Pfälzischer Zahnärztetag 2007

Zahnarzt ist ein freier Beruf

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Vor 175 Jahren zogen 30 000 Bürger, Handwerker und Studenten zum Hambacher Schloss, um für Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit in einem vereinten Land zu demonstrieren. Dass sich die pfälzischen Zahnärzte an der Wiege der deutschen Demokratie treffen, ist 2007 nicht nur gute Tradition, sondern zugleich ein Statement: Entgegen der politischen Pläne Richtung Kette und Kommerz kämpft der Berufsstand für den Erhalt des Zahnarztberufs in Freiberuflichkeit.

Kleinstaaterei, Zensur und Repression – dagegen setzten sich die Menschen 1832 zur Wehr. Über hundert Jahre später, im Mai 1947, entscheidet sich das Volk mit knapper Mehrheit für das Bundesland aus der Retorte – Rheinland-Pfalz ist geboren. Die Pfalz feiert dieses Jahr also gleich zwei historische Ereignisse, die für unsere demokratische Nation bestimmend sind.

Erfolgreiche Freiberufler

„Was das Landesjubiläum betrifft, kann auch der zahnärztliche Berufsstand stolz sein auf seinen Beitrag zur politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in Rheinland-Pfalz“, betonte Sanitätsrat Dr. Helmut Stein, Vorsitzender der KZV Rheinland-Pfalz, und erinnerte an den Aufbau der flächendeckenden zahnärztlichen Versorgung im Land und die herausragenden Erfolge in der Prävention. „Diese Leistung haben wir in der freiberuflichen Praxis und weitgehender Selbstverwaltung erbracht!“

Im Gegensatz zu heute, so Stein, verstand man in dieser Zeit unter Demokratie, dass der Staat nicht alles regeln muss, sondern sehr wohl auf die Fach- und Sachkenntnis der Heilberufe setzen kann und sollte. Einen Fortgang in ein staatlich gelenktes Gesundheitswesen hätten weder die Freiheitskämpfer von 1832 gewollt, noch die Begründer der Sozialen Marktwirtschaft nach 1945. „Sie waren nicht für die Entmündigung des Bürgers und nicht für Gängelung“, hob der KZV-Chef hervor. „Und sie wollten auch keine Heilberufler haben, die nichts weiter sind als Ausführende eines planwirtschaftlich durchgestylten Gesundheitswesens.“ Auf der Gesundheitsreform klebten zwar die Etiketten „Liberalisierung“ und „Wettbewerb“ – eine Ausrichtung, die die Freiberufler grundsätzlich begrüßen. Dies sei aber eine Mogelpackung, weil Budgetierung und Degression nach wie vor Bestand haben.

Ministerin Ulla Schmidt habe eben nicht das Ziel verfolgt, die niedergelassene Praxis zu fördern. Im Gegenteil: Die Gesetze öffneten Tür und Tor für fremdkapitalgesteuerte MVZ, Praxisketten und Franchise-Praxen. Deshalb sei es Stein zufolge um so zentraler, dass im Wettbewerb gleichlange Spieße vorhanden sind: „Die kleine Einzelpraxis darf keinen Wettbewerbsnachteil erleiden – sie muss gleiche Chancen haben!“

Grenzen fallen

Grenzen fallen – das war das Thema von 1832, als es unzählige Zollgrenzen zu überwinden galt, wenn beispielsweise ein Winzer ein Fuder Wein von Neustadt nach Köln bringen wollte. Grenzen fallen aber auch heute, wenn der Gesetzgeber künftig Selektivverträge und Zweigpraxen zulässt. Das verdeutlichte Dr. Wilfried Woop, Vorsitzender der BZK Pfalz. Er hob dabei auch hervor, dass gewisse Schranken für die Zahnärzteschaft auch Schutzfunktion besitzen können, die es zu verteidigen gilt. Beispiel dafür seien die berufsständischen Regeln. „Die Aldisierung ist nicht vereinbar mit dem Selbstverständnis eines freien Berufs“, machte Woop klar. „Unsere fachliche Kompetenz darf nicht durch ökonomische Zwänge und eine staatlich gelenkte Gesundheitswirtschaft fremdbestimmt werden. Die Ausübung der Zahnheilkunde ist kein Gewerbe.“

Stein ist überzeugt, dass es selbst in dieser Lage echte Chancen für den freiberuflichen Zahnarzt gibt. Ein Pfund sei die wohnortnahe Versorgung, ein ebenso dickes Plus die enge Bindung der Patienten an ihren Hauszahnarzt. Starke Berufsvertretungen seien darüber hinaus wichtig, um das Berufsethos zu wahren und der Machtkonzentration der Kassen wirksam zu begegnen. Stein: „Wenn die Zahnärzte sich auf ihre Kernkompetenzen besinnen, können sie auch die Freiberuflichkeit erhalten.“ Woop bekräftigte: „Zahnarzt ist ein freier Beruf!“ 

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