25 Jahre Jugendzahnpflege in Hamburg

Ein toller Haufen

Ein Vierteljahrhundert alt ist die Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Hamburg (LAJH) – Anlass für eine Jubiläumsfeier der ganz anderen Art. Statt feierlicher Reden gab es eine bunte Revue quer durch alle Aufgabengebiete, bei der die Akteure mit eingebunden waren.

Eigentlich wollten ja Günter Jauch und Daniel Küblböck kommen, um die LAJH-Jubiläumsfeier zu moderieren. Doch die seien beim Hamburger Schmuddelwetter im Stau stecken geblieben, verkündete LAJH-Geschäftsführer Gerd Eisentraut mit einem Augenzwinkern den Gästen und übernahm kurzerhand selbst die Moderation.

Es folgten in rascher Folge Interviews mit den maßgeblichen Akteuren der LAJH, gespickt mit Informationen. Heute arbeiten 23 Mitarbeiterinnen und rund 150 Patenzahnärzte mit ihren Teams für die LAJH. Die Kosten in Höhe von rund 600 000 Euro bringen die gesetzlichen Krankenkassen und die zahnärztlichen Körperschaften auf. Erfolgreiche Ergebnisse gab es für das Berichtsjahr 2003/2004 . So wurden in den Kindergärten und Kindertagesstätten durch Mitwirkung der Patenzahnärzte und LAJH-Mitarbeiterinnen fast 55 000 Kinder erreicht, in den Schulen waren es rund 74 000 Kinder. Unter Verantwortung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes wurden bei rund 11 600 Kindern in der Schule Fluoridlack aufgetragen. Die Hamburger Schulzahnärzte führten bei über 62 000 Schülern eine Untersuchung durch. Insgesamt 132 000 Zahnbürsten und rund 11 000 Zahnputzsets stellte die LAJH im letzten Schuljahr zur Verfügung.

Anita Palm, Mitarbeiterin einer Patenschaftspraxis, berichtete über das Engagement in ihrer Praxis zum Angstabbau beim Zahnarztbesuch. Durch Aktionen wie Fahrstuhlfahren auf dem Zahnarztstuhl und den spielerischen Umgang mit dem „Kitzelbohrer“ verlieren die Kleinen die Scheu vorm Zahnarzt.

In sozialen Brennpunkten gebe immer noch Kinder, die zu Hause keine eigene Zahnbürste besäßen, berichteten Brigitte Kattau-Ehmke und Marion Teegen vom LAJH-Kita-Team über Erfahrungen in diversen Hamburger Stadtteilen. In einem eklatanten Beispiel hatte ein Familienvater sogar die wohl einzige Zahnbürste der Familie zu seinem Kuraufenthalt mitgenommen. „Wir müssen immer besser sein als der Fernseher“, fasste Silke Neumann vom Schulteam ihre Erfahrungen zusammen. Eltern seien mit sich und ihren Kinder oft selbst überfordert, deshalb stehe die Prophylaxearbeit mit den Kindern über die Jahre vor immer größeren Herausforderungen. Dr. Brigitte Streckel, Sprecherin der Hamburger Schulzahnärzte, berichtete über Ihre Reihenuntersuchungen in Schulen. Angstabbau und Motivation stünden hier im Vordergrund. Und: „Eltern müssen auch lernen, wie man Zähne putzt“. Seit acht Jahren läuft erfolgreich ein spezielles Programm für Schulkinder mit erhöhtem Kariesrisiko.

Große Erfolge

Überhaupt hat die LAJH über die letzten 25 Jahre große Erfolge vorzuweisen. Im Jahre 1978 hatten nur 12,4 Prozent aller Dreijährigen ein naturgesundes Gebiss, 1998 waren es 77,1 Prozent. Bei den Zwölfjährigen hatten 1988 31,1 Prozent keinerlei Schäden am Gebiss, zwölf Jahre später waren es schon 50,8 Prozent. Prof. Dr. Hans-Jürgen Gülzow, Universität Hamburg, begleitet die Arbeit der LAJH mit epidemiologischen evidenzbasierten Studien, gerade erst sei eine neue Untersuchung in Arbeit, erklärte er.

Günter Ploß, Leiter der Landesvertretung von VdAK/AEV Hamburg, forderte unter anderem eine sektorenübergreifende Gesundheitspolitik, die Gesundheitserziehung als verpflichtendes Unterrichtsfach und mehr Aufklärung zur Ernährung in Kitas und Schulen.

Der Vorsitzende der LAJH , Kammerpräsident Prof. Dr. Wolfgang Sprekels, hob die engagierte Arbeit des LAJH-Teams hervor: „Ihr seid ein toller Haufen!“ Die Schwerpunkte der Arbeit hätten sich über die Jahre verschoben. Stand zu Anfang noch der Kampf mit dem versteckten Zucker im Fokus, so seien es heute das Nursing-Bottle-Syndrom und Probleme rund um die Fehlernährung. Er forderte eine Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit sowie eine breite Aufklärung der Bevölkerung über (mund)gesundheitsschädigende Trink- und Essgewohnheiten, angefangen von jungen Eltern bis ins Erwachsenenalter.

Das Jubiläum war ein gelungenes Fest, so fanden alle. Und alle waren sich einig: Ohne Jauch und Küblböck war es viel schöner!

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