Kinderärzte entfachen neuen Streit um Fluoridierungsmaßnahmen

Fluorid wirkt nur lokal und schon am ersten Zahn

Die Geschichte um die Fluoridierung lässt sich an wie ein Glaubenskrieg. Hier die Hintergründe und die aktuelle Stellungnahme der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) sowie der Bundeszahnärztekammer.

Waren sich doch endlich viele namhafte Wissenschaftler einig, dass die Kariesprophylaxe mit Fluoriden nur dann wirksam ist, wenn das Mineral lokal auf den bereits eruptierten Zahn und damit auf den noch nicht ganz ausgebildeten Zahnschmelz möglichst lange einwirken kann. So wurde es in vielen evidenzbasierten Studien bestätigt. Die Industrie hatte entsprechend reagiert, kindgerechte Zahnpasten wurden entwickelt, Müttern wurde empfohlen, diese anzuwenden. Und zwar ab dem ersten Zahn! Alle zahnmedizinisch-wissenschaftlichen Fachverbände tragen diese Empfehlung schon recht lange. Zur besten Gesundheit der deutschen Kinderzähne, wie die DMS IV es bewiesen hat.

Im April 2007 wurde in der Zeitschrift „Kinder- und Jugendarzt“ ein aus zahnärztlicher Sicht brisanter Artikel unter der Überschrift: „Empfehlungen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) zur Prävention der Milchzahnkaries“ veröffentlicht [Empfehlungen der Deutschen Akademie für Kinderund Jugendmedizin zur Prävention der Milchkaries“ in der Fachzeitschrift Kinder und Jugendarzt, 38. Jg. (2007) Nr.4]. Darin widerspricht die DAKJ wesentlichen Punkten der in der Zahnheilkunde angewendeten Leitlinie „Fluoridierungsmaßnahmen“ des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) beziehungsweise der Zahnärztlichen Zentralstelle Qualitätssicherung (ZZQ) und damit gleichzeitig den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde (DGZMK) zu diesem Thema. Dabei sei erwähnt, dass auch die Kinderärzte bei der Entwicklung dieser Leitlinie im Konsensusprozess eingebunden waren.

Im Kern der Stellungnahme der DAKJ wird abgelehnt, dass Säuglings- beziehungsweise Kleinkinderzähne mit fluoridierter Kinderzahnpasta geputzt werden. Dies sei wissenschaftlich begründet, möglicherweise schädlich und ohne rechtliche Grundlage. Trotz des Wissens über die topische Wirksamkeit der Fluoride spricht man sich weiter für den Einsatz der systemischen sowie präeruptiven Fluoridierung aus. Trotz des Hinweises auf die Fluoridanamnese wird von der DAKJ fluoridiertes Speisesalz neben dem Einsatz von Fluoridtabletten empfohlen. Besonders bemerkenswert ist das abschließende Fazit der Autoren: „Der Kinderarzt sollte das Wohl seiner Patienten auch bei Einbeziehung eines Zahnarztes nicht aus den Augen verlieren.“

So erhitzte der Artikel die Gemüter. Machte die Bevölkerung erneut unsicher und rief damit die DGZMK sowie die BZÄK auf den Plan, die sogleich die hier folgende Stellungnahme herausgaben. Auch die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde, Professor Dr. Ulrich Schiffner, Hamburg, gab eine direkte Antwort hierzu ab, die im Netz unter dgk.de oder über dgzmk.de zu finden ist. 

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