Investmentfonds: Templeton Growth Fund

Der Fonds und sein Gründer: gut in Form

Vor einem halben Jahrhundert von John Templeton gegründet, erwirtschaftet der schon legendäre amerikanische Aktienfonds Templeton Growth Jahr für Jahr ordentliche Renditen. Selbst in den Krisenjahren 2000 bis Juni 2003 erfreute er die Anteilseigner mit einem Plus von durchschnittlich 5,7 Prozent. Er empfiehlt sich auch weiterhin als sinnvolle Ergänzung für eine langfristige Geldanlage.

Sein Alter sieht man ihm nicht an: Fit und dynamisch wie der Fonds, so präsentiert sich auch sein Erfinder John Templeton. Stolze 91 Jahre zählt der Guru der Aktienfondsmanager. Seinen Unruhestand verbringt er im angenehmen Klima der Bahamas. Von seiner Terrasse schweift sein Blick über den Golfplatz bis zum Meer. Er genießt seinen Wohlstand mit dem Wissen, dass dank seiner Weitsicht viele Anleger ebenfalls ihr Vermögen mehren konnten. Doch nicht nur fürs süße Leben gibt der gläubige Presbyterianer sein Geld aus. 30 Millionen Dollar fließen jährlich in die Erforschung der Religion. Mit einer Million Dollar ist der Templeton-Preis dotiert, der jedes Jahr für die Erforschung des Einflusses der Religion auf die Medizin vergeben wird.

Pionier weltweiter ...

Erwirtschaftet hat er dieses Vermögen mit dem von ihm 1954 gegründeten Templeton Growth Fund. Jahrzehntelang galt dieser als der beste Fonds der Welt. John Templeton erkannte als erster die immensen Möglichkeiten der weltweiten Investmentanlage. Bereits 1963 wagte er als Pionier den Schritt an die japanische Börse. Sein Erfolgsrezept verbirgt sich hinter den zehn Maximen, auf denen sich seine Art Geld anzulegen, begründet:

1.Streben nach dem höchstmöglichen Gewinn. Bei einer langfristigen Anlage heißt das Ziel immer ein möglichst hoher realer Gewinn nach Steuern.

2.Offen sein für Neues. Wichtig ist es, immer flexibel und kritisch zu bleiben. Denn nur wer vom gängigen zum unpopulären Wertpapier wechseln kann, hat Aussicht auf Spitzengewinne.

3.Nicht der bereiten Masse folgen. Zu kaufen wenn andere verkaufen und zu verkaufen wenn die anderen kaufen erfordert zwar Mut, zahlt sich aber aus.

4.Alles verändert sich. Die Börse reagiert schnell. So steigen die Kurse schon Monate bevor ein Konjunkturzyklus seinen Tiefpunkt erreicht hat und umgekehrt.

5.Das Populäre meiden. Kommt eine Methode, nach der man Aktien auswählt, in Mode, heißt es schnell die Vorgehensweise zu wechseln. Denn wenn viele das Gleiche tun, verliert die Methode ihre Wirkung.

6.Aus Fehlern lernen. „Dieses Mal wird alles anders“ ist einer der am teuersten bezahlten Sätze der Börsengeschichte.

7.In pessimistischen Phasen kaufen. Eine Hausse entsteht, während der Pessimismus regiert. Sie wächst unter skeptischer Beobachtung, reift im Optimismus und stirbt während der Euphorie. Deshalb ist der Pessimismus die beste Zeit zum Kaufen.

8.Nach Werten und Chancen suchen. Sich nach Prognosen und Trends zu richten, birgt Gefahren. Sicherer ist es, sich auf die tatsächlichen Unternehmenswerte zu konzentrieren.

9.Weltweit suchen. Bloß nicht alles Geld auf eine Karte setzen. Dann kann alles auf einmal verloren sein. Besser ist es, zu diversifizieren und weltweit nach guten Schnäppchen zu suchen. Das Risiko wird so besser gestreut und die Anlage sicherer.

10.Niemand weiß alles. Ein Investor, der alle Antworten kennt, hat noch nicht einmal die Fragen verstanden.

... Geldanlagen

1987 zog sich John Templeton aus dem Fondsgeschäft zurück und verkaufte sein Werk 1992 für sieben Milliarden Dollar an die Franklin Funds. Er selbst blieb mit seinem persönlichen Vermögen am Markt engagiert. Wie so viele spekulierte auch er heftig mit Technologie-Aktien. Doch anders als die Meisten zog der Meister 1999 die Bremse und stieg aus. Er sah die Baisse voraus, wettete gegen die Internet-Aktien und verbrachte die Zeit danach im ruhigen Fahrwasser konservativer Staatsanleihen. Auch jetzt bleibt er weiter gelassen und optimistisch.

Derweil wird der Templeton Fonds von Franklin ganz im Sinne seines Erfinders weiter gemanagt. So favorisiert das Research Team um Manager Murdo Murchison den so genannten Bottom-up Ansatz. Danach überprüft man zuerst das Unternehmen und danach die Branche und das Land. Übersteht die Firma den Test, setzt Murchison die Aktie auf eine Watch-List zur Beobachtung. Gekauft wird erst, wenn der Börsenkurs eine Unterbewertung zeigt. Hat der Wert seinen Platz im Depot gefunden, bleibt er dort im Schnitt fünf Jahre. Diese Zeit braucht ein Unternehmen gewöhnlich – so die Meinung des Fonds-Managements – um eine Unterbewertung abzubauen. Die meisten der rund 100 Firmen, deren Aktien zum Fonds gehören, sind eher traditionell. Murdo Murchison pflegt seine Vorliebe für unpopuläre und unterbewertete Aktien. Er nutzt Kursschwächen für einen günstigen Einstieg und steigt das Interesse stark an, ist das für ihn das Signal zum Verkauf. Doch nicht alle günstigen Aktien hält Murchison für interessant. Von der T-Aktie würde er in jedem Fall die Finger lassen: „Ich mag den Gedanken nicht, dass ein Konzern 60 Milliarden Euro Schulden hat.“ Dennoch, die Telekommunikationsbranche ist im Portfolio des Fonds mit rund zehn Prozent stark vertreten. Rohstoffwerte mit neun, Pharma mit knapp acht Prozent, ebenso Finanzwerte. Insgesamt sind rund 83,5 Prozent des Vermögens in Aktien investiert. Der Rest dient als Reserve für neue Engagements.

Das Rezept scheint zu funktionieren. Denn inzwischen verwaltet Franklin für den Templeton Growth Fund rund 250 Milliarden Dollar. Kein Wunder, denn die Ergebnisse können sich sehen lassen: Im letzten Jahr betrug die Rendite acht Prozent. In den 30 Jahren von 1972 bis Ende 2001 schaffte er 5 466 Prozent. Templetons Grundsätze funktionieren also noch immer.

Den Preis wert

So viel Qualität hat ihren Preis: Anleger zahlen einen stolzen Ausgabeaufschlag von 5,75 Prozent plus 0,9 Prozent Verwaltungs- und 0,2 Prozent Vertriebsgebühren. Für den Einstieg genügen 2 500 Dollar für eine Einmalanlage und ein Sparplan muss monatlich oder vierteljährlich mit mindestens 100 Euro bedient werden. Wer ein mögliches Währungsrisiko scheut, für den gibt es seit kurzem das Abbild des in Dollar notierenden Fonds auch in Euro.

Marlene Endruweit

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