Eigeninitiative für Freude am Beruf

Spaßfaktor Zahnarztpraxis

Stefan Seidel Frustration und Zukunftsängste scheinen in den Zahnarztpraxen die Freude am Beruf zunehmend zu verdrängen. Doch es geht auch anders. Kreativität und Leistungsfähigkeit befähigen den Freiberufler, dem gesundheitspolitischen Wandel zum Trotz, in Eigeninitiative eine erfolgreiche, freudvolle Zukunft aufzubauen.

Für den freiberuflichen Zahnarzt ist sie lebensnotwendig: die Freude am Beruf. Mehr noch: Begeisterung beflügelt zu kreativer Leistung, die sich abhebt von der lustloser Kollegen. Je deutlicher ein Zahnarzt seinem Patienten zeigt, dass er ihn mit Freude behandelt, desto leichter entwickelt dieser Vertrauen in ihn und in die vorgeschlagene Therapie.

Was Freude macht

Die Suche nach mehr Freude am Beruf beginnt mit der Frage: Was macht Freude im Beruf eigentlich aus? Die Antworten darauf fallen für jeden einzelnen Zahnarzt sicherlich unterschiedlich aus, aber es gibt Konstanten, die sich stets wiederfinden. Spaß am Beruf ist meist verbunden mit Erfolgserlebnissen. Sie motivieren, geben Sinn und liefern die Bestätigung dafür, das Richtige zu tun. Was wünschen sich Zahnärzte im Beruf? Dieser Frage ging eine Marketingagentur aus Alzey nach. Sie wertete Praxisanalysen von 2002 bis 2004 aus (siehe Tabelle 1). Das Ergebnis:

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Ziele der Zahnärzte

Anteil in Prozent

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Hochwertige Zahnmedizin

89,3

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Finanzieller Erfolg

84,8

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Mehr Unabhängigkeit von der Gesundheitspolitik

72,3

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Stressfreier, optimierter Praxisablauf

72,2

\n

Wertschätzung und Anerkennung durch den Patienten

67,6

\n

Die Qualität der zahnmedizinischen Leistung steht ganz vorne, noch vor finanziellem Erfolg. Gleichzeitig signalisieren die Freiberufler die Bereitschaft zu unternehmerischem Denken, was sich auch im Wunsch nach mehr Unabhängigkeit von gesundheitspolitischen Vorgaben zeigt. Zudem wollen sie Stress verringern. Zwei von drei Zahnmedizinern bedeutet die Anerkennung durch den Patienten überaus viel.

Vorrang der Qualität

In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat die Zahnmedizin unglaubliche Fortschritte gemacht. Immer neue Verfahren und Therapiemöglichkeiten sind entwickelt worden, von denen zuvor nur geträumt werden konnte. Humanbiologischen Prozessen, wie dem Abbau des Kieferknochens infolge Zahnverlustes, die früher als natürliche Entwicklungen hingenommen wurden, kann mit modernen Verfahren entgegengewirkt werden. Die ästhetische Zahnheilkunde erlaubt heute Versorgungen, die von der natürlichen Zahnsubstanz praktisch nicht mehr zu unterscheiden sind.

Für den Zahnmediziner bedeuten diese Fortschritte immer neue fachliche Herausforderungen, denen es sich zu stellen gilt. Sich hier zu verwirklichen, die eigene Fachkompetenz voll ausschöpfen zu können und bis an die eigenen Grenzen zu gehen, das wollen die meisten der befragten Zahnärzte. Und es spornt sie an. Unter jenen, die die Versorgung auf hohem Niveau wollen, ergab sich eine klare Verteilung auf bestimmte Behandlungsschwerpunkte (siehe Tabelle 2):

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Schwerpunkte

Anteil in Prozent

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Ausbau der Prophylaxe

77,2

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Implantologie

71,5

\n

Ästhetik

62,1

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Laser

57,0

\n

Parodontologie

44,2

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Der hohe Stellenwert der Prophylaxe, einem eher allgemeinen Bestandteil der Zahnheilkunde, signalisiert, dass in der modernen Zahnheilkunde ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat: weg vom Restaurativen, hin zur Prävention. Implantologie belegt Platz zwei auf der Prioritätenskala.

Einsatz zahlt sich aus

Finanzielle Erfolge motivieren. Auch den Behandler. Zum einen, weil er damit seinen Lebensunterhalt respektive -standard sichert. Zum anderen, weil ihm langfristig nur eine – auch finanziell – prosperierende Praxis seinen persönlichen Zielen näher bringen kann, mit allen für Fortbildung, Ausstattung oder Personal verbundenen Investitionen. Die Zeiten sind vorbei, in denen schon die Zugehörigkeit zum Berufsstand Bonität bei Banken vermittelte. Neueinsteiger erhalten heute den Kredit für die notwendige Grundausstattung ihrer Praxis nur auf Basis einer detaillierten betriebswirtschaftlichen Planung. Meistern sie diese Herausforderung und sichern den finanziellen Erfolg der Praxis, ist eine weitere Voraussetzung für die eigene Motivation geschaffen. Der Faktor Gesundheitspolitik wirkt in jede Praxis hinein, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß: Je unabhängiger von diesen Vorgaben ein Zahnarzt agieren kann, desto weniger beeinträchtigen sie seine Arbeit. Daraus erklärt sich zusätzliches motivatorisches Potenzial, denn die Freude am Beruf wächst mit sinkender Fremdbestimmung und zunehmender Entscheidungsfreiheit.

Ideal statt Stress

Ein reibungslos funktionierender Praxisablauf und eine stressfreie Arbeitsatmosphäre leisten einen hohen Beitrag zur Freude des Zahnarztes an der Arbeit. Der Zahnarzt kann seiner Arbeit am besten dann nachgehen, wenn er sich voll auf seine Tätigkeit als Behandler konzentrieren kann. Der Patient spürt, ob Ruhe oder Hektik die Atmosphäre in der Praxis prägen. Ein stressfreies Arbeitsumfeld wirkt sich daher sowohl auf die Qualität der geleisteten Arbeit als auch auf die Zufriedenheit der Patienten positiv aus. Anerkennung vom Patienten bestätigt. Die – anspruchsvollen und kritischen – Patienten von heute zufrieden zu stellen, das ist eine größere Herausforderung als noch vor zwei Jahrzehnten. Umso mehr Gewicht gewinnt die positive Rückmeldung der Patienten – sei es nun das Lob über die Qualität der zahnmedizinischen Versorgung oder des serviceorientierten Teams. Ihre Anerkennung signalisiert allgemein: Diese Praxis ist auf dem richtigen Weg, sich durch gute Arbeit ihr Vertrauen zu sichern.

Ärmel hoch

Wie aber vergrößert der Zahnarzt seine Freude am Beruf? Indem er die Initiative ergreift. Selbst aktiv zu werden, ist heute unabdingbare Voraussetzung dafür, die Zukunft der eigenen Praxis erfolgreich zu gestalten. Die individuellen Ziele des Inhabers bestimmen dabei zwar, wie nun der Weg für ihn aussehen kann. Doch auch hier gibt es Faktoren, die sich generell positiv auf die Entwicklung einer Praxis und damit auch auf die Motivation des Zahnarztes auswirken:

• Konzept und Zielgruppenorientierung

• Fachkompetenz und Qualität der Ausstattung

• eigene und Teammotivation

• Controlling als Erfolgssteuerung

• Kommunikation der Zahnarztpraxis

Grundlage jeder erfolgreichen Zahnarztpraxis – da sind sich Marketing-Fachleute und erfahrene Praxisinhaber einig – ist ein grundlegendes, individuelles Praxiskonzept. Und dessen konsequente Übertragung auf eine definierte Patientenzielgruppe. Ein Drei-Stufen-Modell veranschaulicht das Vorgehen:

1)die spezifischen Praxisstärken ermitteln

2)die passende Zielgruppe wählen

3)das Konzept konsequent auf die gewählte Zielgruppe ausrichten

Harmonisieren angestrebter Schwerpunkt und Zielgruppe, ist ein zielgruppenorientiertes Praxiskonzept möglich. Entscheidend ist, wie überzeugend sich die Praxis gegenüber ihrer Zielgruppe als „Problemlöser Nr. 1“ für deren spezifische Wünsche und Bedürfnisse positioniert. Geht das Konzept auf, ist der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft der Praxis und damit auch für Motivation und Freude des Behandlers an seiner Arbeit gelegt.

Um hochwertige Zahnmedizin zu realisieren, bedarf es ständiger Fortbildung von Chef und Team inklusive konsequenter Umsetzung des Gelernten. Ebenso guter technischer Ausstattung sowie deren Wartung, Up-Dates und mehr. Nicht zuletzt hat sich zur nachhaltigen Qualitätssicherung in der Zahnarztpraxis die Einführung von Qualitätsmanagementsystemen bestens bewährt. All diese Maßnahmen haben langfristig den Effekt, dass der Behandler Freude daran empfindet, mit ständig aufgefrischtem Wissen und erstklassiger Ausrüstung, unterstützt von einem routinierten Team, sichere und perfekte Arbeit zu leisten.

Selbst ist der Chef

Bewegt sich die Praxis bereits hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Qualität der zahnärztlichen Leistung, Serviceorientierung und Patientenzufriedenheit auf einem hohen Niveau, so ergibt sich hieraus eine starke Motivation, und daraus resultiert dann der Spaß am Beruf. Der Zahnarzt braucht Identifikation mit seinem Tun und das nötige Stehvermögen, um langfristige Strategien umzusetzen. Zur Eigenmotivation des Zahnarztes bieten sich Strategien an wie Ziel- und Zeitmanagement oder eine „Stille Stunde“ pro Woche.

Das Team wird die Praxisziele langfristig nur mittragen – und damit einen erheblichen Beitrag zur Freude des Zahnarztes an seinem Beruf leisten –, wenn es sich mit eben diesen Zielen identifiziert. Ein kooperativer Führungsstil, Mitarbeiterentwicklungsgespräche, Teammeetings oder andere gemeinsame Aktivitäten bringen den Chef seinem Ziel näher.

Dem Erfolg entgegen

Wird die Praxis in einigen Funktionsbereichen optimiert, zeigt ein regelmäßiges Controlling, ob die Optimierungsmaßnahmen wirken. Als hilfreich erweist sich hier die konsequente und eindeutige Terminierung der Schritte, unterteilt in Zwischenziele, denn kleine Ziele sind leichter zu erreichen als die großen. Jeder Zwischenerfolg treibt an; sollte einmal ein Ziel nicht erreicht werden, kann der Aufmerksame zeitnah gegensteuern. Effizientes Controlling trägt dazu bei, gute Ergebnisse zu erzielen – und dadurch den Spaßfaktor in der Zahnarztpraxis zu erhöhen.

Gute Praxiskommunikation stärkt das Vertrauen des Angesprochenen in seinen Zahnarzt, eine adäquate, zielgruppenorientierte Strategie vorausgesetzt. Auch oder genauer gesagt gerade in Zeiten, in denen Medien dazu neigen, anhand von Einzelfällen einen ganzen Berufsstand zu diskreditieren. Wichtig, dass sich die Corporate Identity der Praxis konsequent an gelebten Werten orientiert. Nur, wenn Patienten ein dauerhaftes Vertrauensverhältnis zu ihrer Praxis aufgebaut haben, werden sie jene Zufriedenheit ausstrahlen, die die Freude des Zahnarztes an der Arbeit erhöht.

Die Anforderungen an den einzelnen Zahnarzt werden künftig weiter steigen. Wer als Zahnarzt Freude am Beruf sucht, ist gefordert, beständig etwas dafür zu tun. Diese Maxime wird auch eindrucksvoll belegt durch eine Studie der FHW Berlin, welche die Ursachen des Praxiserfolgs untersucht und dabei von einer Erfolgsdefinition aus geht, die der hiesigen Definition von „Freude am Beruf“ entspricht: Sowohl hinsichtlich der Faktoren, die den wirtschaftlichen Erfolg einer Praxis bestimmen (Strategien und Ziele, Praxisführung und Zeitmanagement, Mitarbeiterführung, Professionalität und Engagement) als auch bezüglich der Patientenorientierung (Leistungsspektrum, Kommunikation, Patientenzufriedenheit) erreichen erfolgreiche Praxen einen Zielerreichungsgrad, der mit 30 bis 70 Prozentpunkten über dem jeweils ermittelten Durchschnittswert liegt. Der Ausbau der fachlichen und der unternehmerischen Kompetenz ist also eine der Grundvoraussetzungen für mehr Freude am Beruf – ebenso wie eine optimistische Grundeinstellung, realistische Erwartungen und erreichbare Ziele.

Stefan SeidelMainzer Straße 5, 55232 Alzey

Francesco TafuroElbchaussee 168, 22605 Hamburg

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