Zu hohe Blutfettwerte

Erweiterte Chancen durch neuartigen Lipidsenker

Mit einem neuartigen Lipidsenker, dem Wirkstoff Ezetimib lassen sich Fettstoffwechselstörungen effektiver und vor allem sicherer und verträglicher als bisher behandeln. Der Wirkstoff eignet sich insbesondere für die Kombination mit einem der herkömmlichen Statine, was zur Folge hat, dass dieses in geringerer Dosierung verabreicht werden kann, so dass die Gefahr von Nebenwirkungen minimiert wird. Allerdings liegt generell bei der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen hier zu Lande noch einiges im Argen, die Mehrzahl der Patienten erfährt nicht die für den Schutz von Herz und Gefäßen erforderliche konsequente Therapie, monierten Experten bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf.

Denn nur rund jeder dritte Patient mit Risikofaktoren für die Herz- und Gefäßgesundheit wird, wie dies in den offiziellen Empfehlungen vorgesehen ist, mit einem Lipidsenker behandelt. Doch auch bei den Personen, die vorsorglich eine solche Behandlung erfahren, werden die Blutfette nicht bis in den empfohlenen Bereich, also nicht auf einen LDL-Wert unter 100 mg/dl gesenkt, so wie die kardiologischen Fachgesellschaften dies in ihren Leitlinien vorsehen. Dies sind Daten des Ludwigshafener Herzinfarktregisters, die Professor Dr. Jochen Senges aus Ludwigshafen bei der Veranstaltung von MSD vorstellte. „Besonders hoch ist der Grad der Unterversorgung bei älteren Menschen und bei Diabetikern“, monierte der Mediziner.

Niedrig dosiertes Statin plus Ezetimib

Einer der Gründe für den nur zögerlichen Einsatz der Statine ist nach seiner Meinung wahrscheinlich die Furcht vor Nebenwirkungen. Denn nach der Marktrücknahme von Lipobay® ist hinsichtlich der Statine allgemeine Unsicherheit eingetreten. Das Risiko für gravierende unerwünschte Begleiteffekte aber, wie sie in Einzelfällen zu beobachten waren, steigt mit der Wirkstoffdosis. Durch die Möglichkeit der Kombination der Statine in niedriger Dosierung mit dem neuen Lipidsenker stellt sich nach Senges somit nun eine neue Situation dar.

Es handelt sich dabei um einen Cholesterin-Resorptionshemmer, also einen Wirkstoff, der völlig anders angreift als die Statine, indem er gezielt die Aufnahme von Cholesterin im Darm hemmt. Er gewährleistet in der Monotherapie eine gute klinische Wirksamkeit und ebenso in der Kombination mit einem Statin. So zeigen Studien nach Professor Dr. Wilhelm Krone, Köln, dass bei der Gabe von zehn Milligramm Simvastatin plus zehn Milligramm Ezetimib eine Reduktion des LDL-Wertes um 44 Prozent erzielt wird, ein Ergebnis, wie es ansonsten nur bei einer Statin-Maximal-Dosis zu erwarten ist. Dass es sich bei Ezetimib und den Statinen um ideale Partner handelt, zeigen ferner die gepoolten Daten der vorliegenden Studien. Demnach wird durch eine dreimalige Verdopplung der Statindosierung der LDL-Wert um 18 Prozent zusätzlich gesenkt. Der gleiche Effekt kann laut Krone erwirkt werden, wenn zusätzlich zu der niedrigen Dosierung zehn Milligramm Ezetimib verabreicht werden. „Damit wird die Therapie in der Praxis einfacher und sicherer“, erklärte in Düsseldorf Professor Elisabeth Steinhagen-Thiessen aus Berlin.

Selektive Hemmung im Darm

Der neue Wirkstoff ist der erste und bislang einzige seiner Art. Grundlage der lipidsenkenden Wirkung ist eine selektive Hemmung der Cholesterin-Aufnahme im Darm und zwar gleichgültig, ob das Cholesterin mit der Nahrung aufgenommen oder aus der Leber in den Darm ausgeschieden wurde. Die Aufnahme von Triglyceriden, Gallensäuren oder fettlöslichen Vitaminen wird aber nicht beeinträchtigt und der Wirkstoff provoziert außerdem keine Cytochrom P450 vermittelten Interaktionen. Durch die mit 22 Stunden vergleichsweise lange Halbwertszeit muss es nur einmal täglich eingenommen werden, was sehr günstig im Hinblick auf die Compliance ist.

Der genaue Mechanismus der Hemmwirkung ist noch nicht bekannt, doch es wird vermutet, dass der Cholesterin-Resorptionshemmer, der im Darm rasch aufgenommen und fast vollständig zum eigentlich biologisch aktiven Wirkstoff glukuronidiert wird, spezifische Cholesterin-Transporter in der Bürstensaummembran hemmt. Dadurch wird vermehrt Cholesterin mit den Faeces ausgeschieden und steht damit dem Organismus nicht mehr zur Verfügung. Es entsteht bezüglich des Cholesterins eine negative Bilanz und das umso mehr, wenn Ezetimib (Ezetrol®) zusammen mit einem Statin eingenommen wird, da Statine eine Cholesterin-Synthesehemmung und zugleich eine vermehrte Ausscheidung von Cholesterin in den Darm bewirken. Zusammen mit dem Cholesterin-Resorptionshemmer wird somit eine Art duale Wirkung vermittelt. Ezetimib ergänzt laut Krone dabei die Statine in idealer Weise.

Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Köln

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.