Fall 1
Anfang Februar 2016 stellte sich notfallmäßig ein 75-jähriger Patient mit einer rezidivierenden intraoralen Blutung in unserer Ambulanz vor.
Anamnese: Klinisch zeigte sich im Bereich der rechten Wangenschleimhaut eine diffuse Blutung aus einer exophytisch imponierenden tumorösen Veränderung mit Kontakt zur Okklusionsebene (Abbildung 1), des Weiteren war ein sanierungsbedürftiges Restgebiss ersichtlich. Anamnestisch berichtete der Patient über eine durchgeführte Nephrektomie rechts aufgrund eines klarzelligen Nierenzellkarzinoms (renal cell cancer; RCC) im Jahr 2004 (T2, N0, M0, R0, G2). Acht Jahre später wurde im Rahmen der Nachsorge eine pulmonale Metastasierung diagnostiziert.
Die anschließende palliative Tyrosinkinaseinhibitor (TKI)-Therapie führte zu einer partiellen pulmonalen Remission. 2015 kam es zu einer ossären Metastasierung. Als weitere Vorerkrankungen sind zum Vorstellungszeitpunkt eine chronische Niereninsuffizienz, eine hochgradige Herzinsuffizienz nach einem Herzinfarkt sowie eine Hypothyreose zu anamnestizieren. Der Patient hatte die intraorale Raumforderung mit größenprogredientem Verlauf bereits vor drei Wochen bemerkt.
Therapie: Durch uns erfolgte die elektrokoagulatorische Blutstillung mit anschließender stationärer Aufnahme zur Überwachung und zum Staging. Im angefertigten CT zeigte sich die kontrastmittelaufnehmende, diffus abgrenzbare rundliche Struktur im Bereich der Wange rechts ohne Infiltration des Alveolarfortsatzes (Abbildung 2).
Aufgrund des raschen Tumorwachstums und der ungünstigen Lokalisation auf Höhe der Okklusionsebene führten wir eine radikale Tumorresektion (Abbildung 3) im Sinne eines ausgedehnten Tumordebulkings mit gleichzeitiger Zahnsanierung durch.
Histologisch ergab sich ein nicht in sano reseziertes, mäßig differenziertes, solides, nicht-kleinzelliges Karzinoms vom klarzelligen Typ (Abbildung 4), welches als Metastase des anamnestisch bekannten RCC anzusehen ist (TNM-Klassifikation (7. Auflage): pM1(SKI), R1).
Die postoperative Wundheilung verlief stadiengerecht, so dass wir den Patienten am dritten postoperativen Tag in die ambulante onkologische Weiterbehandlung entlassen konnten.
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