Editorial

Akzente

Liebe Leserinnen und Leser,

„Es wird zum Konflikt kommen, wenn die Bürger merken, dass vor Weihnachten noch ausländische Patienten operiert werden, deutsche aber nicht mehr.“ Was FDP-Gesundheitsexperte Dieter Thomae dieser Tage gegenüber der „Welt“ als mögliches Streitpotential ansprach, hebt nationale Gesundheitspolitik wieder einmal ins Groteske: Während Deutschlands Bürger längst an per Budgetierung notwendig gewordene Wartezeiten im Gesundheitssystem gewöhnt werden, wollen ausländische Patienten mehr und mehr die beachtenswerten Leistungen des deutschen Gesundheitswesens nutzen.

Auf jährlich gut 60 000 Patienten schätzt die deutsche Krankenhausgesellschaft inzwischen die Zahl der so genannten ausländischen Gesundheitstouristen. Tendenz? Steigend. Also doch ein Lichtblick für die Jobmaschine Gesundheitswesen? Wenn wir nur auf Interessenten aus dem Ausland vertrauen, wird daraus bestimmt nichts werden.

Aber eines zeigt diese Entwicklung ganz klar: Die einseitige Beschwerdeführung rotgrüner Kritiker, im deutschen Gesundheitswesen werde bei viel Aufwand wenig Nutzen geschaffen, scheint nicht so recht zu stimmen. Diese ausländischen Patienten kommen nicht nach Deutschland, weil es am Rhein so schön ist. Und Sie werden sich nicht wegen irgendwelcher Lappalien aus den Nachbarstaaten in das zumindest in dieser Frage noch gelobte Deutschland begeben. Fest steht: Die Geschichte vom schlechten deutschen Gesundheitssystem ist wohl ebenso eine Mär wie die vom bildungsfaulen Arzt oder Zahnarzt. Qualität spricht hier Bände.

Denn wer mit Forderungen nach Ärzte-TÜV oder Zwang zur Fortbildung auf die Situation im deutschen Gesundheitswesen reagiert, hat vielleicht die eine oder andere OECD-Statistik eigenwillig interpretiert. Zumindest geht er nicht offenen Auges durch die Arbeitswelt des deutschen Gesundheitswesens: Es ist kein Zufall, dass dieser Tage eine zahnärztliche Akademie ihr 25-jähriges Jubiläum begeht, kurze Zeit später eine Landeskammer ihr neues Verwaltungsgebäude bezieht, das vor allem auch für Fortbildung von Zahnärzten und Praxispersonal eingesetzt wird, und ein zeitgleich stattfindender Zahnärztetag in Sachen Fortbildung wieder Rekordzahlen verbucht.

Fort- und Weiterbildung ist im Bereich der Zahnmedizin erfolgreich – seit Jahren. Erst recht mit Gründung und Beschluss eines Statutes für eine gemeinsame Clearingstelle zur Akkreditierung von Fortbildungsmaßnahmen werden BZÄK, DGZMK und KZBV die Qualität der vielfältigen Fortbildungsangebote zusätzlich stützen können.

Wer meint, solche Maßnahmen riechen nach vorauseilender Anpassung an das Zeitgeistgefüge, sei noch einmal erinnert: Die Fortbildungsanstrengungen der Zahnärzteschaft sind keine Reaktion auf rot-grüne Einschätzungen, sondern die Frucht jahrelanger erfolgreicher Anstrengungen aus Eigeninitiative.

Hingegen: Zusätzliche staatliche Kontrolle kostet Geld und schafft weitere Ebenen der Reglementierung – ohne Nutzen für die Gesundheit der Bevölkerung, den Zukunftsmarkt Gesundheitswesen und die konjunkturelle Lage Deutschlands.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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