Interaktive Fortbildung

Kinderzahnheilkunde kann sehr komplex sein

Heftarchiv Zahnmedizin
Trotz des enormen Kariesrückgangs bei Kindern finden sich immer wieder sehr schwierige und komplexe Fallsituationen. Der interaktive „Sommerfortbildungsteil“ stellt zwei solche Patientenfälle vor. Unter zm-online.de kann der Lese-Lern-Erfolg überprüft werden.

Bekanntermaßen ist in den vergangenen Jahren ein deutlicher Rückgang der Karies im kindlichen Gebiss festzustellen. Hinter dieser gern zitierten Feststellung wird allerdings zweierlei häufig übersehen. Zum Ersten beziehen sich die positiven Effekte der Kariesprävention in erster Linie auf das frühe bleibende Gebiss. Für das Milchgebiss sind die Erfolge geringer. Als ein Grund für die geringeren Erfolge bei der Prävention der Milchzahnkaries wird angeführt, dass die Kinder zu spät in den Praxen vorgestellt werden.

Falsche Ernährungsweisen, wie die lange andauernde Zufuhr gesüßter Getränke aus Saugerflaschen, können zusammen mit unzureichendem Zähneputzen durch die Eltern dazu führen, dass Milchzähne bereits innerhalb eines Jahres nach Zahndurchbruch kariös zerstört sind. Zudem wird angeführt, dass selbst bei frühzeitiger Vorstellung der Kleinkinder oftmals keine adäquaten Betreuungsstrategien angeboten würden. Zum Zweiten ist festzustellen, dass auch im bleibenden Gebiss von Jugendlichen eine starke Polarisation der Karies festzustellen ist. Mithin besteht die Herausforderung der zukünftigen Kinderzahnheilkunde zunehmend in frühzeitiger Diagnostik und Prävention sowie, wenn erforderlich, frühzeitiger individuell abgestimmter Therapie.

Die Kinderzahnheilkunde ist ein Querschnittsfach, in dem alle zahnmedizinischen Teilfächer aufgegriffen werden. Darüber hinaus sind jedoch etliche weitere Herausforderungen vom Behandlerteam zu lösen. Diese reichen von besonderen diagnostischen Schwierigkeiten bei Kleinkindern über Fragen der Patientenführung und Psychologie bis hin zu speziellen Sanierungstechniken in Narkose. Zur erfolgreichen Umsetzung dieses Spektrums ist darüber hinaus das Wissen um die kindliche Entwicklung erforderlich.

Die Zeiten, in denen Kinderzahnheilkunde aus der Therapie kariöser Läsionen eines kleinen Erwachsenen, mit vielleicht angepassten Materialien und Instrumenten, bestanden haben mag, sind längst vorüber. Die eigenständigen Herausforderungen an die orale Prävention, aber auch an die Therapie, bei Kindern und Jugendlichen sind anerkannt.

Dennoch ist es für die Kinderzahnheilkunde mitunter schwer, die Notwendigkeit eigenständiger Konzepte plausibel zu machen. Konkrete Fälle aus dem Praxisalltag sind hingegen eine gute Möglichkeit, deren Notwendigkeit offenzulegen.

Die beiden nachfolgenden Fallbeispiele werfen repräsentative Schlaglichter auf diese Herausforderungen. In den Fällen werden mögliche Konsequenzen einer Überzahl oder Unterzahl von Zahnanlagen im Milchgebiss und im bleibenden Gebiss deutlich. Es wird das Problem der frühkindlichen Karies plastisch dargelegt. Die Sanierung in ITN als eine Behandlungsmöglichkeit, die in der Kinderzahnheilkunde weitaus mehr Bedeutung als in der Allgemeinzahnmedizin hat, wird geschildert. Schließlich werden auch die modernen Aspekte der Kinderzahnheilkunde, die sich aus den Auswirkungen oraler Erkrankungen auf die Lebensqualität der betroffenen Kinder und Jugendlichen ergeben, diskutiert. Gerade die engen Beziehungen von oraler Gesundheit zur empfundenen Lebensqualität, über die wir heute auch bei Kindern und Jugendlichen abgesicherte Aussagen machen können, beleuchten die Arbeit der Kinderzahnheilkunde in neuem Licht.

Die geschilderten Fälle machen das große Spektrum der modernen Kinderzahnheilkunde deutlich.

Dieses umfangreiche Spektrum haben zahlreiche Kolleginnen und Kollegen erkannt, die in zunehmendem Umfang Angebote zur Fortbildung in der Kinderzahnheilkunde wahrnehmen. Curricula der Kinderzahnheilkunde mit 135 Fortbildungsstunden werden absolviert, um theoretisch und praktisch auf dem aktuellen Stand der Kinderzahnheilkunde zu bleiben. Gerade vor dem Hintergrund der heute noch festzustellenden Lücken bei der frühzeitigen Betreuung von Kleinkindern macht diese Entwicklung zuversichtlich, dass die Schere der Polarisation oraler Gesundheit zukünftig weniger weit auseinanderklaffen möge.

Prof. Dr. Ulrich SchiffnerPräsident der Deutschen Gesellschaftfür Kinderzahnheilkunde DGKZentrum für Zahn-, Mund- und KieferheilkundeMartinistraße 5220246 HamburgSchiffner@uke.uni-hamburg.de

Verantwortlich für denFortbildungsteil:

Prof. Dr. Elmar HellwigProf. Dr. Detlef HeidemannSusanne Priehn-Küpper

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