Leitartikel

Die richtigen Ideen zur richtigen Zeit

Sehr verehrte Frau Kollegin,sehr geehrter Herr Kollege,

ein politisch wie wissenschaftlicher großer Erfolg und die richtige Idee zur richtigen Zeit – so wurde der Deutsche Zahnärztetag 2004 in Frankfurt/M. allgemein bewertet. Der einheitliche Auftritt von Berufspolitik und Wissenschaft in der Öffentlichkeit hat eindeutig Wirkung gezeigt und Akzente für die Zukunft gesetzt.

Jetzt, nachdem auch die Bundesversammlung mit der Wiederwahl der Mannschaft an der Verbandsspitze – meinen beiden Vizepräsidenten und Kollegen Prof. Dr. Wolfgang Sprekels und Dr. Dietmar Oesterreich sowie mir selbst – den bewährten effektiven Kurs der Bundeszahnärztekammer bestätigt hat, geht es darum, die Herausforderungen der Zukunft aktiv anzupacken.

Die Bundesversammlung hat wegweisende Beschlüsse gefasst. Freiberuflichkeit, Eigenverantwortung und die Weiterentwicklung unserer Professionalität – diese Prinzipien stehen für uns an oberster Stelle. Die Neuorganisation des Gesundheitswesens wird das Thema der Zukunft sein, und wir Zahnärzte werden unsere Vorstellungen äußern und die richtigen Ideen und Konzepte zum richtigen Zeitpunkt einbringen, um eine drohende Einheitsversicherung zu verhindern. Ob Bürgerversicherung oder Prämienversicherungsmodelle – das Ganze taugt doch nur dann etwas, wenn es zumindest diesen drei bestimmten Kriterien gerecht wird.

• Erstens: Wird der demografische Faktor berücksichtigt? Gibt es eine Rücklage für die ständig alternde Bevölkerung?

• Zweitens: Wird der faire Wettbewerb unter den Kostenträgern zugelassen?

• Drittens: Wird an den medizinischen Fortschritt gedacht, der mindestens ein Prozent des Finanzvolumens jährlich an Zuwachs ausmacht?

Die Antworten darauf darf sich jeder selbst geben, auch im Hinblick auf die neu gewonnene Einigung in der CDU/CSU: Soweit ich alle vorliegenden Systematiken beurteilen kann, werden diese drei Kriterien an keiner Stelle auch nur von einem einzigen Modell erfüllt, nachdem das Unionsmodell von Leipzig zurückgenommen wurde! Ein dringend benötigter, kostenstabilisierender Wettbewerb wird ausgeschlossen. Die Forderung nach einem System befundorientierter Festzuschüsse mit Kostenerstattung in allen Versicherungsarten auf Basis der präventionsorientierten Neubeschreibung der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde bleibt unser zentrales Anliegen. Ein weiteres zentrales Themenfeld ist beispielsweise die zukünftige Rolle von GKV und PKV. Auch hier droht die Gefahr der Einheitsversicherung, wenn die Grenzen zwischen beiden Formen verwischen. Standardtarife sind zum Beispiel kein Wesensmerkmal einer privaten Versicherung. Wir werden sehr darauf achten, dass der Zahnarzt nicht aus dem Regen GKV in die Traufe PKV kommt.

Ich greife auch die neue GOZ heraus, die ab 2006 in Kraft treten soll. Die BZÄK hat zu Beginn des Jahres alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der GOZ unter dem Dach des Senates für privates Leistungs- und Gebührenrecht neu organisiert. Das war gut so, denn das Bundesgesundheitsministerium bat uns, für eine Beratung hinsichtlich der neuen GOZ zur Verfügung zu stehen. Wir haben hier unsere Bereitschaft signalisiert unter der Voraussetzung, dass einige Grundpositionen gewährleistet werden. Dazu gehören der Erhalt einer Gebührenspanne, die Analogieberechnung oder eine Entbürokratisierung der Abdingung. Vor allem müssen wir einer Bematisierung der GOZ entgegenwirken.

Von den vielen weiteren Aufgaben, die wir in der kommenden Legislaturperiode lösen wollen, will ich noch einige wichtige herausgreifen: eine von Standespolitik und Wissenschaft getragene neue Approbationsordnung, die Novellierung der Berufsordnung, die Vertiefung der internationalen Arbeit in Brüssel, die Weiterentwicklung der Professionalität durch Fort- und Weiterbildung oder die äußerst kritische Begleitung der Gesundheitskarte und der Health Professional Card.

Wir werden unsere Anliegen selbst in die Hand nehmen und den Berufsstand in seiner freiberuflichen Unabhängigkeit und Eigenverantwortung weiterentwickeln. Dafür werden wir unser Bestes geben.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Dr. Dr. Jürgen WeitkampPräsident der Bundeszahnärztekammer

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