Ausbildungszahlen Zahnmedizinische Fachangestellte 2002 in Deutschland

Der Trend geht nach unten

Sebastian Ziller Noch schafft das Gesundheitswesen Arbeitsplätze, aber die aktuellen Ausbildungszahlen der Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) für 2002 lassen erkennen: Der Trend geht nach unten.

Von den 4,1 Millionen Beschäftigten im deutschen Gesundheitswesen haben im Jahr 2000 rund 312 000 Personen in Zahnarztpraxen gearbeitet. Damit sind die niedergelassenen Zahnärzte der viertgrößte Arbeitgeber im Gesundheitswesen und einer der wichtigsten für Frauen in Deutschland. Dies geht aus den im Mai 2002 vorgestellten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Die Zahlen veranschaulichen eindrucksvoll, dass die Zahnärzte nach wie vor auch ein wichtiger Motor der beruflichen Ausbildung in Deutschland sind.

Die aktuellen Ausbildungszahlen zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) aus 2002 lassen aber, gerade was die perspektivische Herausforderungen angeht, interessante Trends erkennen.

Weniger neue Auszubildende

Der im Jahr 2000 einsetzende Trend der Zunahme von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) konnte in 2002 nicht fortgesetzt werden (siehe Grafik). Bundesweit wurden in diesem Jahr zum 30. September insgesamt 14 156 Ausbildungsverträge für ZFA neu abgeschlossen (ABL: 12 365; NBL: 1 791). Gegenüber dem Vorjahr haben die Ausbildungszahlen damit im Durchschnitt um 4,22 Prozentpunkte abgenommen (ABL: -4,18 Prozent; NBL: -4,48 Prozent).

Damit ist – anders als in den beiden Vorjahren – ein leichter Abwärtstrend zu verzeichnen. Die Zahlen aus den einzelnen Kammerbereichen sind uneinheitlich. Stabile Zahlen bei den neuen Ausbildungsverhältnissen finden sich in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg und Hessen. Zugelegt haben das Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Verluste verzeichneten hingegen Bremen, Thüringen, Niedersachsen, Rheinland Pfalz und Nordrhein-Westfalen (siehe Tabelle).

Folgen verfehlter Gesundheitspolitik

Nach dem Einbruch der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse im Jahre 1999 war im Jahr 2001 wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen (14 779). Der jetzige leichte bundesweite Abwärtstrend kann als Indikator für eine verfehlte Gesundheitspolitik der Bundesregierung gewertet werden. Es zeichnet sich derzeit ab, dass diese Politik ihre Fortsetzung findet.

Sollten die Ausgaben für Zahnärzte, Ärzte und Krankenhäuser so wie im Beitragssatzsicherungsgesetz von der Bundesregierung geplant, ab nächstem Jahr auf dem Niveau von 2002 eingefroren werden, ist mit erheblichen Investitionseinsparungen auch im Personalbereich zu rechnen. Viele Zahnarztpraxen haben schon jetzt wirtschaftliche Schwierigkeiten. Seit Jahren hinken die Zahnarzthonorare der Inflation hinterher. Besonders in den neuen Bundesländern ist die Lage angespannt.

Weiter steigende finanzielle Belastungen im zahnärztlichen Bereich werden diese Situation verschärfen: Stagnierende Gehälter, Entlassungen in den Praxen und Einsparungen von Ausbildungsplätzen könnten Realität werden.

Mangel verschärft

Neben den negativen Folgen der geplanten Extrem-Budgetierung der Bundesregierung für 2003 wird mittelfristig auch die demographische Entwicklung der Bevölkerung auf die zukünftige Zahl der Auszubildenden durchschlagen. So haben sich seit 1989 die Geburtenzahlen in den neuen Bundesländern nahezu halbiert, was sich in drei bis vier Jahren in einer drastischen Abnahme von Schulabgängern niederschlagen wird. Dieser Trend wird auch in den alten Bundesländern in abgeschwächter Form auftreten. Ein Mangel an Auszubildenden zieht zwangsläufig fehlendes Fachpersonal in den zahnärztlichen Praxen nach sich. Schon heute besteht ein Mangel an qualifiziertem Praxispersonal in Ballungsräumen und Großstädten.

Die Zahnärztekammern ergreifen Maßnahmen und werben nun verstärkt um Ausbildungsplätze. Die Teilnehmer der „Koordinierungskonferenz der Bundeszahnärztekammer für Zahnmedizinische Fachangestellte“ diskutierten im September 2002 deshalb ausführlich das Thema Ausbildungssituation. Die Kammern haben unterschiedlichste Konzepte und Strategien entwickelt, um Zahnärzte von der Bedeutung der Ausbildung und Schulabgängerinnen von der Attraktivität des Berufes der Zahnmedizinischen Fachangestellten, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, zu überzeugen: Die Aktivitäten zur Vermittlung der Vielschichtigkeit des Berufsbildes reichen von der Bereitstellung von Informationsmaterialien für Arbeitsämter und Berufsbildungszentren über Vorträge an Schulen bis hin zu Aktionen auf Jugendmessen.

Grundlage dieser Bemühungen ist die feste Verankerung der kontinuierlichen Sympathiewerbung und Aufklärung über das Berufsbild der ZFA in der Öffentlichkeitsarbeit der Länderkammern, meint Dr. Dr. Henning Borchers, Präsident der ZÄK Niedersachsen und für zahnärztliche Mitarbeiterinnen zuständiges Vorstandsmitglied der BZÄK: „Dabei sollte die ausführliche Bekanntmachung der vielfältigen Möglichkeiten der Fortbildung eine zentrale Rolle spielen. Grundbedingung für Ausbildung und Beschäftigung sind jedoch Zahnarztpraxen, die dazu wirtschaftlich in der Lage sind.“

Dr. Sebastian ZillerBundeszahnärztekammerChausseestr. 1310115 Berlin

\n

Bundesländer

\n

(Kammerbereiche)

2001

\n

(N)

2002

\n

(N)

Veränderung

\n

zum Vorjahr (%)

\n

Baden-Württemberg

2.133

2.123

–0,47

\n

Freiburg

414

459

10,87

\n

Karlsruhe

508

512

0,79

\n

Stuttgart

843

806

–4,39

\n

Tübingen

368

346

–5,98

\n

Bayern

2.666

2.537

–4,84

\n

Berlin

580

551

–5,00

\n

Brandenburg

217

219

0,92

\n

Bremen

158

129

–18,35

\n

Hamburg

341

343

0,59

\n

Hessen

1.181

1.159

–1,86

\n

Mecklenburg-Vorp.

195

209

7,18

\n

Niedersachsen

1.566

1.424

–9,07

\n

Nordrhein-Westfalen

3.420

3.224

–5,73

\n

Nordrhein

1.851

1.667

–9,94

\n

Westfalen-Lippe

1.569

1.557

–0,76

\n

Rheinland-Pfalz

755

705

–6,62

\n

Koblenz

262

262

0,00

\n

Pfalz

261

227

–13,03

\n

Rheinhessen

133

138

3,76

\n

Trier

99

78

–21,21

\n

Saarland

146

166

13,70

\n

Sachsen

410

376

–8,29

\n

Sachsen-Anhalt

250

237

–5,20

\n

Schleswig-Holstein

538

555

3,16

\n

Thüringen

223

199

–10,76

\n

Gesamt:

14.779

14.156

– 4,22

\n

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