Keine ACE-Hemmer bei der Schwangerschaft
Die Gruppe unter William O. Cooper von der Vanderbilt-Universität im US-amerikanischen Nashville (Tennessee) konnte in einer sorgfältigen retrospektiven Studie zeigen, dass ACE-Hemmer vom Typ des Captopril auch bei Einnahme im ersten Trimenon einer Schwangerschaft das Risiko einer Fruchtschädigung im Schnitt um das Dreifache erhöhen. Dies ergab ein Vergleich der Häufigkeit von fehlgebildeten Kindern von Frauen, die diese Präparate einnahmen mit Frauen, die keine Antihypertensiva oder Präparate aus anderen Substanzklassen einnahmen.
In die Studie einbezogen wurde eine Kohorte von 29 507 Kindern, die von der staatlichen Krankenversicherung in Tennessee betreut und in den Jahren 1985 bis 2000 zur Welt gekommen waren. Unter diesen Kindern ließen sich 209 Babys identifizieren, deren Mütter während der ersten drei Monate ihrer Schwangerschaft auf einen ACEHemmer eingestellt worden waren.
Vermehrte Fehlbildungsrate
Sie wurden verglichen mit 202 Kindern, deren Mütter andere Antihypertensiva eingenommen hatten und mit 29 096 Kindern, deren Mütter keine blutdrucksenkenden Medikamente verordnet bekommen hatten. Diese Gruppe wurde als unbelastet angenommen. Die Häufigkeit von Fehlbildungen in dieser Gruppe, die nicht genetisch bedingt waren, wurde als Vergleichsbasis angesehen. Die Häufigkeit der Fehlbildungen bei den Kindern aus den beiden anderen Gruppen wurde als ein Vielfaches beziehungsweise ein Bruchteil aus dieser Vergleichsbasis berechnet.
Diabetikerinnen, deren Kinder durch die Grundkrankheit ihrer Mütter eo ipso stärker belastet sind, wurden aus der Studie ausgeschlossen.
Es ergab sich in der ACE-Hemmern ausgesetzten Gruppe eine um den Faktor 2,71 vermehrte Fehlbildungsrate. Die Kinder aus der anderen Gruppe, deren Mütter Antihypertensiva eingenommen hatten, die nicht in das Renin-Angiotensin-System eingreifen, hatten eine auf den Faktor 0,66 reduzierte Fehlbildungsrate.
Bei den durch ACE-Hemmer belasteten Kindern fanden sich Fehlbildungen des kardiovaskulären Systems (Faktor 3,72) beziehungsweise im ZNS-Bereich (Faktor 4,39) besonders häufig. Obwohl die beiden Gruppen von Kindern, deren Mütter Antihypertensiva eingenommen hatten, im Vergleich zur Grundgesamtheit der Studie zahlenmäßig klein waren, wurden die Ergebnisse als statistisch signifikant berechnet.
Kommentar
Die praktischen Konsequenzen aus dieser Studie für die Prävention in Deutschland sind relativ gering. Im Unterschied zu den USA sind ACE-Hemmer und AT1-Rezeptor- Antagonisten („Sartane“) in Deutschland seit ihrer Zulassung während der gesamten Schwangerschaft kontraindiziert. In den USA galt diese Regelung nur für das zweite und dritte Trimenon. Die Studie wird dort – trotz ihrer geringen statistischen Aussagekraft – sicherlich zu einer Änderung der anerkannten Kontraindikationen führen.
Hierzulande sollte allen Haus- und Frauenärzten und auch der Öffentlichkeit bekannt sein, dass eine Hypertonie während der Schwangerschaft schwierig zu behandeln ist. Vor allem sollten Frauen mit Kinderwunsch, die einen erhöhten Blutdruck haben, gründlich beraten werden. TUK