45. Westerländer Fortbildungswoche

Teilnehmerzahl bricht erstmals den Bundesrekord!

Schon die Voranmeldungen für die 45. Westerländer Fortbildungswoche und die schwül-warme Wetterfront brachten die Organisatoren und vor allem die Hoteliers auf Sylt ins Schwitzen. Hatten sich doch diesmal über 200 Zahnärzte mehr als in den letzten Jahren entschieden, den Behandlungsstuhl kurzerhand mit dem Seminarsessel zu tauschen und suchten verzweifelt eine Unterkunft.

Am Donnerstag etwa zehn Uhr war es dann soweit: Die 1000. Teilnehmerin, Dr. Marie-Luise Liebe, Kiel, akkreditierte sich: Kammerpräsident Tycho Jürgensen, schob kurzerhand den avisierten Referenten auf dem Podium beiseite und überreichte der Jubilarin eine hochwertige Allwetterjacke und lud sie zu einer kostenlosen Teilnahme für 2004 ein. Ob es nur Sylt ist, oder das wieder hochkarätige Fortbildungsprogramm, eher aber die Kombination von beidem, dass sich dieser Kongress eines solchen Zulaufes erfreut. Über die Hälfte der Teilnehmer kamen gar nicht aus dem nördlichsten Bundesland, sondern waren quer durch die gesamte Bundesrepublik angereist. Mit dem Motto „Parodontologie – Neues und Bewährtes“, hatte Dr. Michael Brandt, Fortbildungsreferent SH, Kiel, mit seinem Fortbildungsausschuss einen Volltreffer gelandet. Selbst das Strandwetter hielt die Teilnehmer nicht davon ab, bis zum Abend in abgedunkelten Seminarräumen auszuharren. So gab Prof. Dr. Thomas Kocher einen Überblick über die den Parodontopathien assoziierten Systemerkrankungen. Gerade die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind heute als kausal bilateral bestätigt. Er riet daher jedem Zahnarzt, Parodontalprozesse unbedingt langfristig auszuheilen, um chronische sowie spontane Herz-Kreislauf-Ereignisse zu vermeiden. Eine Besonderheit der Tagung war wieder der im Vorjahr etablierte „Sylter Praxistag“. Dieser kompakte Fortbildungstag, vollgespickt mit direkt in die Praxis umsetzbarem Wissen für Zahnarzt und sein Team mit 19 Referenten richtete sich an Teilnehmer, die nur für einen Tag auf die Insel kamen. Sowohl als Vortrag sowie vertiefend als Seminar hörten die Zahnärzte hier vieles über die Full-Mouth-Desinfektion (FMD). Praktische Tipps mit Anweisungen zum Umsetzen in der heimischen Praxis für das gesamte Team gab Prof. Dr. Peter Saxer, Zürich. Wichtig für ihn: Die FMD muss innerhalb von 24 Stunden erfolgen. Am besten eignet sich Chlorhexidin-Gel (einprozentig), das neben einer mechanischen Zerstörung des Mikrofilmes eine Minute lang eingebürstet werden soll, die subgingivale Depuration erfolgt mittels Schall. Aber trotz allem Praxisrelevantem und Wissenschaftlichem (siehe mehr unter Nachrichten) ließ die Thematik der derzeit gesundheitspolitischen Misere die Teilnehmer nicht ganz los. So sparte auch Dr. Tycho Jürgensen, Präsident der ZÄK Schleswig-Holstein, in seiner Eröffnungsrede nicht mit Kritik an der Politik: „Obwohl jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Befreiungsschlag wäre, um den Reformstau aufzulösen, zeigt sich die Politik wieder zögerlich. Sie findet seit nunmehr über 30 Jahren keine passenden Antworten auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stürme. Man flüchtet in gigantische Neuverschuldungen“, ... und „... die Politik wird so zur Flickschusterei verleitet.“ Die viel diskutierte „Agenda 2010“ umschrieb Jürgensen als „eine Notoperation, um die aus dem Ruder laufenden Sozialkosten zu bremsen. Dem Programm fehlt der Mut zu echten Veränderungen.“

Das „standespolitische Fenster“ der KZV-SH stand in diesem Jahr ganz unter dem Zeichen der neuen BEMA-Entscheidung 2004 (siehe zm 12), war doch die Entscheidung am Vorabend gefallen, wie der KZV-Vorsitzende Dr. Peter Kriet verkündete. Er hatte sich für diese Veranstaltung als Referenten Prof. Dr. Dr. Hans-Jörg Staehle, Heidelberg, ausgesucht, um von diesem mehr über zahnmedizinische Über-, Unter- und Fehlversorgung zu erfahren. Der Referent öffnete den Zuhörern und auch den Standespolitikern die Augen, denn viele der vorgestellten Fallversorgungen, die der Referent als Gutachter zu Gesicht bekam, wurden in wissenschaftlichen Seminaren gelehrt, so dass der nun „unter Beschuss geratene“ Zahnarzt gar nicht so viel für seine Fehlbehandlung kann. Leidtragender, da waren sich Staehle und Kriet in der Abschlussdiskussion einig, ist immer der Patient. „Und das dürfen wir nicht zulassen!“

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