Flemming Dental dementiert Gerüchte und erläutert seine Strategie

Statt Börsengang gibt's Expansion

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Von seinen Kritikern wird das Hamburger Unternehmen Flemming Dental gerne als „Fielmann der Dentalbranche“ oder als „Kamps der Labortechniker“ bezeichnet. Ein „Discounter“ sei das Unternehmen, ein „Preisdrücker“. Umso aufmerksamer beobachtet die Wirtschaftswelt die jüngsten Entwicklungen und Gerüchte rund um den Filialisten von der Elbe.

Die Nachricht kam selbst für Dr. Klaus Lange, den Geschäftsführer von Flemming Dental, überraschend. Wie das Magazin „Wirtschaftswoche“ erfahren haben wollte, plane sein Unternehmen, an die Börse zu gehen – und zwar möglichst noch in diesem Jahr. Als sie das schwarz auf weiß vor sich hatten, wären sie fast aus allen Wolken gefallen, so die Pressestelle. Trotzdem hätte das Unternehmen nicht auf die Ente reagiert, sondern die Falschmeldung auf sich beruhen lassen.

„Ein Börsengang ist für Flemming Dental grundsätzlich in den nächsten Jahren denkbar“, so das Unternehmen auf Nachfrage der zm-Redaktion, „auch wenn konkrete Pläne für die nächsten zwei Jahre nicht vorliegen.“ Hierzu habe auch das „katastrophale Börsenjahr 2001“ beigetragen – schließlich solle ein Börsengang in einem positiven Umfeld erfolgen, und das sei angesichts der mauen Wirtschaftslage in Deutschland in nächster Zeit kaum zu erwarten.

Seit 1996 krempelt die Hamburger „Flemming Holding GmbH & Co. KG“ die deutsche Zahntechnikerbranche um. Ähnlich wie in einem Franchise-System schließen sich einzelne Laboratorien der Flemming-Gruppe an oder werden aufgekauft. Die Hamburger Zentrale betreut und unterstützt sie in Technik-, Buchhaltungsund Marketingfragen. Das soll nicht nur den einzelnen Dentallaboren nutzen, sondern auch dem Kunden – sprich: dem Zahnarzt. Denn der erhält, so Flemming, „höchstes Qualitätsniveau“ bei „sämtlichen zahntechnischen Leistungen“. Auch der Patient selbst soll vom Labor-Verbund profitieren: Eine kostenlose „ZahnCard“ gibt ihm eine umfassende Garantie auf seinen Zahnersatz.

Branchen-Primus

Mit dieser Strategie wurde Flemming binnen kurzer Zeit zum Primus der Branche. Insgesamt 87 Labore haben sich dem Unternehmen angeschlossen; in nahezu jeder größeren Stadt gibt es eine Niederlassung. Der Umsatz lag im Jahr 2000 bei rund 100 Millionen Euro. Von den mehr als 2 500 Mitarbeitern sind rund 360 in der Lehre – was Flemming zum größten Ausbilder in der Branche macht.

Und die Expansion geht weiter. „Flemming Dental hat in Deutschland derzeit einen Marktanteil von etwa drei Prozent“, so das Unternehmen.

„Auf mittlere Sicht von fünf Jahren streben wir einen Marktanteil von zehn Prozent an.“ Was in etwa einer Zahl von 250 Dentallaboren in Deutschland entspräche. Wobei auch das europäische Ausland für Flemming zunehmend interessanter wird. Neun Niederlassungen gibt es mittlerweile in Schweden, Großbritannien und Lettland.

Aber der Erfolg hat nicht nur Neider, sondern auch Kritiker. Die netzwerkartige Expansion der Flemming-Gruppe hat die Gewerkschaft auf den Plan gerufen. Der IG Metall-Hauptvorstand in Hamburg kritisiert die Überstundenregelungen und die leistungsbezogene Entlohnung bei Flemming Dental.

„Das ist eine Unternehmensphilosophie, die wir nicht ändern können“, sagt Ingrid Kairat von der IG Metall. Die Arbeit der Betriebsräte in den Flemming-Niederlassungen, so ihre Beobachtung, „stellt sich als schwierig dar“. Auch aus diesem Grund hat die IG Metall auf ihren Internetseiten jetzt ein mit Passwort geschütztes Forum für Flemming-Betriebsräte eingerichtet – als Kummerkasten und Kontaktbörse.

Die gewerkschaftliche Forderung nach einem Flächentarifvertrag im Zahntechnikerhandwerk wird von Flemming Dental negativ gesehen. „Wir halten mehr von Eigenverantwortung denn von Gleichmacherei“, so die Position der Hamburger. „Leistungsfähige Mitarbeiter, die die Stütze des Unternehmens sind, müssen besser bezahlt werden als schwächere Mitarbeiter.“

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