Nach der Veröffentlichung meldete sich Andreas Haesler, Vorsitzender des Fördervereins des Dentalhistorischen Museums in Zschadraß (Landkreis Leipzig): „Ihr schreibt über den längsten Zahn der Welt mit 37,2 mm. Unser längster Eckzahn ist 48 mm und befindet sich auf einer der Tafeln, die der Dentist Karl Draeger angefertigt hat. Davon gibt es bei uns mehr als 1.080 solcher Tafeln mit etwa 15.000 Zahnanomalien, 1.500 Röntgenbildern undFotos, dazu etwa 1.000 Modelle. Wieviel mehr als 37,2 mm lange Zähne es bei uns noch gibt, müsste ich zählen, es sind mehrere.“ Ein wissenschaftlicher Schatz „ohne Vergleich in der Welt“, freut sich Haesler.
Abbildung 1: Diese Tafel von Karl Draeger zeigt unterschiedliche Zahngrößen der Zähne im Oberkiefer – von 48 mm bis 15 mm ist alles vertreten. | DHM Zschadraß / Andreas Haesler
Die Tafeln des Dentisten Karl Draeger
„Der Dentist Karl Draeger lebte und arbeitete in Wien und muss dort auch sicher in der Dentistenausbildung tätig gewesen sein“, vermutet der gelernte Zahntechniker und Betreiber eines Zahntechniklabors. Leider gebe es (noch) keine verlässlichen Daten dazu. Aus den vom Museum aufbewahrten Unterlagen könne er aber herauslesen, dass diese Tafeln ab etwa 1925 entstanden und bis etwa 1975 vollendet worden seien. „Auf einer der Tafeln steht ‚Dies ist der Extrakt aus mehr als einhunderttausend Zähnen‘, die sich natürlich auch bei uns befinden“, erklärt Haesler.
Ausschnitt der Tafel von Abbildung 1 mit den oberen Eckzähnen: Die Beschriftung dokumentiert die Länge und den Namen des Behandlers, der diesen Zahn der Sammlung Draeger zur Verfügung gestellt hat. | DHM Zschadraß / Andreas Haesler
Draeger habe mit vielen Zahnärzten, Dentisten und Universitäten korrespondiert und darum aus vielen Teilen Europas Anomalien zugeschickt bekommen. Der Österreicher montierte diese auf Tafeln, die anfangs – bis etwa 1950 – aus mit schwarzem Papier bezogener Pappe bestanden, danach aus Glas, da dieses sich nicht verziehen kann. „Wo es notwendig war, sind entsprechende Röntgenbilder, Fotografien oder Modelle zur besseren Veranschaulichung angebracht worden“, beschreibt Haesler das Vorgehen des Dentisten.
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