Lebensqualität in der Tumortherapie

Patientenzentriertes Vorgehen in der Onkologie

Eine intensivierte Chemotherapie, Anwendung von Immuntherapeutika oder Antikörpern ist in der Regel nur möglich, wenn die Symptome der Erkrankung und die Nebenwirkungen der Therapie so weit als möglich gemildert werden. Hier tut die klinische Onkologie auch aus ökonomischen Gründen gut daran, auf die Patienten zu hören.

Bei der Chemotherapie treten als häufigste Nebenwirkungen Übelkeit, Erbrechen sowie Alopezie, Müdigkeit und Erschöpfung auf. Fängt man dies als Arzt nicht schon in der Therapieplanung durch präventive, supportive Maßnahmen auf, kann in der Regel die erforderliche Dosis der einzusetzenden Zytostatika nicht gegeben werden. Frühere Rückfälle mit entsprechenden Klinikaufenthalten sind dann meistens die Folge. Ähnliches gilt auch für den Einsatz der modernen biologischen Präparate in der gezielten Tumortherapie oder für die Strahlentherapie.

Auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) Anfang November in Leipzig machte die Strahlentherapeutin und Vorsitzende des Arbeitskreises „Supportive Maßnahmen in der Onkologie (ASO“ innerhalb der Deutschen Krebsgesellschaft, Petra Feyer aus Berlin, darauf aufmerksam, dass die Supportivmedizin nur gelingen kann, wenn Ärzte und Pfleger gut auf die betroffenen Patienten hören. In der letztjährigen Befragung von 5 000 ambulanten Tumorpatienten zeigte sich, dass die Patienten noch immer in großem Ausmaß an den Symptomen der Erkrankung und den Nebenwirkungen der Therapie (30 Prozent) leiden, Probleme aber auch im Umgang mit ihrer Symptomatik (20 Prozent) und vor allem mit der gemeinsamen Entscheidungsfindung (30 Prozent) erleben. Bei der Aufschlüsselung der Symptome wurde deutlich, dass mehr als 60 Prozent der Patienten unter Müdigkeit und Erschöpfung sowie 51 Prozent unter Übelkeit im Krankheits- und Therapieverlauf litten. Damit wird deutlich, dass beispielsweise die in den Leitlinien vorgesehenen neuen und hoch wirksamen Antiemetika nicht ausreichend verordnet wurden, was sich auf Nachfrage auch bestätigte. Nicht besser sieht es bei den hämatopoetischen Wachstumsfaktoren (Anämie, Müdigkeit und Erschöpfung), der Prophylaxe von Schleimhautentzündungen und Ausfall des Speichelflusses, der Ernährung und Schmerztherapie aus.

Auch hier existieren Leitlinien, die entweder zu wenig bekannt sind, oder auch aus vordergründigen ökonomischen Motiven nicht eingehalten werden. Wie die Onkologin Karin Jordan von der Universität Halle-Wittenberg am Beispiel einer sachgerechten antiemetischen Therapie auseinandersetzte, kann man errechnen, welchen positiven wirtschaftlichen Effekt es hat, zur richtigen Zeit und in effizienter Dosis auch moderne Präparate einzusetzen.

Auch dann, wenn die kurativen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, hilft in jeder Form eine richtige supportive Therapie, hier in palliativer Indikation. Ulrich R. Kleeberg, niedergelassener Onkologe in Hamburg, konnte eindrucksvoll zeigen, dass die ambulante häusliche Versorgung terminal Kranker, wie sie von den onkologischen Schwerpunktpraxen mit angegliederten Tagesstationen praktiziert wird, im Vergleich zur stationären Behandlung auf Palliativ-Stationen oder in Hospizen nicht nur wirtschaftlich günstiger ist, sondern es auch dem Kranken erlaubt, im gewünschten häuslichen Umfeld vom onkologischen Team bis zum Tode betreut zu werden. TUK

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