Repetitorium

Läuse, Flöhe Milben und Co.

Altbekannte, oft vergessen geglaubte Parasiten sind auch in unserer modernen Gesellschaft noch weit verbreitet. Lästig sind vor allem die kleinen Blutsauger, die den Menschen als Wirt benutzen, zum Beispiel die Kopfund Filzläuse. Welche Schmarotzer zum Problem werden können und womit auch in der heutigen Zeit noch zu rechnen ist, darüber soll dieses Repetitorium informieren.

Sie sind nur wenige Millimeter groß und machen sich in aller Regel durch Juckreiz bemerkbar, der sich bis ins Unerträgliche steigern kann. Nicht immer ist eine mangelnde Hygiene Schuld daran, wenn Läuse, Filzläuse und Co. sich auf Haar und Haut des Menschen niederlassen. Denn die meisten dieser Parasiten verbreiten sich bereits durch einfache Berührung oder auch über Kopfbedeckungen wie Mützen und Fahrradhelme.

Läuse – Parasiten des Menschen

Läuse sind flügellose Insekten, die zur Gruppe der Spinnentiere gehören. Bei den Menschenparasiten unterscheidet man Kopf-, Filz- und Kleiderläusen. Kopfläuse halten sich am liebsten im behaarten, gut belüfteten Kopfbereich auf, Filzläuse dagegen vor allem in den übrigen behaarten Körperbereichen, wie in der Intimbehaarung, unter den Achseln oder auf der behaarten Männerbrust. Kleiderläuse siedeln auf dem Menschen wie auch in dessen Kleidung und sie legen – anders als ihre Artgenossen – ihre Eier stets in der Kleidung ab.

Übertragung

Läuse können weder fliegen noch springen und werden durch engen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Das passiert zum Beispiel, wenn Kinder beim Spielen die „Köpfe zusammenstecken“, wobei die Läuse von Kopf zu Kopf wandern können, oder durch das gemeinsame Benutzen von Haarkämmen oder Haarbürsten. Auch über Halstücher, Schals und Mützen im Garderobenbereich, können Läuse von einem Menschen auf den anderen wandern. Selbst über gepolsterte Sitzlehnen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder, wie erwähnt, über lose Haare, an denen frisch geschlüpfte Larven oder auch deren Nissen haften, auf einem nur nachlässig gereinigten Zahnarztstuhl können sich die Läuse weiter verbreiten.

Kopfläuse

Kopfläuse (Pediculi humanus capitis) sind etwa zwei bis dreieinhalb Millimeter große, abgeflachte, flügellose Insekten mit drei Paar sehr kräftigen mit hakenartigen Fortsätzen versehenen Beinen und einem Stechsaugrüssel. Es handelt sich um Blut saugende Ektoparasiten, also um Lebewesen, die für ihr Fortbestehen auf einen Wirtsorganismus angewiesen sind, mit dessen Hilfe sie sich ernähren und weiter verbreiten. Kopfläuse sind dabei auf den Menschen spezialisiert. Sie sind mit bloßem Auge kaum erkennbar und halten sich, wie der Name bereits andeutet, am liebsten im behaarten Kopfbereich des Menschen auf. Dort fühlen sie sich besonders wohl bei dichtem, bevorzugt dunklem Haarbewuchs und dann speziell im hinteren Kopfbereich und hinter den Ohren. Sie können in gewissen Grenzen sogar die Farbe des Kopfhaares annehmen, was es besonders schwer macht, den Lausbefall zu erkennen (Mimikri).

Juckreiz als Leitsymptom

Juckreiz ist das wichtigste Symptom des Läusebefalls. Die Kopfläuse ernähren sich, indem sie mehrmals täglich, etwa alle drei Stunden, mit ihrem Saugrüssel in die Kopfhaut stechen und Blut als Nahrung aufnehmen. Sie geben dabei Speichel ab, der zur Histaminausschüttung beim Wirt führt.

Die Haut reagiert darauf oft mit der Bildung kleiner Papeln, die infolge des Juckreizes häufig aufgekratzt werden. Ekzemartige Hauterscheinungen, die sich durch weiteres Kratzen noch verstärken, und gegebenenfalls sogar eine bakterielle Superinfektion der Papeln durch das Kratzen, sind die möglichen Folgen. Eine Übertragung von Krankheiten durch die Läuse ist dagegen in unseren Breitengraden nicht zu befürchten.

Nissen heften sich an den Haaransatz

Vermehrung:Die normale Lebensspanne der Laus vom Ei über die Larve beziehungsweise Nymphe bis zum geschlechtsreifen Tier liegt bei etwa 30 Tagen, variiert aber je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Nach der Befruchtung durch das Männchen legen die weiblichen Tiere rund 50 bis 150 weiße bis durchsichtige, nur 0,8 Millimeter große Eier, die so genannten Nissen, ab. Sie werden mit einer von den Läusen am Hinterleib gebildeten, festen, kittartigen Substanz in kleinen Kapseln in Kopfhautnähe haltbar an die Haare angeklebt.

Suchen macht fündig

Diagnose:Festzustellen ist der Läusebefall durch eine genaue Inspektion der Kopfhaut – gegebenenfalls mit einer Lupe – und der Haare. Dabei muss das Haar gescheitelt und sorgfältig Strähne für Strähne abgesucht werden. Besonders gut zu suchen ist an den bevorzugten Stellen der Läuse, also hinter den Ohren sowie in der Schläfen- und Nackenregion. Ein in der Apotheke erhältlicher spezieller Läusekamm leistet hervorragende Hilfestellung bei der Suche.

Da oft nur wenige Läuse auf dem Kopf zu finden und diese schwer zu entdecken sind, wird die Diagnose „Läusebefall“ meist über den Nissenbefall gestellt. Denn die weißlichen Nissen sind einfacher festzustellen. Sie sind von Kopfschuppen gut zu unterscheiden, da sie fest am Haar haften und nicht abzustreifen sind.

Läusebefall ist meldepflichtig

Der Befall mit Läusen gehört zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Nach dem Infektionsschutzgesetz dürfen Personen, die an den genannten Krankheiten leiden, oder bei denen dieser Verdacht besteht, keine Tätigkeiten in Gemeinschaftseinrichtungen mit Kontakt zu den dort Betreuten ausüben und ebenso wenig die Räume von Gemeinschaftseinrichtungen betreten, solche Einrichtungen nutzen oder dort an Veranstaltungen teilnehmen.

Haarwäsche mit Schuss

Behandlung:Wird ein Läusebefall festgestellt, so ist eine umfassende Behandlung notwendig, damit die Parasiten nicht weiter verbreitet werden. Es gibt inzwischen verschiedene Wirkstoffe zur Abtötung der Läuse, zum Beispiel Allethrin, Lindan, Permethrin oder Pyrethrum. Die Wirkstoffe sind zumeist als Shampoos erhältlich, was die Anwendung auf dem behaarten Kopf erleichtert. In der Schwangerschaft und Stillzeit dürfen einige Präparate nicht eingesetzt werden (siehe Beipackzettel der einzelnen Präparate). Generell sollte die Behandlung bei Säuglingen und Kleinkindern ärztlich überwacht werden.

Da meist mit einer Waschung nicht alle Läuse und Nissen abgetötet werden, muss die Anwendung mehrmals wiederholt werden. Die Hüllen der Nissen bleiben zudem leer auf dem Kopf erhalten und können anschließend mit Essigwasser aufgelöst werden. Sie lassen sich dann mit einem Läuse- oder Nissenkamm (siehe oben), also einem Kamm mit sehr engen Zinken, mechanisch entfernen.

Wichtig ist, dass die Kopfwaschungen mit dem Läusemittel nicht nur bei der von den Läusen befallenen Person – meist einem Kind im Kindergarten- oder Schulalter – durchgeführt werden, sondern bei allen Familienmitgliedern, die mit dem Betroffenen in engem Kontakt leben und auf die die Läuse übergegangen sein könnten. Außerdem müssen alle möglicherweise befallenen Kleidungsstücke von den Parasiten befreit werden, um eine erneute Übertragung zu unterbinden. Das kann durch heißes Waschen (über 50 Grad, Hitzesterilisation) geschehen oder durch eine Kühllagerung für mindestens 14 Tage. Selbstverständlich müssen neben der Kleidung auch Kämme, Haarbürsten und Haarschmuck gereinigt, es müssen das Bettzeug, Handtücher sowie Mützen und Schals und auch die bei den Kindern beliebten Kuscheltiere bei mindestens 60 Grad gewaschen oder für zwei Wochen in einem verschlossenen Plastiksack aufbewahrt werden.

Vorbeugend sollte man zudem weder Kamm und Haarbürste noch Kleidungsstücke, und das betrifft insbesondere Schal und Mütze, mit anderen Personen tauschen – eine Verhaltensregel, die unbedingt auch Kindern beizubringen ist.

Filzläuse

Filzläuse sind deutlich kleiner als Kopfläuse. Sie werden nur rund eineinhalb bis zwei Millimeter groß und haben eine flache rundliche Form. Sie halten sich bevorzugt in behaarten Körperregionen mit vielen Schweißdrüsen auf, also im Achsel- und im Schambereich und in der Brustbehaarung. Bei Kindern, bei denen in diesen Regionen die Behaarung noch nicht ausgeprägt ist, finden sich Filzläuse gelegentlich in den Wimpern und den Augenbrauen. So wie die Kopfläuse, so saugen auch Filzläuse Blut, wobei sie gelegentlich sogar kleine Hämatome verursachen. Auch beim Filzlausbefall ist das Leitsymptom der starke, meist „süßliche“ Juckreiz.

Ebenso wie Kopfläuse, werden auch Filzläuse durch einen engen Körperkontakt übertragen. Da sie bevorzugt den Schambereich besiedeln, ist meist der Sexualverkehr die Ursache, wenn man „sich ansteckt“. Aber auch über Kleidung und Bettwäsche können die Parasiten von Wirt zu Wirt übergehen. Sie überleben in der Bettwäsche ohne Wirt bis zu vier Tagen. Auch Toilettenbrillen sind eine Gefahrenquelle.

Kleiderläuse

Kleiderläuse sind die größten Vertreter der Läuse beim Menschen. Sie werden drei bis sogar viereinhalb Millimeter groß und halten sich normalerweise nicht auf dem Menschen selbst, sondern in dessen Kleidung auf, wobei sie körperwarme Regionen bevorzugen. Von der Kleidung ausgehend begeben sich die Kleiderläuse lediglich zur „Mahlzeit“ auf ihren Wirt, saugen dort Blut und wechseln wieder über in ihr Versteck, die Kleidung. Dort werden auch die Eier abgelegt, bevorzugt in Kleidersäume oder -falten. Aus den Eiern schlüpfen nach sieben bis neun Tagen die adulten Läuse aus.

Auch Kleiderläuse machen sich vor allem durch Juckreiz bemerkbar, wobei der Juckreiz bei diesen Blutsaugern besonders stark ist. Es kommt deshalb infolge des unausweichlichen Kratzens häufig zu bakteriellen Infektionen an der Einstichstelle. Kleiderläuse können in seltenen Fällen außerdem Infektionskrankheiten wie die Rickettsiose oder das Fleckfieber übertragen.

Flöhe

Kaum mehr Bedeutung haben in unseren Breitengraden Menschenflöhe (Pullex irritans). Es handelt sich ebenfalls um Blut saugende Parasiten, die sich allerdings völlig anders als Läuse verbreiten. Denn die nur zwei bis drei Millimeter großen Flöhe können durch Springen große Distanzen überbrücken. Sie vermögen über etwa 60 Zentimeter hoch zu springen. Welch enorme Leistung das ist, zeigt sich bei einer Übertragung der Verhältnisse auf den Menschen. Immerhin müssten wir, um die gleiche Leistung zu erbringen, aus dem Stand rund 500 Meter in die Höhe hüpfen, so zumindest lautet die Meldung des Pressedienstes „medizininfo“!

Flöhe haben es durch ihre Sprungkraft somit weit einfacher als Läuse, sich neue Wirte zu „erschließen“. Sie saugen dann ebenfalls Blut, wobei sie bei einer „Mahlzeit“ meist mehrmals zubeißen. An der Bissstelle entsteht ein kleiner rötlicher Fleck, und wie bei den Läusen kommt es zu einem erheblichen Juckreiz. Flohstiche findet man bevorzugt im Bereich der Extremitäten, am Hals, im Gesicht sowie an den Hüften und den Schultern, seltener aber in Hautfalten sowie am Bauch und im Rückenbereich.

Neben den Menschenflöhen können sich durchaus auch Hunde- oder Katzenflöhe verirren und den Menschen befallen. Die Tierflöhe richten – mit Ausnahme der Rattenflöhe, die die Pest übertragen können – meist keine großen Schäden an, verursachen aber ebenfalls erheblichen Juckreiz. Besonders häufig sind verständlicherweise Tierhalter betroffen. Haben die Tiere Flöhe, so muss wie bei den Läusen eine entsprechende Behandlung erfolgen, bei der die Lager der Tiere sowie Decken, Polstermöbel und gegebenenfalls auch die Kleidung flohfrei gemacht werden. Bei starkem Befall muss unter Umständen Hilfe über einen professionellen Kammerjäger angefordert werden.

Krätze/Skabies

Auch bei der Krätze (Skabies) handelt es sich um eine parasitäre Erkrankung, die durch engen Körperkontakt übertragen wird. Krankheitsauslöser sind die Milben Sarcoptes scabiei. Sie dringen in die Hornhaut ein und legen dort ihre Eier in einem kleinen Milbengang ab. Diesen vergrößern sie täglich um einen halben bis einen Millimeter und legen weitere drei bis vier Eier ab. Nach drei bis vier Tagen entwickeln sich die Larven und verlassen auf der Suche nach Nahrung, in erster Linie Lymph- und Hautzellen, ihren Milbengang. Nach mehreren Häutungen entwickeln sie sich innerhalb einiger Tage zum geschlechtsreifen Tier.

Die Milben halten sich bevorzugt im Bereich der Finger und Handflächen, der Brustwarzen, der Genitalregion und der Achselhöhlen auf. Sie verursachen einen erheblichen, vor allem nächtlichen Juckreiz, wobei die Kratzwunden sehr leicht bakteriell infiziert werden können. Es entstehen dadurch eitrige Ausschläge und ekzematös aussehende Hautveränderungen. Außerdem können sich braunrote Hautknötchen, die charakteristischen Skabiesgranulome bilden, die auf eine immunologische Reaktion auf tote Milben zurückgeführt werden und auch nach erfolgreicher Behandlung fortbestehen können. Hieran können auch leicht befallene Patienten erkannt werden.

Behandelt wird die Krätze durch heiße Vollbäder und durch die Behandlung mit Lotionen mit einem milbenabtötenden Wirkstoff, etwa einprozentigem Lindan. Die Medikamente müssen aber nach einem vorgegebenen Schema zuverlässig aufgetragen werden, um den Lebenszyklus der Parasiten zu unterbrechen. Außerdem ist eine sorgfältige Reinigung der Bett- und Leibwäsche unerlässlich (kochen!).

Die Autorin der Rubrik „Repetitorium“ist gerne bereit, Fragen zu ihren Beiträgenzu beantworten

Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Köln

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