Anlagestrategie eines Börsengurus

Äußerste Konsequenz

Nach dem Microsoft-Großaktionär Bill Gates ist der amerikanische Börsenguru Warren Buffett, 71, der zweitreichste Mann der Welt. Das schaffte er mit einem halben Dutzend Aktientitel, die er nur selten verkauft. Im Gegenteil: Stehen seine Lieblinge schlecht, kauft er auf tiefem Kursniveau weiter nach.

In Sachen Aktien kennt Warren Buffett keine Gefühle. Ein mulmiges Gefühl bekommt er lediglich, wenn eine Börseneuphorie – wie im Frühjahr 2000 – in ungebremsten Wahnsinn umschlägt. Herrscht hingegen Baisse, ist der Haudegen Buffett gut drauf. Denn dann geht er auf Einkaufstour. Am liebsten hat er Aktientitel, die er schon seit Jahren und Jahrzehnten kauft und immer wieder nachkauft. Das sind Großunternehmen und Weltmarktführer, die primär unabdingbare Grundbedürfnisse der Menschheit befriedigen, wie etwa Coca Cola (Softdrinks), McDonalds (Fast Food), American Express (Kreditkarten), General Electric (vom Kühlschrank bis zum Jet-Triebwerk) oder der Rasierkonzern Gillette.

Simples Rezept

Im Wesentlichen basiert der Buffett-Erfolg auf einem recht simplen Rezept: Er kauft nur Aktiengesellschaften, die er sehr gut kennt und deren Produkte er versteht. Und er kauft sich nur in Unternehmen ein, die am Aktienmarkt preiswert zu haben sind. Laut Fachjargon praktiziert er damit die gleichsam den Grund abfischende Buttom-up- Methode. Er vermeidet konsequent die gegenteilige Topdown- Strategie, die von übergeordneten Auswahlkriterien zu konkreten Käufen führt. Also eine Titel-Selektion nach einem Aktienindex, nach Ländern, Regionen oder Branchen wie auch eine Orientierung nach Zinsoder Konjunkturzyklen.

Die hochprozentigen Anteile an relativ wenigen ausgesuchten Unternehmen bündelte Buffett in einer börsennotierten Holding namens Berkshire Hathaway. Wer von Buffetts konsequenter Anlagestrategie profitieren will, muss die Aktien dieses ehemaligen Textilunternehmens kaufen. Eine Aktie kostet derzeit rund 73 000 US-Dollar. Dieser stolze Preis basiert auf einem ebenso stolzen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 33. Das heißt: Ein Dollar Gewinn pro Aktie muss im Kurs mit 33 Dollar bezahlt werden. Selbst ein KGV von 20 wäre nicht gerade preiswert zu nennen.  

Der Kauf der einzelnen Buffett- Favoriten ist zumeist weitaus preisgünstiger als der Erwerb der Buffett-Holding, die wie ein gemischter Fonds fungiert. Doch trotz des happigen „Ausgabeaufschlags“ bei Berkshire Hathaway hat der Guru aus der amerikanischen Provinz viele seiner Mitaktionäre im Laufe der Jahre sehr reich gemacht. Denn diese halten es genau so wie ihr fast gottgleich verehrtes Vorbild: Sie spekulieren nicht, sie kaufen nur nach, wenn der Aktienpreis ihres Anlagevehikels im Keller ist. Das war zuletzt Ende September 2001 der Fall, als „Berkshire Hathaway A“ knapp 62 000 Dollar kostete – nach rund 70 000 Dollar wenige Wochen zuvor.  

Dollar wenige Wochen zuvor. Buffett garniert seine Erfolgsstrategie gerne mit griffigen Sprüchen, die seine ganz spezifische Anlagepsychologie untermauern.

Ausdauer:„Jeder Anleger sollte sich so verhalten, als hätte er für sein ganzes Leben eine Art Stempelkarte mit nur 20 Feldern. Für jedes Investment wird ein Feld abgestempelt. Das muss reichen.“

Rationales Denken:„Ein erfolgreicher Geldanleger vermeidet es, im Konsens mit der Masse zu handeln. Er analysiert Fakten und denkt selber nach. Darauf basieren dann seine Entscheidungen.“

Gefühle: „In meinem Metier ist es besser, seine Gefühle zu kontrollieren. Denn Gefühle stören das Hirn und vernebeln die Entscheidungen.“

Doch wer mit Warren Buffett, dem derzeit erfolgreichsten Aktienguru der Welt, sein Geld anlegen will, setzt auf ein zweifaches Risiko: die Kursbewegungen seiner Einzelinvestments und die Kursvolatilität seiner börsennotierten Holding Birkshire Hathaway, die das Anlegergeld wie ein Fonds verwaltet und vermehrt.   

Wer sich indes in Aktienfonds einkauft, die sich im Großen und Ganzen an Buffetts Buttom-up- Methode anlehnen, hat ein Risiko weniger und erfährt täglich mit dem exakt errechneten Rücknahmepreis des Fonds den aktuellen Wert seines Investments. Unter den dauerhaft erfolgreichen Fonds, die gezielt ausschließlich Jagd auf unterbewertete Aktienperlen und im Wachstum aussichtsreiche Unternehmen machen, lassen sich zwei Kategorien ausmachen: im Charakter konservative und dynamische Fonds.

Konservativ –erste Wahl unter den primär Wert schützenden Fonds sind: Templeton Growth Fund Inc., Morgan Stanley Global Equity oder Bernstein Global Value.

Dynamisch –empfehlenswert unter den Fonds mit überdurchschnittlicher Renditeerwartung sind: ACM Global Growth Trends, DWS I Vermögensbildung oder auch der wieder auf Erfolg getrimmte UniGlobal.

Kluge Anleger, die noch jung genug sind, bilden ein Pärchen aus beiden Fondstypen: In der Baisse sorgt der Konservative für Wertstabilität; in der Hausse fährt der Dynamiker Rendite ein. Und im Durchschnitt ist der Investor gut ausgeglichen verheiratet. jk  

Der langjährige Autor unserer Rubrik „Finanzen“ ist gerne bereit, unter der Telefon-Nr. 089/64 28 91 50Fragen zu seinen Berichten zu beantworten.

Dr. Joachim KirchmannHarthauser Straße 2581545 München

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