Damit das Kassenprofil passt

„Rosinen picken” erwünscht

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Heftarchiv Gesellschaft
Das Kassenkarussell bewegt sich immer noch, doch die Richtung ändert sich. Nachdem die Versicherten sich ursprünglich ihre künftige Kasse nach dem niedrigsten Beitragssatz auswählten, achten sie jetzt vermehrt darauf, dass die Profile der Leistungen ihren Ansprüchen gerecht werden. Das hat die Zeitschrift Finanztest herausgefunden und die Branche unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse sind für alle Wechselwilligen hilfreich.

Seine Krankenkasse darf jeder Versicherte wechseln, sobald diese den Beitrag erhöht oder – regulär – nach mindestens 18 Monaten Mitgliedschaft. Bei steigenden Lebenshaltungskosten lockte ein niedriger Beitragssatz die Wechselwilligen geraume Zeit am stärksten. Da hat sich viel geändert. „Finanztest“ hat sich die aktuelle Bewegung im Kassenkarussell genau angeschaut und in der Maiausgabe vorgestellt.

Lieber besser als billiger

Die Wahl der „Neuen” hängt mittlerweile für viele Versicherte weniger von der Ersparnis als vielmehr von den zusätzlich angebotenen Leistungen ab, die sie bei ihrer derzeitigen Kasse vermissen: Zwar bleibt bei einem Wechsel der volle Versicherungsschutz erhalten, doch die wahren Unterschiede finden sich eben in dem kleinen, aber feinen nicht vordefinierten Leistungs-Spielraum, den jede Kasse selber gestaltet.

Hier kann und sollte jeder seine „Rosinen picken”, meint Finanztest: Die wichtigsten Rosinen seien etwa für Familien die „Erweiterte Haushaltshilfe“, für Schmerzpatienten die Akupunktur, für andere wieder Zuschüsse zu ambulanten Kuren oder Chronikerprogramme; last but not least falle auch Sterbebegleitung im Hospiz unter die besonderen freiwilligen Leistungen.

Erst einmal die eigenen Wünsche an das Leistungsangebot definieren und dann die passende Kasse suchen, rät „Finanztest“. Besondere Eckpunkte dabei sind: Pflichtmitglied oder freiwillig versichert? Schwerbehindert? Selbständig? Single oder mit Anhang? Oft respektive chronisch krank oder fast immer gesund?

Auch andere Extras fallen bei der Wahl mehr und mehr ins Gewicht, etwa Service. So reizt die Geschäftsstelle vor Ort alle, die das persönliche Gespräch mit „ihrem” Ansprechpartner suchen; die Wahrscheinlichkeit dafür sei groß, sobald eine Kasse im jeweiligen Bundesland mit zehn oder mehr Stellen präsent sei.

Ebenso zähle wieder eine telefonische Rundumdie-Uhr-Beratung stärker. Die Kulanz einer Kasse zu prüfen fällt dagegen eher schwer, sie lässt sich im Einzelfall am besten mit dem Hinweis erreichen, dass diese oder eine andere Kasse Kosten für eine bestimmte Maßnahme übernimmt.

Nur wer – auch angesichts einer harmlosen Familienanamnese – objektiv auf Extras verzichten kann, lande durch die Orientierung an dem niedrigsten Satz tatsächlich bei der für ihn günstigsten Kasse, so die Prüfer. Hier haben die Innungskrankenkassen IKK-Direkt weitgehend die Nase vorn, mit Beiträgen von 11,8 Prozent in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und sonst bundesweit 12,0 Prozent. Im Falle einer Fehlentscheidung nach dem Kosten-Aspekt bleibe dem Betreffenden die Option, sich nach 18 Monaten nochmals neu zu orientieren. Bei der Option auf Beitragsrückzahlung kann für Freiwillig Versicherte der Satz ermäßigt werden. Freiberufler können sich laut Finanztest bei allen Kassen zum ermäßigten Beitragssatz ohne Krankengeld versichern, bei einigen gegen Aufgeld auch inklusive, es sei denn sie liegen über der individuellen Altersgrenze.

Finanztest empfiehlt, vor der Unterschrift unter den neuen Vertrag den aktuellen Beitragssatz und/oder per Satzung die ausgeguckte Extraleistung der neuen Krankenkasse für den eigenen Aktionsradius zu prüfen: Manche Modellprojekte laufen nur in bestimmten Regionen.

Gut eingespielte Versorgungsformen sollen immerhin besser organisierte Behandlungsabläufe sichern, mit dem Vorteil, dass die einzelnen Akteure sich optimal und schnell gegenseitig informieren. Wenn das klappt: ein Plus für multipel Kranke, die die Hilfe verschiedener Spezialisten benötigen – sofern es ein für sie geeignetes Programm überhaupt gibt. Denn die soziale Komponente im Wettbewerb hält sich in Grenzen, fand „Finanztest“ heraus: „Keine Kasse macht große Reklame damit, dass sie sich besonders gut um Krebspatienten, psychisch Kranke oder Menschen mit multipler Sklerose kümmert. Denn das würde ihr im Wettbewerb schaden.“ 

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