Dr. Michael Frank zur ERO

Dr. Michael Frank ist Präsident-elect der ERO, der Regionalorganisation der FDI. Ein Thema der diesjährigen Generalversammlung: MVZ. Frank sagt: „Wenn Medizin zum Investment wird, geht es nicht mehr primär um die bestmögliche Versorgung der Patienten, sondern um Rendite!“

Welchen Einfluss hat die ERO auf die Entscheidungen der FDI-Generalversammlung?

Dr. Michael Frank:

Die European Regional Organisation (ERO) stellt – gemeinsam mit den Vertretungen der Weltteile Asien-Pazifik (APRO), Afrika (ARO), Lateinamerika (LARO) und Nordamerika (NARO) – eine der Unterorganisationen der FDI. Da vier der sieben bedeutendsten Industrienationen zu Europa gehören, ist natürlich das Gewicht dieses Kontinents in der Weltorganisation der Zahnärzte entsprechend groß. 

Der Einfluss der europäischen Zahnärzteschaft und dabei insbesondere der deutschen Delegation zeigt sich vor allem an den Themenschwerpunkten, die wir in die internationale Diskussion einbringen. Aktuell ist das vor allem die Frage der adäquaten medizinischen Versorgung von Menschen, die gemessen an europäischen Standards unterversorgt sind, und das Thema Mundgesundheit bei Migrantinnen und Migranten. 

Was waren die Themen der ERO in Buenos Aires?

Im Rahmen des Kongresses fanden Sessions mit Tätigkeitsberichten der verschiedenen Arbeitsgruppen statt; unter anderem aus der von mir als Supervisor geleiteten AG Dental Team Practice 2030. Diese Gruppe befasst sich mit den Auswirkungen technologischer und gesellschaftspolitischer Einflüsse auf die Art und Weise, wie Zahnärztinnen und Zahnärzte in naher Zukunft ihren Beruf ausüben werden. Dieser Wandel betrifft natürlich die hochtechnisierten Länder Europas stärker als etwa die Staaten Afrikas, aber im Zeitalter der Globalisierung sind Veränderungen immer auch weltweit spürbar. 

Weitere Themen, zu denen es Berichte gab, waren die Frage der alternden Gesellschaften (ageing populations) und die Herausforderungen durch den demografischen Wandel, denen sich die (Zahn)Medizin stellen muss.

Mit welchen Themen wird sich die ERO in Zukunft – dann unter Ihrer Präsidentschaft – beschäftigen müssen? 

Ein Thema, das uns nicht nur hierzulande, sondern auch europaweit vor Probleme stellt, sind die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), hinter denen häufig kapitalstarke Finanzinvestoren stehen. Wenn Medizin zum Investment wird, geht es nicht mehr primär um die bestmögliche Versorgung der Patienten, sondern um Rendite. 


In der Generalversammlung der ERO berichtete der spanische Zahnärztepräsident von boomenden MVZ und Fällen, in denen Patienten Vorauszahlungen für Behandlungen leisten mussten, die nie zustande kamen, weil die Firma hinter dem MVZ vom Markt verschwunden ist. So etwas darf es nicht geben.


Dr. Michael Frank

In der Generalversammlung der ERO berichtete der spanische Zahnärztepräsident von boomenden MVZ und Fällen, in denen Patienten Vorauszahlungen für künftige Behandlungen leisten mussten, die nie zustande kamen, weil die Firma, die hinter dem MVZ stand, vom Markt verschwunden ist. So etwas darf es nicht geben und hier muss seitens der Zahnärztschaft auf die Politik eingewirkt und müssen die problematischen Implikationen der derzeitigen Gesetzeslage aufgezeigt werden. Hierzu wurde auch in Buenos Aires eine von den deutschen Delegierten in die Versammlung eingebrachte Resolution einstimmig verabschiedet. 

Ein weiteres Thema wird die zukünftig bessere Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Council of European Dentists (CED) sein, der zahnärztlich-politischen Vertretung der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in Brüssel.

Die Fragen stellte Anita Wuttke.

Die Europäische Regionalorganisation ERO ist eine Unterorganisation der FDI und vertritt die Interessen von Zahnärzten aus 53 europäischen Ländern. Ziel ist die freie Therapiewahl und die von Dritten unbeeinflusste Zahnarzt-Patienten-Beziehung.

 

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