FDI-Kongress 2003 in Sydney

Zahnärzte der Welt zu Gast „down under”

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Einen gut organisierten FDI-Kongress in entspannter, freundlicher Atmosphäre erlebten beinahe 6 000 Zahnärzte aus aller Welt im September dieses Jahres im frühlingshaften Sydney, Australien. Zeitlich vorgeschaltet waren wie in jedem Jahr die Geschäfts- und Projektgruppensitzungen der berufspolitischen und fachlichen Gremien der FDI. Kernpunkte: ein neuer Präsident, eine neue „president elect” und konstruktive Gremienarbeit.

Im Mittelpunkt der Geschäftssitzungen tagte das Weltparlament der Zahnärzte, die Delegierten aus den inzwischen über 150 Mitgliedsländern zur Generalversammlung. Deutschland beziehungsweise die Bundeszahnärztekammer, der drittgrößte Mitgliedsverband der FDI, stellt mit fünf Delegierten, zwei Ratsmitgliedern und ihren jeweiligen Vertretern in den Kommissionen und Komitees der FDI eine aktive und einflussreiche Gruppe dar. Neun von den beiden Kommissionen vorbereitete fachliche Stellungnahmen wurden nach ausführlicher Diskussion, bei der die deutsche Delegation ihre Wünsche einbrachte, und entsprechender Modifikation von der Generalversammlung verabschiedet.

Themen dieser Stellungnahmen, die im Internet der FDI (www.fdi.worldental.org) oder über den Leserservice der zm abrufbar sind, waren unter anderem: Zahnärztliche Ausbildung, Mundgesundheitsziele, Auswirkungen der Mastikation auf die Allgemeingesundheit, Fluoride in Füllungsmaterialien, Infektionskontrolle in der Zahnheilkunde und Mundgesundheitsversorgung von Behinderten.

Wichtiges Diskussionsthema in der Generalversammlung und den dazu veranstalteten Offenen Foren war die „Governance” der FDI, die Erarbeitung von Vorschlägen zu neuen Leitungsstrukturen, die Rolle der Kommissionen und Komitees, einer angemessenen Repräsentation der Mitgliedsverbände und der Regionen im Weltparlament der Zahnärzte. Da die FDI in den letzten zehn Jahren von rund 100 auf 150 Mitgliedsverbände angewachsen ist und die neuen Mitglieder kleine und sehr kleine Länder vertreten, ist die Diskussion um eine angemessene Vertretung, insbesondere der großen Verbände, notwendig geworden. So entsenden die drei größten Mitgliedsverbände, die American Dental Association, die Japan Dental Association und die BZÄK, die insgesamt 215 000 Zahnärzte vertreten, jeweils fünf Delegierte in die Generalversammlung, während 43 kleine Mitgliedsverbände, die zwischen acht und 1 000 Zahnärzte vertreten, mit jeweils einem stimmberechtigten Delegierten in der Generalversammlung sitzen.

Mehr Mitsprache für die „Großen”

Bei Abstimmungen haben diese vielen kleinen Verbände ein großes Gewicht. In der Diskussion wurde die angemessenere Vertretung der großen Verbände, so wie vom Rat vorgeschlagen, dann auch ohne Einwände akzeptiert, was insofern erstaunlich war, weil in vielen internationalen Organisationen, so auch in früheren Diskussionen in der FDI, das Votum lautet „one nation, one vote”. Die drei großen Verbände aus USA, Japan und Deutschland sollen also in Zukunft mehr Stimmen in der Generalversammlung erhalten. Dies muss jedoch erst durch entsprechende Satzungsänderungen beschlossen werden. Die Abstimmungsergebnisse zu den Wahlen in FDI-Ämter wurden mit Spannung erwartet, insbesondere die Wahl zum president elect, dem kommenden Präsidenten.

Es kandidierten zwei gleich kompetente und hoch geschätzte Kandidaten, beide aus Europa. Dr. Michèle Aerden, Chambres Syndicales Dentaires, Belgien, und Dr. Bill Allen, British Dental Association, UK. Beide hatten in ihrer sechsjährigen Zugehörigkeit zum FDI-Vorstand, dem Rat, gute Arbeit geleistet und waren auch in ERO und ZÄV engagiert. So fiel es besonders den Delegierten aus Europa schwer, sich zwischen diesen gleichwertigen Kandidaten zu entscheiden. In einer äußerst knappen Abstimmung unterlag Dr. Bill Allen, der 48 Prozent der Stimmen erhielt.

Erstmals eine Frau als president elect

Mit Dr. Michèle Aerden wird jetzt zum ersten Mal in der Geschichte der FDI eine Frau in zwei Jahren das höchste Amt im Weltzahnärzteverband antreten. In den Rat wurden neu zwei Mitglieder gewählt, Dr. Richard F. Mascola, USA und Dr. Jacques Reignault, Frankreich. In der Wissenschaftskommission, die sechs Jahre erfolgreich, kompetent und mit wichtigen Ergebnissen von Prof. Elmar Reich, Biberach, geleitet wurde, war ein Wechsel im Vorsitz notwendig, weil Reich nicht wieder wählbar war. Zum Vorsitzenden der Wissenschaftskommission wurde Prof. L. P. Samaranayake, Hongkong, gewählt. Prof. Reiner Biffar, der von der BZÄK als Mitglied der Wissenschaftskommission nominiert worden war, konnte gleich im ersten Wahlgang, trotz drei Gegenkandidaten 53 Prozent der Stimmen erhalten – ein bemerkenswertes Ergebnis. Dies ist sicherlich vor allem der persönlichen Kompetenz von Reiner Biffar zuzurechnen, aber auch der guten Vorarbeit von Elmar Reich und insgesamt dem guten, geschlossenen Auftreten der Deutschen Delegation in Sydney unter der Leitung von Dr. Peter Engel, Köln, der die Deutsche Delegation von 18 Mitgliedern souverän und konstruktiv leitete.

Neuer Präsident

Als neuer Präsident der FDI wurde während der feierlichen Eröffnungsveranstaltung des Kongresses Dr. Heung-Ryul Yoon aus Korea eingesetzt, der die goldene Amtskette von seinem Vorgänger, Dato Dr. A. Ratnanesan, Malaysia, überreicht bekam. Yoon nannte als Ziele seiner Amtszeit unter anderem, den Fokus speziell auf die Entwicklungsländer zu richten und gleichzeitig noch mehr Kooperation mit der WHO zu suchen, Image und Reputation des Berufsstandes zu verbessern durch breiten, umfassenden Einsatz moderner Kommunikationsmedien und den Abschluss des „Governance Review”.

Bemerkenswert war die Diskussion im Forum der ERO, in der es weiterhin um die Zukunft und Rolle der ERO als Regionalorganisation der FDI und als europäischer Zahnärzteverband in Aufgabenteilung zum ZÄV ging. Die Forderung, von deutscher Seite, insbesondere von BZÄK-Ehrenpräsident Dr. Fritz-Josef Willmes schon seit Jahren gestellt, findet zunehmend mehr Unterstützung, dass es nämlich nur noch einen europäischen Zahnärzteverband geben solle, mit einer gewissen Aufgabenteilung was die Zuarbeit einerseits zur FDI andererseits zu EU-Kommission und EU-Parlament betrifft. Es wird zwar noch einige Jahre dauern, bis diese Forderung tatsächlich realisiert wird, aber aus den Diskussionsbeiträgen wurde deutlich, dass ein einziger, gemeinsamer europäischer Zahnärzteverband zunehmend als Zielperspektive gesehen wird. In der Zwischenzeit soll eine sinnvolle Aufgabenteilung zwischen beiden Verbänden verabredet werden. Dr. Wolfgang Sprekels hatte dies schon vor zwei Jahren vorgeschlagen und an diesem Vorschlag einer Aufgabenteilung soll sich jetzt die weitere Arbeit orientieren.

Made in Germany

Der in diesem Jahr zum neunten Mal veranstaltete Deutsche Empfang erwies sich wieder als voller Erfolg. Hierzu eingeladen werden alle deutschen Teilnehmer am FDIKongress, um auch in der Ferne, weitab von Deutschland, Gemeinsamkeit der BZÄK mit deutschen Kollegen zu zeigen. Die deutsche Botschaft in Canberra durch den Botschaftsrat erster Klasse Dr. Johannes Trommer und das Generalkonsulat in Sydney, vertreten durch die Stellvertreterin Generalkonsulin Sibylle Sorg, waren anwesend. Dr. Engel und Dr. Trommer begrüßten die Teilnehmer, nicht nur deutsche Zahnärzte, sondern auch die Repräsentanten der FDI und der europäischen Zahnärzteverbände. Es ergaben sich viele Gelegenheiten, neue Kontakte zu knüpfen, bestehende zu festigen und die aktuellen Probleme der deutschen Gesundheitspolitik auch international zu kommunizieren. Auch die deutsche Industrie präsentierte sich unter dem gemeinsamen Dach „Made in Germany” in hervorragender Weise auf einer mit dem FDI-Kongress verbundenen großen Dentalschau, der größten, die es bisher in Australien gab.

Es gibt immer wieder Stimmen, die daran zweifeln, ob sich der Einsatz – professionell, zeitlich oder finanziell – in der internationalen Arbeit der BZÄK überhaupt lohnt. Die deutschen Zahnärzte als drittgrößte Gruppe weltweit haben allerdings eine Verpflichtung, sich international angemessen zu präsentieren und ihren Einfluss geltend zu machen, und das haben sie beim diesjährigen Treffen der Zahnärzte aus aller Welt im fernen Australien in hervorragender Weise getan.

Barbara Bergmann-KraussVertreterin der BZÄK in der FDI

Dr. Gerd KnauerhaseVertreter der KZBV in der FDI

Korrespondenzadresse:Universitätsstr. 7350931 Köln

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