Zahnärztetag Rheinland-Pfalz

Das Thema trifft den Nerv

„Der Zahnarzt als Arzt“ – interessantes Kongressmotto, mag man sich denken. Aber wie passt das zu einem Festvortrag mit dem Thema „Werte, Tugenden und Manieren im 21. Jahrhundert“, gehalten von einem echten Prinzen – aus Äthiopien stammend – namens Dr. Asfa-Wossen Asserate?

So viel sei an dieser Stelle bereits verraten: Hervorragend! Sein Vortrag zeigte sehr viele gesellschaftliche Aspekte auf, die auch den zahnärztlichen Berufsstand nach wie vor prägen, aber leider zu selten benannt und diskutiert werden. Die zm werden daher den nachdenkenswerten Festvortrag in einer der kommenden Ausgaben veröffentlichen. 

Doch zurück zur Zahnheilkunde 2018, dem wissenschaftlichen Kongress der Zahnärztekammer Rheinland-Pfalz. Im Fokus der umfangreichen interdisziplinären Weiterbildungsthemen, die in Vorträgen und einer Vielzahl an Workshops bearbeitet wurden, stand neben dem demografischen Wandel und seinen Folgen vor allem die adäquate Versorgung älterer und multimorbider Patienten. Den Kongress eröffnete der Kammerpräsident Dr. Wilfried Woop mit den Worten: „Die großen Themen Digitalisierung und Globalisierung spielen eine wichtige Rolle, wir als Zahnärzte sind jedoch kleinteiliger unterwegs: Unsere Themen sind Demografie und Fachkräftemangel.“ Und, so fügte er hinzu, „die Versorgung in der Fläche“. 


Mit festem Blick auf die anwesende rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, bekräftigte Woop die Forderung der Zahnärzteschaft nach einer zeitnahen Einführung der neuen zahnärztlichen Approbationsordnung. „Die Welt von 1955 lässt sich mit heute nicht mehr vergleichen.“ Allerdings reiche das starke Interesse der Zahnärzteschaft an einer schnellstmöglichen Umsetzung nicht aus, hier komme es besonders auf die Landesregierung an, so Woop. Immerhin habe die Landesregierung Rheinland-Pfalz in der bundesdeutschen Gesundheitspolitik einen guten Ruf und damit auch eine bundesweite Verantwortung. 

Dass das Kongressthema „Der Zahnarzt als Arzt“ den Nerv der Politik traf (und trifft), machte die Rede der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin deutlich. „Es freut mich“, so Bätzing-Lichtenthäler, „dass es nicht nur um Zahnheilkunde geht, sondern über den Tellerrand geblickt und der Patient als Ganzes gesehen wird.“ Lob fand auch die hohe Bereitschaft der Zahnärztinnen und Zahnärzte zur Fort- und Weiterbildung. „Sie investieren nicht nur Zeit und Geld, sondern tragen aktiv zur Patientensicherheit bei. Das hohe Engagement spiegelt sich auch in ihrem Selbstverständnis wider, gesellschaftliche Veränderungen anzunehmen und sich diesen zu stellen. Prävention und Altersmedizin sind hier besonders hervorzuheben“, so die Ministerin. 

Zudem mache der demografische Wandel auch vor der Zahnärzteschaft nicht halt. Mit Blick auf die Sicherstellung der Versorgung in einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz sah die Ministerin auch und gerade die Kammern in der Pflicht, die Attraktivität der Niederlassung in ländlichen Gebieten zu erhöhen. Zum Wie gab sie allerdings keine Wortspende. 

Auch für PD Dr. Christiane Gleissner ist das Kongressmotto „Der Zahnarzt als Arzt“ weder zufällig noch banal. Es stehe für die vielfältigen Tätigkeitsbereiche der Zahnmedizin und ihren Wandel von einer reparierenden zur erhaltenden Zahnheilkunde. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Mundhöhle der Spiegel von Gesundheit und Krankheit ist. Umso wichtiger sei es, die Zeichen sehen und verstehen zu können. 




Eine Einschätzung, die der wissenschaftliche Kongressleiter, Prof. Dr. Bernd d´Hoedt, umfänglich teilte: „Das Bild einer monteurhaften Tätigkeit im Mund war schon immer völlig falsch.“ Die Medizin verändere sich beständig und deshalb sei ein lebenslanges Lernen zwingend notwendig. 

"Das Bild der monteurhaften Tätigkeit im Mund war schon immer völlig falsch".

Prof. Dr. Bernd d´Hoedt

Doch zurück zu den eingangs erwähnten Werten und Tugenden. Eine besondere Ausprägung finden diese im sozialen Engagement so vieler Zahnärztinnen und Zahnärzte. Anlässlich des Kongresses konnte Sanitätsrat Dr. Gert Kohl erneut einen stattlichen Scheck an die Mainzer Kinderklinik überreichen, die durch die von ihm koordinierten Altgoldsammlungen, möglich wurde: 210.455 Euro für die Kinderintensivstation. Ob mit dieser Summe ein Rekord erreicht wurde, weiß der Verfasser nicht, aber 1,8 Millionen Euro im Laufe seines 25-jährigen Engagements für die KIKAM e.V. sind aller Ehren wert.

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