Sonderauswertung Corona zum Zahnärzte-Praxis-Panel (ZäPP)

Akute Einschnitte mit anschließenden Erholungseffekten

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Dennis Guhl, Martin Jäkel, Abteilung Statistik, KZBV

Gerade läuft die vierte Runde des Zahnärzte-Praxis-Panel (ZäPP) zur Kosten- und Versorgungsstruktur der vertragszahnärztlichen Praxen. Jetzt liegt die Sonderauswertung 2020 zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Zahnarztpraxen vor. Ein erstes Fazit: Zwar gab es kurzfristig drastische Einschnitte, jedoch sind die meisten Zahnärztinnen und Zahnärzte mit einem blauen Auge durch die Pandemie gekommen.

Die letztjährige Erhebung des ZäPP hatte als Zusatz einen Sonderteil, der sich mit dem damals wie heute relevanten Thema der Corona-Pandemie beschäftigte. Obwohl der Sonderteil freiwillig war, haben knapp 2.500 Zahnärztinnen und Zahnärzte diese zusätzlichen Fragen beantwortet – dafür spricht die KZBV den Teilnehmenden nochmals ihren besonderen Dank aus. Dass so viele der Kolleginnen und Kollegen den Sonderteil ausgefüllt haben, zeigt deutlich das hohe Engagement der Zahnärzteschaft.

Die durch die Sonderauswertung gewonnenen Informationen waren nicht nur hilfreich für die KZBV, um sich ein Bild von den konkreten Auswirkungen der Pandemie auf die Praxen zu machen, sondern sie konnten auch an verschiedenen Stellen harte Fakten und Hintergründe liefern, um in Verhandlungen mit den Krankenkassen die Forderungen der KZBV für die Zahnärzteschaft zu belegen und durchzusetzen – sei es bei den regulären Punktwertverhandlungen, aber auch beim erfolgreich verhandelten Pandemiezuschlag in Höhe von 275 Millionen Euro, der die besonderen Aufwände der Vertragszahnärztinnen und -zahnärzte aufgrund der Corona-Pandemie abgelten soll.

Eingebrochene Patientenzahlen

Vor allem in den Patientenzahlen spiegelt sich der Pandemieverlauf wider: Das erste Quartal zeigt noch ein gemischtes Bild, jedoch macht sich bereits der Beginn der Pandemie im März bemerkbar, denn immerhin 37 Prozent der Praxen berichteten von bis zu 20 Prozent gesunkenen  Patientenzahlen gegenüber dem Vorjahresquartal. Im zweiten Quartal, dem vorläufigen Höhepunkt der Pandemie, hatte jede zweite Praxis einen Rückgang der Patienten von bis zu 20 Prozent zu verzeichnen; weitere knapp 25 Prozent der Praxen meldeten sogar einen noch stärkeren Rückgang (teilweise mehr als 40 Prozent), bevor sich im dritten Quartal die Lage wieder normalisierte.

Einen direkten Einfluss hatte diese Entwicklung auf die Einnahmen der Praxen, wenn auch teilweise mit leichter Verzögerung: Während im ersten Quartal noch kaum Auswirkungen zu erkennen waren, hatten 42 Prozent der Praxen im zweiten Quartal mit einem Rückgang der Einnahmen von bis zu 20 Prozent zu kämpfen, weitere 35 Prozent der Praxen sogar mit einem noch deutlicheren Rückgang – teilweise mehr als 40 Prozent. Bei einem Großteil der Praxen gab es im dritten Quartal eine Erholung, allerdings berichteten nach wie vor knapp 40 Prozent von einem Rückgang der Einnahmen von bis zu 20 Prozent.

ZäPP bereits in der vierten Runde – die Erfolgsserie geht weiter!

Das Zahnärzte-Praxis-Panel (kurz ZäPP), die erfolgreiche Erhebung der KZBV und der KZVen zur Kosten- und Versorgungsstruktur der vertragszahnärztlichen Praxen, ist derzeit bereits in der vierten Runde. Bis zum 31.01.2022 haben Sie noch die Möglichkeit, mitzumachen und Ihre ausgefüllten Erhebungsunterlagen einzusenden. Die ersten drei Erhebungen waren ein großer Erfolg: Rund 3.300 Fragebögen sind im vergangenen Jahr eingegangen, die bundesweite Rücklaufquote erreichte somit fast zehn Prozent. Die KZBV dankt allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich dafür – dies ist ein hervorragendes Ergebnis!

Auf der Kostenseite der Praxen zeigt sich ein komplexeres Bild. Grundsätzlich ist es nicht möglich, die Kosten kurzfristig und vollständig anzupassen, wenn es zu einem Patientenrückgang kommt. Im Gegenteil: Bei den Sachkosten hatte ein Großteil der Praxen über sämtliche Quartale hinweg die üblichen inflationsbedingten Kostensteigerungen zu verzeichnen, dabei gab es kaum wesentliche Unterschiede zwischen der Hochphase der Pandemie und der nachfolgenden Erholung. Da ein Großteil der Sachkosten Fixkosten sind, war es den Praxen offensichtlich nur in geringem Maß möglich, auf die veränderte Einnahmensituation mit analogen Kosteneinsparungen zu reagieren.

Was ist ZäPP?

Das Zahnärzte-Praxis-Panel, kurz ZäPP, ist eine seit 2018 bundesweite Erhebung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) zur Kosten- und Versorgungsstruktur in vertragszahnärztlichen Praxen. Ziel ist, eine Datengrundlage über die wirtschaftliche Entwicklung der Praxen in ganz Deutschland zu gewinnen, die höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügt.

Auch ist zu beachten, dass die Kosten einiger Hygieneartikel – wie Masken oder Desinfektionsmittel – förmlich explodiert sind. Bei den Personalkosten konnten zu Höchstzeiten rund ein Drittel der Zahnarztpraxen Einsparungen erzielen, um die Einnahmenrückgänge zumindest etwas abzufedern – vor allem durch den Einsatz von Kurzarbeit. 

Die Kurzarbeit hat geholfen

Zum Thema Kurzarbeit lieferte die Auswertung der Sonderfragen folgende Erkenntnisse und Tendenzen. Relativ frühzeitig standen hier durch Vorabauswertungen Daten zur Entwicklung und zum Umfang der Inanspruchnahme von Kurzarbeit über die einzelnen Quartale des Pandemiejahres 2020 zur Verfügung und konnten in Verhandlungen genutzt werden. Offizielle Zahlen wie etwa die der Bundesagentur für Arbeit trafen erst zu einem späteren Zeitpunkt ein. Nachträglich zeigt sich, dass diese Zahlen nahezu exakt mit den ZäPP-Stichprobenergebnissen übereinstimmen. Die Ergebnisse lassen in der Tendenz erkennen, dass Kurzarbeit für den zahnärztlichen Wirtschaftszweig ein wichtiges Mittel war, um Liquiditätsengpässe und drohende Insolvenzen zu vermeiden, ohne die bestehenden Beschäftigungsverhältnisse infrage stellen zu müssen.

Ein genaues Bild liefert ZäPP 2021

Zu beachten ist, dass die ZäPP-Sonderauswertung zu einem relativ frühen Zeitpunkt noch inmitten der Pandemie stattfand und sämtliche Aussagen auf Einschätzungen beruhen. Ein vollständiges und exaktes Bild der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Praxisfinanzen wird die vierte, derzeit laufende ZäPP-Erhebung liefern, deren Ergebnisse daher mit Spannung erwartet werden. Umso wichtiger ist die (erneute) Beteiligung der Kollegenschaft. 

Dieses Jahr gibt es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einige Vorteile und Neuerungen: Neben der gewohnten finanziellen Anerkennung und der vereinfachten Möglichkeit, den Fragebogen online auszufüllen, wäre vor allem das neu eingeführte Berichtsportal zu nennen, das flexible Vergleiche der eigenen Praxiskennzahlen mit der Zahnärzteschaft der Region ermöglicht. Sollen beispielsweise nur Einzelpraxen oder BAGs angezeigt werden? Praxen eines bestimmten Fachgebiets oder einer bestimmten Einnahmenklasse? Oder ist die Personalsituation von Interesse? Eine Vielzahl von individuell auswählbaren Vergleichsgruppen ermöglicht die maßgeschneiderte Gegenüberstellung verschiedenster Kennzahlen und den Vergleich mit den Werten der eigenen Praxis. Die Angaben werden zu übersichtlichen, interaktiven Graphen aufbereitet, die differenzierte Analysen ermöglichen. Die intuitive und eingängige Bedienung erlaubt einen einfachen Umgang mit den vielen neuen Funktionen.

Nur ganz wenige Insolvenzen

Das ist auch eine positive Entwicklung für die Gesamtwirtschaft, denn nach ZäPP-Ergebnissen arbeiten in Zahnarztpraxen mehr als 300.000 Beschäftigte. Und so ist es ein äußerst erfreuliches Zeichen, dass selbst im Pandemiejahr 2020 nur 27 von mehr als 40.000 Praxen ein Insolvenzverfahren angemeldet haben – eine Quote von weniger als 0,1 Prozent.

Dennis Guhl, Martin Jäkel Abteilung Statistik Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) Universitätsstr. 73, 50931 Köln

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