Pulmonale Hypertonie

Der Hilfeschrei des rechten Herzens

Atemnot bei Belastung, Husten, Müdigkeit und eventuell auch Synkopen können Zeichen einer pulmonalen Hypertonie sein. Der Lungenhochdruck wird als Erkrankung aber oft verkannt. Er ist quasi als „Hilfeschrei des rechten Herzens“ anzusehen, so hieß es bei einem Symposium in Köln.

Bei rund zwei Drittel der Betroffenen wird die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) erst in einem fortgeschrittenen Zustand, also etwa im Stadium NYHA III oder sogar NYHA IV (Erläuterung siehe Kasten), diagnostiziert. „Dann aber sind wertvolle Therapiechancen verpasst worden“, erklärte Professor Dr. Andreas Zeiher, Frankfurt, in Köln.

Ursache der oft späten Diagnosestellung ist nach Dr. Jörg Winkler, Leipzig, die Tatsache, dass die Erkrankung relativ selten ist und schleichend verläuft. Das Leitsymptom der Belastungsdyspnoe wird dabei oft verkannt und fälschlicherweise auf Übergewicht oder Trainingsmangel zurückgeführt. „Mit dieser Erklärung finden sich die Betroffenen und oft eben auch die Ärzte lange Zeit ab“, erklärte der Mediziner. An die PAH als mögliche Ursache muss man nach Winkler stets denken, wenn sich das Symptom Atemnot bei vermeintlicher COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder einem Asthma bronchiale trotz adäquater Behandlung nicht bessert. Eine genauere Abklärung ist außerdem notwendig, wenn weitere Symptome, die auf eine PAH hindeuten können, hinzukommen.

Frühzeitige Diagnose ist wichtig

Das kann unter anderem eine vorbestehende Hypertonie sein, die sich ohne erkennbaren Grund gebessert hat. Denn durch den Lungenhochdruck wird die linke Herzkammer schlechter gefüllt und der systemische Blutdruck sinkt. Damit einher geht oft eine gewisse Kreislaufschwäche, insbesondere bei plötzlichem Lagewechsel. Die Verdachtsdiagnose PAH ist deshalb auch zu stellen, wenn Patienten klagen, dass ihnen „schwarz vor Augen“ werde, und wenn sie unter Palpitationen oder sogar Synkopen leiden. Auch wenn der Patient angibt, häufiger unter Belastung blaue Lippen zu entwickeln, wenn er unter einem unspezifischen Druckgefühl im Brustbereich leidet und unter Müdigkeit und einer ungewohnten Leistungsschwäche, sollte man laut Winkler nicht primär an eine vegetative Erschöpfung oder eine Depression denken, sondern auch eine pulmonale Hypertonie als Ursache abklären.

Eine frühzeitige Diagnosestellung ist nach Zeiher prognostisch bedeutsam: Die Verdachtsdiagnose sollte dabei in einem spezialisierten Zentrum abgeklärt werden, was üblicherweise per Echokardiographie und Spirometrie geschieht. Im Zentrum wird auch die Therapie eingeleitet.

„Denn es gibt inzwischen effektive Behandlungsmöglichkeiten“, erklärte der Mediziner in Köln. Primär wird im Stadium NYHA III/IV nach den WHO-Leitlinien mit Antikoagulantien behandelt sowie mit dem oralen dualen Endothelin-Rezeptor-Antagonisten Bosentan. Alternativ kann die Therapie auch mit Sildenafil oder mit Iloprost begonnen werden. Hilft eine Monotherapie nicht, so plädieren die Experten für eine Kombination der genannten Wirkstoffe.

Christine VetterMerkenicherstraße 22450735 Köln

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