Varianten von Hauttumoren

Pigmentiertes Basaliom der Gesichtshaut

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Kasuistik

Eine 44-jährige Patientin stellte sich mit einer seit mehreren Jahren bestehenden, sehr langsam progredienten, pigmentierten Hautveränderung des linken Unterlids vor (Abb. 1). Es handelte sich um eine indurierte, neun mal fünf Millimeter durchmessende, gegenüber der Lidhaut leicht erhabene Läsion. Die Patientin hatte den Befund aufgrund der Pigmentierung bisher für einen Nävus gehalten und war letztlich erst durch die jetzt erkannte Wachstumstendenz auf die Hautveränderung aufmerksam geworden. Die Detailaufnahme (Abb. 2) zeigt, dass neben der bräunlichen Pigmentierung vor allem morphologische Charakteristika eines nodulären Basalioms vorlagen. Es finden sich neben dem typischen, wallartig erhabenen Übergang der Läsion zum Umgebungsgewebe überwiegend noduläre Anteile mit einer zentralen Einsenkung mit Ausdünnung der Epidermis. Obwohl durch die Pigmentierung teilweise verdeckt, lassen sich an mehreren Stellen typische Teleangiektasien mit Arborisation erkennen (siehe ➞).

Unter der Verdachtsdiagnose eines pigmentierten Basalioms wurde der Befund mit einem Sicherheitsabstand von zwei Millimetern exzidiert und der Defekt primär verschlossen. Histologisch (Abb. 3) zeigten sich die basaliomtypischen Tumorzapfen, die jeweils durch eine Schicht palisadenförmig angeordneter Zellen begrenzt sind. Im umgebenden Stroma sind hier bei stärkerer Vergrößerung (Abb. 4) teilweise kräftige Melaninpigmentierungen überwiegend in Melanophagen (siehe ➞) zu erkennen. Es handelte sich damit abschließend um ein pigmentiertes Basaliom. (Die histologischen Bilder wurden freundlicherweise von Priv.-Doz. Dr. Radner, Institut für Pathologie der Johannes Gutenberg-Universität zur Verfügung gestellt.)

Diskussion

Basaliome sind die mit großem Abstand häufigsten bösartigen Hauttumoren mit einem bevorzugten Auftreten in der lichtexponierten Gesichtsregion. Insoweit betreffen diese Tumoren in ganz besonderer Weise das Arbeitsgebiet der Zahn- Mundund Kieferheilkunde. Während die typische Morphologie des nodulären Basalioms oder eines Ulcus rodens meist recht zügig zur klinischen Diagnose führt, stellen die Varianten, und hier insbesondere das sklerodermiforme Basaliom, ein gravierendes diagnostisches Problem dar. Auch die pigmentierten Basaliome werden, obwohl diese Variante immerhin etwa sieben Prozent der Basaliome in der hellhäutigen Bevölkerung ausmacht [Maloney et al. 1992], klinisch häufig verkannt, weil die morphologischen Charakteristika unter der Pigmentierung in den Hintergrund treten. Auch im vorliegenden Fall war die Läsion, trotz exponierter Lage am Unterlid, über lange Zeit als Nävus betrachtet und nicht näher beachtet worden.

Tatsächlich bereitet die differentialdiagnostische Abgrenzung pigmentierter Hauttumoren und Nävi selbst dem erfahrenen Hautarzt häufiger Probleme, so dass zusätzliche Methoden, beispielsweise die Auflichtmikroskopie [Menzies et al. 2000], und auf experimenteller Ebene neuerdings die Konfokale Laser-Scanningmikroskopie [Charles et al. 2002] zur Differenzierung herangezogen werden.

Für die zahnärztliche Praxis wäre es sicher zu weit gegriffen, die Expertise zu einer sicheren klinischen Einordnung der unterschiedlichsten Hautläsionen zu fordern. Allerdings kommt dem Zahnarzt durch die große Zahl von Patientenkontakten eine wichtige Funktion in der primären Erkennung von abklärungsbedürftigen Veränderungen der Gesichtshaut zu, so dass er die betreffenden Patienten an die entsprechenden Facharztrichtung vermitteln kann.

PD Dr. Dr. Martin KunkelProf. Dr. Dr. Torsten E. ReichertKlinik für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieJohannes-Gutenberg-UniversitätAugustusplatz 2, 55131 Mainz

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