Kardiologie

Neue Studien rund um das kranke Herz

Auf dem diesjährigen Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) Anfang September in Berlin wurden – ganz wie bei den großen internationalen Kongressen inzwischen üblich – die wichtigsten neuen Daten aus Studien vorgetragen, deren erste Ergebnisse nun vorliegen. Wir geben hier einen kurzen Überblick.

Was sich nicht beweisen ließ

• Das Antibiotikum Roxithromycin bringt nach einem Herzinfarkt keinen Vorteil für die Patienten. Hintergrund für die „Antibiotic Therapy after an Acute Myocardial Infarction – ANTIBIO – Studie“ an 872 Patienten über ein Jahr war die Beobachtung, dass die Gefäße der erkrankten Patienten häufig mit Chlamydien infiziert sind, gegen die Roxithromycin wirksam ist.

• Der Einsatz eines intravasalen Ultraschalls, um Stents nach einer Ballondilatation gezielter setzten können, verbessert nicht die Prognose der betroffenen Patienten („Ballon Equivalent to Stent – BEST – Studie“).

• Der neuere (und teure) AT1-Antagonist Losartan ist nach frischem Myokardinfarkt dem als Standard geltenden ACE-Hemmer Captopril nicht überlegen („Optimal Trial in Myocardial Infarction with Angiotensin II Antagonist Losartan – OPTIMAAL – Studie“).

Was sich nicht klar beweisen ließ

• Die recht umständliche Antikoagulation bei Patienten mit anhaltendem Vorhofflimmern (wie mit Marcumar) ist nicht mehr nötig, seit es leicht subcutan injizierbares niedermolekulares Heparin gibt. Dieses ist aber nicht in der Wirksamkeit, sondern nur im Komfort überlegen („Anticoagulation for Cardioversion using Enoxaparin – ACE – Studie“).

• Nach akutem Herzinfarkt ist eine forsche Intervention mit Katheter und lokal appliziertem Thrombolytikum nicht der reinen systemischen Thrombolyse überlegen (GRACIA)-Studie mit Herzinfarkt-Patienten).

• Ein implantierbarer Radiorekorder ist der normalen Auskultation unklarer Synkopen zwar mit einer Aufklärungsrate von > 30 Prozent (im Vergleich vier Prozent) hoch überlegen, es ist aber unklar, ob dies den Patienten etwas nutzt („Eastbourne Syncope Assessment – EaSyAS – Studie“).

Studien mit positiver Beweislage

• Eine monatliche Fernüberwachung mittels Telemonitoring (Körpergewicht, Blutdruck, EKG) verbessert die Prognose von Patienten mit Herzinsuffizienz („Trans European Network-Homcare Monitoring – TEN-HMS – Studie“).

• Eine Notfall-Bypass-Operation bringt bessere Erfolge, wenn sie ohne Herz-Lungen-Maschine am schlagenden Herzen vorgenommen wird („PRAGUE-4-Studie“).

• Patienten mit Herzinsuffizienz profitieren vom Beta-Blocker und Vasodilatator Carvedilol in Monotherapie oder Kombination mit dem ACE-Hemmer Enalapril, nicht jedoch von Enalapril allein (was dem bisherigen Standard entspräche). Damit hat sich Carvedilol durch sein besonderes Wirkungsprofil in einem Gebiet durchgesetzt, das für klassische Beta-Blocker kontraindiziert (!) ist. („Carvedilol ACE Inhibitor Remodeling Mild CHF Evaluation – CARMEN – Studie“).

• Beim akuten Koronarsyndrom (instabile Angina pectoris, Infarkt ohne ST-Strecken-Hebung) profitieren die Patienten durch interventionelle Strategien mehr als von einer konservativen medikamentösen Behandlung („Randomized Intervention Trial of instabile Angina – Rita-3 – Studie“). Trotz dieses klaren Befundes ist die langfristige Nutzen-Risiko-Relation nicht ganz geklärt (Kommentar des Referenten).

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