Präventionsprojekt für Fernfahrer

Mit DocStop gesund auf Achse

Eine Woche auf Tour – für LKW- und Busfahrer im Fernverkehr auf Deutschlands und Europas Straßen ist das der Berufsalltag. Doch was ist, wenn der Fahrer plötzlich fern von zu Hause krank wird? Die Initiative DocStop hilft, wenn unterwegs dringende ärztliche und zahnärztliche Hilfe nötig werden. Schnell und unbürokratisch.

Eine typische Situation: Die LKW-Tour geht von Celle nach Mailand, das Zeitraster für die geplante Lieferung ist eng, die Staulage groß – und der LKW-Fahrer bekommt unerwartet unterwegs rasende Zahnschmerzen. An Weiterfahrt ist nicht zu denken, ein Ersatzkollege, der den LKW übernehmen könnte, steht nicht zur Verfügung. Ärger mit dem Arbeitgeber ist vorprogrammiert.

Was tun? Hier setzt das Projekt DocStop, eine Initiative des Thüringer Europaabgeordneten und Vorstandsmitglieds des europäischen Verkehrssicherheitsrates, Dieter L. Koch, und des Europareferenten für Verkehr und Sicherheit, Rainer Bernickel, an. Das Konzept sieht so aus: Der Kraftfahrer erhält die Möglichkeit, sich an Autohöfen und Raststätten entlang der Autobahnroute über medizinische Versorgungspunkte zu informieren, die sich im Umkreis von etwa vier Kilometern vom Anlaufpunkt befinden. Dort liegen Informationen und Listen aus, die dem Fahrer helfen, die Anschrift eines Arztes, Zahnarztes oder Krankenhauses in der Nähe ausfindig zu machen und den Transportweg dorthin zu erfahren. Ein Netz von Ärzten und Zahnärzten, die für die Behandlung von LKW-Fahrern zur Verfügung stehen, ist im Aufbau begriffen und wächst stetig. Abgerechnet werden kann bei deutschen Fahrern über die Versichertenkarte, Fahrer europäischer Länder je nach Fall über die europäische Karte einer Krankenkasse oder per Kostenerstattung. Die Initiative wird derzeit bundesweit umgesetzt, eine europaweite Ausdehnung ist geplant.

„Ziel ist es, ein europaweites medizinisches Versorgungsnetz für LKW-Fahrer zu institutionalisieren und damit präventiv einen Beitrag zur Steigerung der Verkehrssicherheit zu leisten“, berichtet Rainer Bernickel. Gerade bei LKW-Fahrern seien Erkrankungen oft ein Riesenproblem. Angst vor möglichen Repressalien im Betrieb, wenn der Fahrauftrag unterbrochen werden muss, sei bei vielen Fahrern ein Grund, die Beschwerden einfach zu ignorieren. Als Kurzzeitlösung würden oftmals Medikamente eingenommen, deren Nebenwirkungen nicht bekannt seien, und die deshalb ein hohes Risiko für die Weiterfahrt darstellten. Selbstmedikation mit frei verkäuflichen Medikamenten sei die Regel, und oft werde in desolatem Gesundheitszustand einfach weitergefahren – eine Gefahr für den Betroffenen selbst wie auch für den allgemeinen Straßenverkehr. Es könne zu schwerwiegenden Verkehrsunfällen kommen.

Die Bandbreite der körperlichen Beschwerden der LKW-Fahrer sei groß, sie reiche von Zahnschmerzen, Grippe, Magen-Darm-Problemen, Kopfschmerzen, Sehbeschwerden und Rückenproblemen bis hin zu weiteren Erkrankungen, erklärt Bernickel. Das Angebot von DocStop werde unter den Fernfahrern bereits mit Interesse aufgenommen. Zwar gebe es noch keine gesicherten Zahlen, aber zahlreiche positive Rückmeldungen.

Kontinuierlich ausgebaut

Das Projekt DocStop ist im April 2007 in Eisenach erstmals der Öffentlichkeit präsentiert worden. Es wird derzeit kontinuierlich umgesetzt und ausgebaut. In Planung ist unter anderem eine eigene zentrale Homepage. Verbände und Organisationen aus Dänemark, Österreich, Liechtenstein und Großbritannien haben ihr Interesse bekundet.

Es wurde ein Verein DocStop e.V. gegründet, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die medizinische Versorgung zum Vorteil aller Fahrer im Transportgewerbe umzusetzen. Die Finanzierung erfolgt durch Spenden. Etliche Verbände und Organisationen unterstützen das Projekt bereits. Dazu gehören unter anderem der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), die Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltung (BGF), der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR), die International Road Union (IRU), die Europäischen Berufskraftfahrer Verbände (UICR), die DEKRA und die VEDA Autohöfe. DocStop hofft sehr auf die Unterstützung interessierter Mediziner. „Je dichter das Netz für eine Behandlung wird, desto besser ist es für die Zielgruppe“, betont Bernickel. pr

• Zahnärzte, die Interesse haben, sich an dem Projekt DocStop zu beteiligen, können mit Rainer Bernickel Kontakt aufnehmen:Rainer BernickelEuropareferent für VerkehrssicherheitPolizeihauptkommissar i.R.rbernickel@t-online.de

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