäftigen sich mit privaten Angelegenheiten, ist dies ein weiterer Grund für eine Kündigung. Auf dass es nicht dazu kommen möge!

In diesem Sinne…
Ihr Christian Henrici

Henrici@opti-hc.de, www.opti-hc.de

Christian Henrici

Dipl. Kfm. Christian Henrici ist seit 2006 Gründer und Geschäftsführer der OPTI health consulting GmbH, die nach eigenen Angaben seit 2006 rund 3.000 Zahnarztpraxen in Deutschland beraten hat. Henrici ist Lehrbeauftragter und Referent für Controlling, Personal und Businessplanung. Als Autor erschien von ihm im Quintessenz-Verlag das Buch „Wer braucht schon gutes Personal? – Erfolgreich führen in der Zahnarztpraxis“. Christian Henrici schreibt Fachbeiträge zu den Themen Betriebswirtschaft, Organisation und Führung & Personal in der Zahnarztpraxis und seine regelmäßige Kolumne in den zm.

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