Studie der Stiftung Gesundheit

Zukunftsmarkt Gesundheit 2007

Das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz hat die Rahmenbedingungen für Niedergelassene in breiten Teilen umstrukturiert, zum Beispiel neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit Kollegen geschaffen. Ebenso per Gesetz wurde mehr Wettbewerb als bisher gefordert. Die Stiftung Gesundheit hat mit der Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2007“ untersucht, wie die Ärzte auf die Änderungen reagieren.

Das Bild vom freiberuflichen, nur seinem Heilauftrag verpflichteten Arzt hat viele Reformen überstanden, doch die jüngeren Gesetzesänderungen setzen ihm zu. Was, fragte die Stiftung Gesundheit, halten denn die Ärzte überhaupt von den Neuerungen in Sachen Kooperation oder Praxispositionierung? Sie beauftragte die Gesellschaft für Gesundheitsmarktanalyse mit einer Studie. Die lieferte interessante Ergebnisse. Auf die Frage, ob Ärzte etwa eine Filialisierung eigentlich wollen, kann man wohl getrost mit Nein antworten – denn nur den wenigsten waren für sie überhaupt in Frage kommende Modelle bekannt, ergab die Studie. Anders sieht es bei den Zahnärzten aus: Nach den vielen Schlagzeilen sind Franchise-Ketten bekannt – allerdings interessieren sie die wenigsten. Offenbar lässt sich solch eine Kooperationsform mit dem freien Arztberuf kaum vereinbaren. 77,1 Prozent der Ärzte können sich nicht vorstellen, als angestellter Arzt tätig zu sein; 15,7 hingegen schon, um weniger wirtschaftliches Risiko zu tragen, und 7,1 Prozent, um sich im Ergebnis mehr den Patienten widmen zu können. Die große Mehrheit der Studienteilnehmer erklärt: „Ich bin und bleibe Freiberufler“.

„Ich war lange genug in der Klinik, um zu wissen, wie wenig effektiv das Arbeiten im Team ist – da hat man oft mehr damit zu tun, mit Mitarbeitern und Verwaltung klarzukommen, als sich um Patienten kümmern zu können. Die eigene Praxis ist erheblich effektiver, da die Reibungsflächen minimiert sind.Frei formulierte Antworteines befragten Mediziners

Ein Etat fürs Marketing

In der einst wettbewerbsfernen Zone des Gesundheitsmarktes wachsen weiter die Wettbewerbskomponenten, konstatiert die Stiftung: „Die öffentlich-rechtlich kanalisierten Geldflüsse könnten ihre Dominanz verlieren, Ärzte konkurrieren um Selbstzahler und finden sich nun auch mit Marketingfragen konfrontiert.“ War noch vor wenigen Jahren der Begriff „Werbung“ für Praxen tabu, haben sich die Zeiten geändert – nicht zuletzt durch die mittlerweile anerkannte Differenzierung zwischen reklamehafter Anpreisung und sinnvoller Patienteninformation.

30 Prozent der Ärzte halten Werbemaßnahmen für unwichtig, 47,4 Prozent für wichtig – doch nur 16,1 Prozent der Niedergelassenen haben ein eigenes Budget (von im Schnitt von 3 928,90 Euro) für das Marketing ihrer Praxis definiert. Im Vergleich zu „normalen“ Dienstleistungen sei das Budget äußerst gering, doch die Medizin eben nicht mit herkömmlichen Märkten und Produkten vergleichbar, kommentiert die Stiftung. Und ergänzt, Kenntnisse über Marketing und Medien würden ungeachtet dessen immer wichtiger, um diese finanziellen Mittel optimal zu verwenden. Damit lägen jene ermittelten 17,2 Prozent der Befragten im Trend, die für 2008 ihren Werbe-Etat aufstocken wollen – sei es für eine eigene Praxisbroschüre oder Anzeigen in Zeitungen. Für 65 Prozent allerdings sei das Praxisteam selbst das wichtigste Marketingmittel. Das Erscheinungsbild ihrer Praxisräume sei den Ärzten auch sehr wichtig.

Ganz neue Medienangebote, zum Teil recht intransparent, beeinflussen das Ranking einer Praxis ebenfalls. So sind etwa bei Bewertungslisten im Internet weder die Basis, noch die inhaltlichen Werte, noch die Wirkungen für Patienten wie Ärzte klar. Hier können Patienten im Internet nicht nur Infos einholen, sondern auch Wissen eingeben, zum Beispiel ihre Ärzte bewerten – willkürlich. Im Guten wie im Schlechten. Auch Versicherer informieren und steuern vermehrt die Patientenströme mithilfe eigener oder outgesourcter Call-Center.

Wenn schon öffentliche Bewertungslisten, dann priorisieren Ärzte folgende Anforderungen: 66,3 Prozent wollen laut Studie generell eine transparente Methodik, zudem solle Ärzten die Teilnahme freigestellt sein und der Träger unabhängig. Etwa ein Fünftel der Ärzte meint, dass öffentliche Bewertungslisten niemals qualifiziert sein können und zu unterbinden sind. Wie in den anderen Bereichen zeigt sich hier: Neben einer hoch aktiven Gruppe von „early movern“, die sich neuen Gegebenheiten rasch innovativ und geschickt anpasst, lehnen etwa 10 bis 20 Prozent genau dieses ab. Die breite Masse liegt, wie so oft, zwischen den Polen. Fazit der Studie: Für niedergelassene Ärzte gewinnt eine klare Praxisausrichtung sowohl in medizinischer als auch wirtschaftlicher Hinsicht an Gewicht. Arbeitsweisen und deren Fokussierung sollten, sofern noch nicht geschehen, unbedingt kritisch geprüft werden – durch eigene „Klausur“ oder mit externer Unterstützung, rät die Stiftung.

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