Medizin-Lexika auf CD-ROM und im Internet

Durchklicken statt durchblättern

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Nachschlagewerke sind für jeden Mediziner unverzichtbare Arbeitshilfen. Auch Zahnärzte müssen in Ihrer Praxis immer wieder mal zum Lexikon greifen, um Begriffe und Sachverhalte nachzuschlagen. Moderner und komfortabler als gebundene Bücher im Regal sind dabei CD-ROMs oder Online-Angebote. Die Auswahl nimmt hier ständig zu – und natürlich auch die qualitativen Unterschiede.

Mit 1842 Seiten und einigen Kilogramm Gewicht muss sich beschäftigen, wer die neue Auflage des bekannten medizinischen Nachschlagewerks „Pschyrembel“ in Händen hält. Das Werk, das für 38,95 Euro – beziehungsweise 58 Euro inklusive CD – den Besitzer wechselt, ist ein bekanntes Universallexikon, wenn es darum geht, stichwortartig medizinische Sachverhalte kurz zu erfassen. Fast 3000 neue Fachbegriffe und zahlreiche neue Terminologia anatomica wurden in die aktuelle Auflage integriert, die sich auch an die neue deutsche Rechtschreibung hält. Man findet unter anderem neueste Erkenntnisse zu Prionkrankheiten, neue Begriffe zu Molekularmedizin und -biologie, Gentherapie, Genomprojekt, genetischen Erkrankungen, viele neue Substanzen (Arzneimittel) und einige angepasste gesetzliche Regelungen in der Übersicht. Das Buch ist vierfarbig gestaltet, wenn auch zahlreiche Abbildungen vor allem seltenerer Erkrankungen noch schwarz-weiß sind; die Bildqualität lässt jedoch oft zu wünschen übrig (zum Beispiel bei der Multiband-Apparatur). Die Zahnmedizin ist im Pschyrembel erwähnt, wenn auch zahlreiche Einträge zu kurz geraten sind. So findet sich etwa die Haarleukoplakie, nicht aber die im ICD10 erwähnte Erythroplakie.

Lexika wie der Pschyrembel müssen sich heutzutage auch mit dem Internet messen lassen. Wer mit Google nach Erythroplakie sucht, findet auf Anhieb etwa 50 Einträge. Auch der Konkurrent, das Roche-Lexikon ist da erfolgreicher, weil der Begriff zumindest genannt wird. Im Internet ist das Roche-Lexikon (4. Auflage) zudem kostenfrei zugänglich. Das Bildmaterial des gedruckten Pschyrembel findet sich im so genannten „Hyperbook“ auf der mitgelieferten CD wieder. Es belegt bei Indizierung auf der Festplatte etwa 22 MB – ein verträglicher Wert. Die Vorteile gegenüber der Printversion liegen vor allem im schnellen Aufrufen von Hyperlinks wie auch in der Dokumentation der durchgeführten Recherche.

Dinosaurier der Medizin

Auch Unscharfsuche und Auflistung der Grenzbegriffe sind durchaus hilfreich. Diese Funktionen stehen im Online-Roche-Lexikon nicht zur Verfügung, hier muss nach Wortbestandteilen gesucht werden. Zwar bietet der Pschyrembel beispielsweise zum Bundesseuchengesetz die umfangreichere Darstellung, jedoch ist die Information mickrig gegenüber kurzen Recherchen im Internet. Trotz der Dicke des Pschyrembel bleiben für Begriffe wie „Zahnimplantat“ nur fünf Zeilen ohne Foto. Wie lange solche Dinosaurier der Medizin angesichts des elektronischen Fortschritts noch Bestand haben werden, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wurden vom de Gruyter-Verlag die Möglichkeiten der CD nicht ausgenutzt, denn multimediale Elemente vermisst man doch sehr. Herzgeräusche mit Frequenzbändern darzustellen ist zwar nett, ein Tondokument wäre aber wohl sinnvoller.

Die Rote Liste weist einen ähnlichen Standard auf wie der Pschyrembel. Seit einigen Jahren versendet der Editio cantor-Verlag die Rote-Liste-CD kostenfrei an die deutschen Zahnärzte. Damit ist zumindest ein Jahr lang eine Übersicht aktuell verfügbarer Medikamente zur Hand, über Inhaltsstoffe, Interaktionen und Nebenwirkungen. Und natürlich zählt heute auch der Preisvergleich bei Aut-idem-Produkten. Der therapeutisch innovative Zahnarzt ist gezwungen, für Medikamente, die in Deutschland nicht erhältlich sind (zum Beispiel Periostat), Alternativen zu suchen (etwa Doxyderma 50, wobei die Tablette in diesem Fall zu halbieren ist), wenn er auf diese Therapieformen setzt.

Werkzeug mit Schönheitsfehlern

Die Rote Liste ist sicherlich das beste Werkzeug zur Selektion – wenn da nicht die Innovation wäre. Mit dem Jahrgang 2002 hat der EC-Verlag leider vom eigenständigen Software-System Abschied genommen und auf ein Internet-konformes Software-Layout gewechselt. Und das war ein Fehler: Die enormen, gegenüber früher verdreifachten Datenmengen, die bei der Installation auf die Festplatte geschaufelt werden, sind noch zu verzeihen. Unverzeihlich sind aber die Performance-Verluste. Suchroutinen und Selektion sind gähnend langsam geworden, woran auch ein schneller Rechner wenig ändert. Die Freude an der Bedienung ist nicht groß, besonders nicht für Benutzer, welche die alte Version kennen.

Der lachende Dritte ist in diesem Fall ein bisher nicht besonders bekannter, wenn auch schon etablierter Konkurrent der Roten Liste: der so genannte ifap-Index. Schon nach kürzester Zeit war auf zahnärztlichen Plattformen (www.deutschedental. de) der alternative Tipp zu finden. Nach kurzer Anmeldung und einigen Tagen Wartezeit erhält man von der ifap GmbH eine CD, die nicht nur fast identische Arzneimitteldatenbanken enthält, sondern auch hilfreiche Dinge, wie die BDA-Manuals. Die ifap-Datenbank ist nach Doc- Check-Login auch online nutzbar, wobei die Suche sehr schnell ist. Ein Online-Update ist nach Autorisierung möglich, so dass die Daten stets aktuell vorliegen. Einige Hilfen, wie die Interaktionsprüfung, sind gut gelöst und geben zumindest grobe Warnhinweise zu Wechselwirkungen der Medikamente. Preisvergleiche und Berücksichtigung der Festbetragsregelung bestätigen den deutlichen Vorsprung des ifap-Indexes zur Roten Liste.

Dr. Henry SchneiderRurstr. 47a52441 Linnichzahnarzt@kariesfrei.de

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