Indexzertifikate

Nicht unbedingt preiswert, nicht unbedingt gut

Indexzertifikate gelten als die bessere und zugleich preiswertere Alternative zu Fonds. Der Investor kauft einfach einen Index und spart dadurch die Fonds-Managementkosten. Doch ein Index bedeutet nicht immer optimale Risikostreuung. Und wenn das Laufzeitende des Zertifikats in eine Baisse fällt, drohen hohe Verluste.

Die Idee als solche überzeugt: Zum Jahresende 2001, einem katastrophalen und nicht erwarteten Baissejahr, verzeichneten von insgesamt rund 150 Aktienfonds der international anlegenden Klasse nur 24 Fonds mit mindestens dreijähriger Vergangenheit ein besseres Resultat als der maßgebliche MSCI-Weltindex. Warum dann nicht gleich auf Nummer Sicher gehen und diesen Index kaufen? – so locken heute viele Bankberater die von hohen Kursverlusten geschockte Kundschaft in ein noch relativ junges Anlageinstrument.

Fehlgriffe

Es heißt Indexzertifikat. Es basiert genau auf den Aktientiteln, die im relevanten Index enthalten sind. Das kann der Deutsche Aktienindex DAX sein, der Euro-Stoxx 50 mit den tonangebenden europäischen Aktiengesellschaften, der Dow Jones Index mit den 30 wichtigsten Unternehmen der USA oder der Nikkei 225, der die Creme der japanischen Unternehmen zu einem Index zusammenbindet. Kein Fondsmanager kann durch Fehlgriffe die Rendite verderben. Und die Kosten für ein Indexzertifikat nehmen sich im Vergleich zu einem Aktienfonds auf den ersten Blick bescheiden aus.

Doch es gibt auch fundamentale Vorbehalte gegen Indexzertifikate, die im Folgenden aufgeführt sind.

Die Bonität der Bank:Zumeist legen Großbanken Indexzertifikate auf. Den Preis eines Zertifikat-Anteils bestimmt der Markt. Verzeichnet etwa der deutsche DAX einen Indexstand von 5 000, kostet ein Zertifikat zumeist ein Zehntel, also 500 Euro oder ein Hundertstel davon, das sind 50 Euro. Da das Indexzertifikat nur ein Derivat, das heißt vom relevanten Index abgeleitet ist, bleibt dieses Wertpapier substanzlos, also mehr Papier als Wert. Für das eingenommene Geld werden im allgemeinen keine Aktien gekauft. Vielmehr gibt der Zertifikat-Investor dem Zertifikat-Emittenten ein Darlehen, mit dem die Bank wirtschaftet. Der Investor erhält sein Geld gemäß dem jeweils aktuellen Indexstand zurück, wenn er seine Zertifikate verkauft. Die Bank muss also in der Lage sein, die ausgegebenen Derivate jederzeit wieder einlösen zu können. Kann sie das nicht, ist das Geld verloren. Fondsvermögen hingegen bleibt bei einer (nicht vorstellbaren) Pleite einer Fondsgesellschaft als so genanntes Sondervermögen der Investoren stets unangetastet.

Die Laufzeit des Zertifikats:Ein etablierter Aktienfonds hat praktisch eine unbegrenzte Laufzeit. Er muss nie verkauft und kann problemlos vererbt werden. Da aber ein Indexzertifikat ein Wertpapier ohne Substanz ist, begrenzen die Emittenten in der Regel ihr Risiko durch fixierte Laufzeiten. Verständlich. Denn von 1996 bis Mitte 1999 verdreifachten sich in etwa die Stände vieler bedeutender Indices. Bis Ende 2001 fielen sie allerdings wieder um bis zu 50 Prozent unter ihren Höchststand. Wegen der unkalkulierbaren Kursdynamik auch bei Aktienindices haben die meisten Zertifikate eine begrenzte Laufzeit oder einen frühesten Kündigungstermin, zu dem die Zertifikate vom Emittenten zum Marktpreis zurückgezahlt werden können. Fällt nun das Laufzeitende oder der erstmögliche Kündigungstermin in eine Baisse, macht der Emittent womöglich ein gutes Geschäft. Der Zertifikat-Investor aber wird zu ungünstigen Konditionen gleichsam zwangsliquidiert. Er hat keine Chance, durch Abwarten sein aktuell schlechtes Renditeresultat zu verbessern.

Keine optimale Risikostreuung:Aktienindices werde primär nach der Größe und Marktkapitalisierung der Kandidaten zusammen gestellt und nicht unter dem Gesichtspunkt eines indexinternen Risikoausgleichs. So hat der deutsche DAX einen Branchenschwerpunkt bei Finanzdienstleistern (Banken, Versicherungen, Anlagevermittlern) wie auch bei Autos (DaimlerChrysler, BMW, Volkswagen). Der Euro-Stoxx ist ebenfalls überfrachtet mit Banken. Hier dominieren überdies Telekommunikationsanbieter und Telekom-Ausrüster. Geht es diesen Branchen schlecht, ist es für einen gut ausgewogenen Aktienfonds ein Leichtes, den Index zu schlagen. Fazit: Ein Index repräsentiert nicht automatisch das Spiegelbild der relevanten Marktregion, eher ein Zerrbild davon. Hinzu kommt noch eine gewisse Willkür, mit der von Zeit zu Zeit selbst renommierte Akti-enindizes umgebaut werden. So wurden auf dem Höhepunkt der Technologie-Hausse Intel und Microsoft in den Dow Jones Index eingebracht. In der letzten Baisse zogen dann diese beiden Titel den weltweit bedeutsamen Stimmungsindex mächtig nach unten. Auch die Kosten sind bei Indexzertifikaten nicht immer gering. So muss man zwischen einem Performance-Index und einem Kursindex unterscheiden. Bei der Performance-Variante werden die Dividenden rein theoretisch reinvestiert, es gibt also keine Kursabschläge in Höhe der ausgezahlten Dividende. Beim Kursindex ist dies, analog zu den Aktien, die er enthält, allerdings der Fall. Die Dividendenrendite beträgt im Schnitt um die zwei Prozent. Wer auf diese Rendite verzichten muss, könnte sich stattdessen einen Aktienfonds mit zwei Prozent Managementgebühr leisten. Doch hier liegen die Managementkosten in der Regel nur zwischen einem und 1,5 Prozent.

Gebühren

Sowohl für den Kauf als auch für den Verkauf von Indexzertifikaten verlangt der Emittent zumeist ein Prozent vom aktuellen Zertifikatwert. Hinzu kommt ein so genannter „Spread“ zwischen An- und Verkaufskurs. Der Spread kann 0,1 Prozent, 0,5 Prozent, aber auch 0,9 Prozent betragen. Er vergrößert sich im allgemeinen zum Ende der Zertifikatlaufzeit. Unterm Strich kostet somit auch ein Indexzertifikat etwa 2,5 Prozent der Investitionssumme. Bei deutschen Banken werden überdies auch jährliche Depotgebühren fällig. 

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.