KZBV reagiert auf Ersatzkassenkampagne

Mit Aufklärung gegen Billig-Labore

Wenn Patienten der Barmer, DAK oder HEK einen genehmigten Heil- und Kostenplan ihrer Kasse erhalten, liegt in jüngster Zeit auch eine "Patienteninformation" zu preisgünstigem Zahnersatz bei. Die Ersatzkassen wollen so erreichen, dass sich ihre Versicherten den Zahnersatz bei "Billig-Laboren" - meist ausländischen Dentallaboren mit Preisabschlägen - fertigen lassen. Mit Informationen für Zahnärzte und Patienten hat die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) jetzt auf diese Kampagne der Ersatzkassen reagiert.

IIn einigen Fällen sollen die Kassen ihren Versicherten konkrete Niedrigpreisangebote mit den Adressen entsprechender Labore ausgehändigt haben. Sobald vertrauliche Patientendaten von den Krankenkassen ohne Einwilligung der jeweiligen Patienten an Labore weitergeleitet wurden, widerspreche das aber geltenden Datenschutzbestimmungen.

Grundsätzlich, so die KZBV, ließe sich die Info-Aktion der Kassen nicht beanstanden oder unterbinden. Allerdings stelle sie einen elementaren Eingriff in das Verhältnis zwischen Zahnarzt und Patient dar - letzterer werde verunsichert, unnötige Diskussionen würden heraufbeschworen, die Arbeit des Zahnarztes werde erschwert und damit zeitaufwändiger. Außerdem könne die Zusammenarbeit mit ortsfremden oder ausländischen Laboren nicht in gewohnt individueller Weise erfolgen. Für den Zahnarzt und seine Patienten stelle sich daher auch die Frage, ob sowohl unter medizinischen als auch ästhetischen Gesichtspunkten eine zufrieden stellende Versorgung möglich ist.

Die KZBV empfiehlt allen Zahnärzten, ihre Patienten darüber aufzuklären, dass sie selbst nicht davon profitieren und dass ihr Budget nicht entlastet würde, da zahntechnische Leistungen für Zahnersatz und Kieferorthopädie außerhalb von Budgets und HVM-Begrenzungen laufen.

Zwar wird die KZBV mit einer detaillierten Information von Zahnärzten und Patienten auf den Sachverhalt reagieren. Im Mittelpunkt einer sachlichen Aufklärung stehe jedoch das persönliche Gespräch zwischen Zahnarzt und Patient selbst. Hierbei solle über Hintergründe sowie mögliche Folgen und Risiken informiert werden.

Argumentationshilfen

Folgende Aspekte und Argumente sollten dabei aufgegriffen werden:• Zahnärzte haben nichts dagegen, wenn die Krankenkassen Material- und Laborkosten senken wollen, da dies ein normales wirtschaftliches Handeln ist. Einseitige Eingriffe zu Lasten von Patienten und Zahnärzten werden aber abgelehnt.

• Material- und Laborkosten machen nur einen Teil der Zahnersatz-Rechnung aus. Edelmetallkosten hängen vom Goldtagespreis ab und lassen sich deshalb nicht durch die Wahl eines anderen Labors senken. Von den gesparten Kosten profitiert der Patient nur minimal.

• Ein Preisvorteil ist nur dort zu sehen, wo die Qualität des Zahnersatzes absolut vergleichbar ist.

• Da der Zahnarzt als einzig Verantwortlicher die Gewährleistungspflicht für Qualität und Funktion des Zahnersatzes übernimmt, muss er auch entscheiden, welches Labor die Arbeit ausführt. Verlängerte Garantien des Labors selbst sind bedeutungslos, zumal bei Billig-Laboren ein erhöhtes Insolvenzrisiko besteht.

• Die Aktionen der Kassen sind nicht seriös, da sie mit den Zahntechnikern Vereinbarungen treffen, ohne den Zahnärzten eine Mitsprachemöglichkeit zu geben.

• Billiger Zahnersatz aus dem Ausland birgt Qualitäts- und Haftungsrisiken, weil der Zahnarzt nicht überprüfen kann, ob Normen, wie etwa das Medizinproduktegesetz, eingehalten wurden.

• Die Weitergabe von Patientendaten ohne Einwilligung verletzt das Datenschutzgesetz, da Kostenangebote nur anonym erstellt werden dürfen.

•  Weil Zahnersatz nicht nur passen, sondern dem Patienten auch gefallen soll, ist es notwendig, dass Zahnarzt und Zahntechniker ein eingespieltes Team bilden. Fragen der Funktionalität und Ästhetik lassen sich nicht mit einem ausländischen oder weit entfernten Labor zufrieden stellend lösen.

• Da Material- und Laborkosten für den Zahnarzt durchlaufende Posten sind, hat er keinerlei finanzielle Vor- oder Nachteile durch eine niedrige Laborrechnung. Preisnachlässe der Labore müssen an Patienten und Kassen weiter gegeben werden.

Um das Ansinnen der Krankenkassen zu verdeutlichen, nennt die KZBV folgendes Beispiel: "Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit Ihrem Auto in die Vertragswerkstatt und verlangen einen Wechsel von Bremsbelägen und Bremsscheiben. Es dürfen aber nicht die Original-Ersatzteile verwendet werden. Sie verlangen, dass billige ausländische Ersatzteile eingebaut werden, und zwar ohne jedweden Preisaufschlag. Garantie möchten Sie aber unbeschränkt haben. Wahrscheinlich würde die Werkstatt das ablehnen. Ihnen wird das aber durch diese Aktionen der Krankenkassen bei der Zahntechnik zugemutet."

In einer für die Patienten zusammengestellten Information erklärt die KZBV zudem, dass auch die Zahnärzte den Wunsch haben, die Effizienz im Gesundheitswesen zu steigern. Dabei müssten aber Qualitätsaspekte weiterhin im Vordergrund stehen.

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