Bayerische Akademie für Zahnärztliche Fortbildung

Teamday: rund um die Implantologie

Heftarchiv Zahnmedizin
Ganz im Zeichen der Implantologie stand der diesjährige „Teamday“ der Bayerischen Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in München. Das Konzept, von den Referenten als „Teamplantologie“ bezeichnet, wurde anlässlich einer Veranstaltung der Akademie präsentiert.

„Team“-plantologie

Dass Implantologie keine Zauberkunst darstellt, sondern handfestes Können und viel Erfahrung erfordert, wurde den gut vierzig anwesenden Zahnärzten und Zahntechnikern einleitend von allen Referenten versichert. Dies wurde dann auch im Verlauf der zweitägigen Veranstaltung immer deutlicher.

Zudem müsse der Begriff Implantologie richtigerweise eigentlich Teamplantologie heißen, so die Referenten, da das Zusammenspiel eines ganzen Teams notwendig ist, um Erfolge zu erzielen.

Diese Praxisphilosophie wurde auch nachhaltig demonstriert, sowohl in den Vorträgen, als auch bei den Life-Operationen. Dr. Georg Bayer, München, bezeichnete den chirurgisch tätigen Implantologen als denjenigen, der Fundament und Keller des neu zu errichtenden Bauwerkes herstellt, das dann von Prothetiker und Zahntechniker als funktionstüchtiges Gebäude fertiggestellt werde. Dabei schreibt er dem Prothetiker die Rolle des Teamleaders zu, der über Planung und Ausführung wacht und von dem der Implantologe schließlich seine Weisungen erhält. Allerdings sollte seiner Meinung nach auch der Implantologe in der Lage sein, „prothetisch“ zu denken.

Implantatversorgung

Der Fortschritt in der Implantattechnik und -prothetik hat auch die Vorstellungen der Patienten wesentlich beeinflusst. Der Wunsch nach festen Zähnen wird heute ergänzt durch den Wunsch nach schönen Zähnen – heute will man also schöne feste Zähne.

Wie dies realisiert werden kann, wurde zunächst theoretisch von Dr. Wolf-Dieter Seeher, Landsberg, dargelegt. Unter der Headline : „Wann sind Implantate notwendig und wann sind sie sinnvoll?“ erläuterte Seeher verschiedene Aspekte zur Implantatversorgung.

Durch die Einsicht, dass eine Totalprothese im hohen Alter für den Betroffenen nicht selten eine psychische Katastrophe bedeutet, gewinnt der Gesichtspunkt des Einsatzzeitpunktes für Implantate einen großen Stellenwert. Wenn man rechtzeitig, das heißt, auch bereits bei Einzelzahnlücken mit noch einwandfreien Nachbarzähnen, mit einer Implantatversorgung beginnt, kann das spätere Schicksal einer Totalprothese weitgehend vermieden werden. Umso mehr ist die Implantation die Methode der Wahl bei Einzelzahnlücken mit intakten Nachbarzähnen. Auch zur Vermeidung langer Brücken, insbesondere im Unterkiefer, sind Implantate fast immer zu bevorzugen. Auch für jüngere Patienten, die durch Unfall, Krankheit oder Ähnliches einen Zahnverlust erlitten haben, würde eine Prothese eine enorme Einschränkung ihrer Lebensqualität darstellen. Dies wurde sogar jüngst durch ein Gerichtsurteil bestätigt. Der Leidensdruck dieser Menschen ist hoch, so dass in den meisten Fällen sogar das Finanzierungsproblem dahinter zurückgestellt wird.

Planungsphase

Zum Ablauf einer Implantation wurde ein Schema vorgegeben, nach dem die einzelnen Schritte erfolgen sollten. Zunächst muss eine initiale Planungsphase mit allen Beteiligten durchlaufen werden, also mit dem Prothetiker, dem Zahntechniker, dem Implantologen und nicht zuletzt mit dem Patienten. Dieser muss, nach der Feststellung des Behandlungsbedarfes durch seinen Zahnarzt, seine Wünsche und Vorstellungen äußern und die finanziellen Möglichkeiten vorgeben. Der Prothetiker entwickelt dann ein grobes Behandlungskonzept, dessen technische Realisierungsmöglichkeiten vom Zahntechniker geklärt und die Kosten geschätzt werden müssen. Danach kommt als letztes Glied in der Kette dieses Modells der Implantologe, der die Implantationsmöglichkeiten feststellt und den Patienten über das operative Verfahren aufklärt. Er sollte in der Lage sein, dem Patienten eventuelle Behandlungsalternativen aufzuzeigen.

Ablauf der Implantatversorgung

Der Ablauf einer Implantatversorgung wird dann durch das gesamte Team bewerkstelligt. Hier ist eine gute Kommunikation zwingende Voraussetzung, zumal, wenn die einzelnen Beteiligten in getrennten Praxen und Labors arbeiten.

Der Prothetiker muss unter anderem die parodontale Situation beurteilen und gegebenenfalls behandeln oder behandeln lassen sowie eine klinische Funktionsanalyse durchführen, unter Berücksichtigung der Fragen, ob eine funktionelle Vorbehandlung notwendig ist und ob eine habituelle oder eine zentrische Versorgung angestrebt wird. Danach wird eine provisorische Bissnahme erforderlich, entweder für ein Zentrik- Registrat oder habituell. Anschließend erfolgt eine radiologische (Vor)-Diagnostik. Im Labor werden in dieser zweiten Phase ein Modell und die OK-Montage erstellt.

Teamberatung

Das Gesamtteam wird dann über die genaue Planung beraten. Dabei fällt auch die Entscheidung für das Implantatsystem, also welche Implantate zum Einsatz kommen sollen, und die Erwägung der Möglichkeit einer Sofortbelastung. Dazu gehört auch eine genaue Planung der provisorischen Versorgung, ein Behandlungsablauf- und Zeitplan, sowie eine genaue Kostenplanung.

Während der Implantationen, von denen mehrere interessante Fälle von Georg Bayer life demonstriert wurden, wobei auf besonders schwierige Situationen (Sinuslift, Knochenentnahme und Augmentation) und auch auf Fehlermöglichkeiten eingegangen wurde, erläuterten die beiden Dres. Steffen Kistler und Frank Kistler, Landsberg, anhand großflächiger Darstellungen die einzelnen Schritte der Operationen.

Prothetik

Die von Dr. Seeher im Anschluss an die OP life gezeigte Abformung führte von der Planungs- über die Operationsphase hin zur prothetischen Versorgung. Um hier ein maßgeschneidertes und ästhetisches Ergebnis zu erzielen, ist eine Feinabstimmung zwischen Prothetiker, Labor und Patient unabdingbar, wobei die richtige Einschätzung der realisierbaren Möglichkeiten nicht aus den Augen verloren werden darf. Hier werden an das zahntechnische Labor hohe Anforderungen gestellt, die, trotz großer Fortschritte bei Material und Technik, dennoch oft die Arbeit und den Blick des „Künstlers“ erfordern.

Zukunftsaussichten

So wie die Referenten an den beiden Tagen demonstrierten, wird deutlich, dass der Implantologie die Zukunft gehört. Allerdings bedarf es dazu noch vermehrter Ausbildungsanstrengungen von Seiten der Zahnärzte und auch einer besseren Darstellung dieser Möglichkeiten in der Öffentlichkeit. Dass die Implantatversorgung weit besser ist als ihr Ruf, liegt auch an der gerade in den letzten Jahren weit fortgeschrittenen Technik und dem hervorragenden Material, das mittlerweile zur Verfügung steht. Eine erstaunliche Neuheit stellt auch die Möglichkeit des Einsatzes von autolog gezüchteten Kieferknochentransplantaten dar, die eine Eigenknochenentnahme entbehrlich machen kann (Biotissue Technologies GmbH, Freiburg). Allerdings liegt hier im Preis noch eine große Hemmschwelle.

Wenn die Einsicht, sowohl bei den Patienten als auch bei den Krankenkassen, dahin gehend gelenkt werden kann, dass die Implantatversorgung langfristig die bessere Methode des Zahnersatzes darstellt und die Kosten sich, ebenfalls langfristig gedacht, absolut lohnen, auch im Hinblick auf die Lebensqualität der Betroffenen, so ist der erste Schritt getan, um diese Methode in Deutschland allgemein in jeder zahnärztlichen Praxis zu etablieren.

Barbara FrankIm Weiher 3182131 Buchendorf-Gauting

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