Forsa-Umfrage

Überraschend deutliche Ansichten

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82 Prozent der Deutschen sind mit der medizinischen Versorgung beim Zahnarzt zufrieden – Haus- und Facharzt werden deutlich auf ihre Plätze verwiesen. Ein erfreuliches Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Gesundheitsministeriums. Und auch bei anderen Fragen waren die Antworten überraschend eindeutig

Gesundheitspolitik wird zum Wahlkampfthema bei der diesjährigen Bundestagswahl. Verständlich, dass Gesundheitsministerin Ulla Schmidt wissen möchte, wie das Wahlvolk die Gesundheitspolitik und ihre zukünftige Entwicklung einschätzt. Deshalb hat die Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen (Forsa) untersucht, wie die Gesundheitsversorgung in Deutschland von den Bürgern wahrgenommen wird.

Erste Überraschung der Umfrage: Die Bundesbürger zeigen großes Interesse an der Gesundheitspolitik und wissen seit Jahren, dass grundlegende Reformen im Gesundheitsbereich unumgänglich sind. 48 Prozent halten grundlegende, 42 Prozent kleinere Veränderungen für nötig. Mit anderen Worten: 90 Prozent erwarten Veränderungen im Gesundheitswesen. Bei solch deutlichen Zahlen ist schwer zu begreifen, warum sich die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt so schwer tut, Veränderungen – die diese Bezeichnung verdienen – herbeizuführen.

Das Interesse der Deutschen an der Gesundheitspolitik drückt sich auch in der Verfolgung der Berichterstattung aus: Mehr als drei Viertel der Befragten verfolgen die Entwicklung in den Medien regelmäßig (31 Prozent) oder gelegentlich (46 Prozent).

Allerdings: Die tatsächliche Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung ist sehr unterschiedlich: Während die Zahnärzte auf der Pole-Position vier von fünf Deutschen (82 Prozent) überzeugen konnten, fühlen sich im Krankenhaus nur 48 Prozent gut behandelt. Rund zwei Drittel der Befragten waren mit Haus- und Facharzt zufrieden.

Privatversicherte sind deutlich zufriedener als der Durchschnitt. Insgesamt sind 66 Prozent der Deutschen zufrieden mit der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Auf der anderen Seite glauben aber auch 69 Prozent, dass sich die Versorgung in den nächsten fünf Jahren verschlechtern wird. Und 91 Prozent erwarten steigende Kosten in den nächsten fünf Jahren. Keine optimistischen Prognosen.

Besonders interessant sind die Umfrageergebnisse, wenn es um die zukünftige Entwicklung der Gesundheitsversorgung geht. Offensichtlich sind die Deutschen durchaus bereit, mehr Geld als bisher für eine gute medizinische Versorgung zu bezahlen: 80 Prozent der gesetzlich Versicherten erwarten, dass die Krankenkassenbeiträge in den nächsten zwei Jahren steigen werden – 53 Prozent halten eine Steigerung allerdings für nicht gerechtfertigt.

Und trotzdem: Weniger Leistung bei stabilem Beitrag lehnen die Patienten ab. 78 Prozent nähmen lieber höhere Kosten als sinkende Leistungen in Kauf. Gesundheit hat eben ihren Preis.

Sollte es zu einer Splittung in Wahl- und Grundleistungen kommen, wollen 85 Prozent der Befragten den Zahnersatz weiterhin als Grundleistung. 92 Prozent zählen die Behandlung von unfallbedingten Verletzungen und 84 Prozent Reha-Maßnahmen weiterhin zu den Grundleistungen.

Arznei aus dem Internet

Unerwartet waren auch die Umfrageergebnisse zur Frage des Medikamentenversandhandels. Nur 22 Prozent der Bundesbürger würden die Möglichkeit begrüßen, Medikamente über das Internet bestellen zu können. 74 Prozent würden dies ablehnen. Knapp zwei Drittel (60 Prozent) wären aber damit einverstanden, wenn ihr Rezept vom Arzt direkt an den Apotheker gesendet würde. Die Mehrheit dieser Befürworter (65 Prozent) würde das Medikament aber lieber selbst abholen wollen, als es per Kurier oder per Post zu empfangen. om

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