ERO-Vollversammlung in Dubrovnik

Gemeinsame Trends und vielfältige Probleme

Gemeinsame Trends, aber auch eine Vielfalt an ureigensten zahnärztlichen Belangen wurden auf der letzten Sitzung der ERO in Dubrovnik diskutiert. Ganz aktuell ist die Auseinandersetzung mit der EU-Ost-Erweiterung.

Europa wächst immer mehr zusammen und das gilt auch für die Zahnärzte. Ähnliche Probleme beschäftigen die zahnärztlichen Berufsverbände in Europa. Diese miteinander auszutauschen und zu gemeinsamen Standpunkten zu kommen, ist eine wichtige Aufgabe der Europäischen Regionalorganisation, der ERO. Dabei wird die ERO immer größer oder anders gesagt, die Tendenzen in Europa, besonders in Mittel- und Osteuropa, zur Bildung vieler Nationalstaaten, spiegeln sich auch in der ERO wider. Zu den bereits 36 Mitgliedsländern der ERO wurden bei der diesjährigen Vollversammlung (26./27. April) drei neue Länder aufgenommen, nämlich die Zahnärzteverbände von Bulgarien, Armenien und Georgien. Weiter haben eine Mitgliedschaft beantragt: Ukraine, Aserbaidschan und Kirgistan.

Die Berichte der Länder über aktuelle Entwicklungen bildeten einen wichtigen Part der Tagesordnung. Der ERO-Vorstand bat die Bundeszahnärztekammer als federführende Stelle eine Zusammenfassung der Länderberichte in der Vollversammlung vorzustellen.

Als wichtige gemeinsame Themen und Trends in den Ländern wurden unter anderem herausgestellt:

Veränderungen im Verband

Darüber wurde aus mehreren Ländern berichtet. Dies betrifft personelle, strukturelle und organisatorische Veränderungen. Die bedeutendste strukturelle Veränderung wird aus Österreich berichtet. Dort hat die EU ein „Vertragsverletzungsverfahren“ eingeleitet mit dem Ziel, die Organisation der Ärzte und Zahnärzte in einer gemeinsamen Kammer in Frage zu stellen. Daher wird die Trennung der Zahnärztekammer von der Ärztekammer zurzeit diskutiert.

Zahnärztliche Ausbildung

Über eine EU-konforme Umstellung der zahnärztlichen Ausbildung wird aus den beitrittswilligen Ländern und Österreich berichtet.

Fortbildung

Mit besonderer Brisanz wird von der Bundeszahnärztekammer die Tatsache beurteilt, dass in einigen Ländern eine Zwangsfortbildung mit Rezertifizierung (zum Beispiel Kroatien, Großbritannien) existiert, in anderen Staaten wird eine Fortbildungsteilnahme auf freiwilliger Basis mit Punkteerwerb gefordert.

Spezialisierungen

Es gibt immer noch recht viele Spezialisierungen in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Mitteleuropa, wenn hier auch die Tendenz zur Reduzierung der Anzahl der Gebiete zu verzeichnen ist. Andererseits bestehen Tendenzen zur Ausdifferenzierung der Zahnheilkunde und damit zu mehr Spezialisierungen in westeuropäischen Ländern, insbesondere Großbritannien.

Manpower-Fragen

Sie sind weiterhin in mehreren Ländern aktuell. Über einen Mangel an Zahnarzt-Nachwuchs wird aus Norwegen berichtet, insbesondere betrifft das Gebiete in Nord-Norwegen. Die Neueröffnung einer zahnmedizinischen Fakultät in Norwegen (Tromsö) wird daher diskutiert.

Zahnarzthelferinnen, Dental Hygienists, Zahntechniker

In den Niederlanden besteht die Tendenz zur weiteren Verselbständigung der Dentalhygienikerinnen durch die Ausweitung der Ausbildungsdauer auf vier Jahre. Die ERO wird sich dieser Entwicklung entgegenstellen müssen. Von aktuellen Schwierigkeiten der Verselbständigung der Zahntechniker wird aus der Slowakei berichtet, hier ist vorgesehen, dass ein Praxislabor nicht mehr durch Zahnärzte geführt werden darf.

Vertragsverhandlungen

Es wird von teils erfolgreichen Verhandlungen, zum Beispiel aus den Niederlanden, wie auch von schwierigen Verhandlungen (Österreich) berichtet. Die finanziellen Mittel für zahnärztliche Versorgung sind in Mitteleuropa immer noch zu gering. Die Honorare wurden häufig nur gerade an die Inflationsrate angeglichen.

Ein wichtiges Thema für die ERO mit ihren bald 40 Mitgliedsländern ist die EU-Ost-Erweiterung. Neben den 15 Mitgliedstaaten werden voraussichtlich bis 2004 weitere zehn Länder Mitglied der EU werden, noch mehr Länder streben eine Mitgliedschaft an. Wichtigste Fragen beim EU-Beitritt sind aus zahnärztlicher Sicht die Qualität und Qualitätssicherung der zahnärztlichen Berufsausübung sowie Fragen des Patientenschutzes. Von der EU-Kommission aus wird zurzeit die Äquivalenz der Ausbildung in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in den beitrittswilligen Ländern überprüft. Es scheint, dass befristete Übergangsregelungen vereinbart werden, um den freien Austausch von Personen und Dienstleistungen im Sinne eines qualitätsgesicherten Verbraucherschutzes zu gewährleisten.

Es ist eine wichtige Aufgabe der ERO, die beitrittswilligen Länder bei ihren Bemühungen zum EUBeitritt zu beraten und zu unterstützen. Die Bundeszahnärztekammer hingegen muss zusätzlich eigene Interessen vertreten. Vizepräsident Dr. Wolfgang Sprekels: „Wir tun alles bei der EUKommission und dem Europäischen Parlament, dass Deutschland – vor allem Ostdeutschland – nicht von nicht ausreichend qualifizierten Zahnärzten überschwemmt wird. Wir fordern mit Vehemenz Übergangsfristen.“

Bei der diesjährigen Vollversammlung wurde die Rolle der ERO in Europa und in der FDI in einem gesonderten Themenblock diskutiert. Die ERO hat ihre eigene Stellung zu finden in Bezug zum Zahnärztlichen Verbindungsausschuss, ZÄV, und zur Fédération Dentaire Internationale, FDI.

Das seit Jahren von allen deutschen Zahnärzteverbänden vorgetragene Votum, die beiden europäischen Zahnärzteverbände ERO und ZÄV zu einem einzigen europäischen Zahnärzteverband zusammen zu legen, wurde bisher von der Mehrheit der europäischen Mitgliedsländer abgelehnt. Daher schlug BZÄK-Vizepräsident Dr. Wolfgang Sprekels, der in beiden europäischen Organisationen aktiv ist, eine Arbeitsteilung bei der Themenbearbeitung durch ERO und ZÄV vor. Dieser Vorschlag wurde in der ERO Vollversammlung in Dubrovnik mit großer Zustimmung zur Kenntnis genommen und der Vorstand mit der Realisierung beauftragt. Die BZÄK wird eine effizientere Struktur in den europäischen Zahnärzteorganisationen einfordern. BZÄK

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