Neues Euregiodent-Projekt zur Notfallregelung

Zahnschmerzen kennen keinen Schlagbaum

Wer in den Ferien im holländischen Centerpark plötzlich Zahnschmerzen bekommt, der hat demnächst keine Probleme mehr, schnell einen Zahnarzt zu finden. Denn ab sofort ist in der deutsch-niederländischen Grenzregion in der Euregio Rhein/Waal ein länderübergreifender Notdienst eingerichtet.

Oft ist es im dünn besiedelten Grenzland um Kleve schwierig, am Wochenende einen diensthabenden Zahnmediziner zu finden. „Das können dann auch schon mal 30 Kilometer Weg sein“, so der Vizepräsident der Kammer Nordrhein und Initiator der neuen Euregiodent-Idee Dr. Rüdiger Butz.

„Wenn aber vier Kilometer weiter der niederländische Kollege gerade in der Praxis ist, dann ist es viel einfacher, dorthin zu gehen“, verdeutlicht Butz bei einer Pressekonferenz zum neuen Projekt, das unter der Federführung der jeweiligen regionalen berufsständischen Vertretungen ins Leben gerufen wurde. So haben die Zahnärztekammern Nordrhein und Westfalen Lippe sowie der NMT (Niederlandse Maatschappij tot bevordering der Tandheelkunde) als Vertretungen der in der Region praktizierenden Zahnärzte wieder einen Schritt weiter zur grenzübergreifenden Versorgung auf höchstem Niveau auf den Weg gebracht. Auch sollen durch die enge Zusammenarbeit Transparenz sowie Effizienz bei der grenzüberschreitenden Inanspruchnahme von zahnmedizinischen Leistungen erhöht werden. Die AOK Rheinland und die Technikerkrankenkasse haben in dem Gebiet bereits eine spezielle Euregiokarte für ihre Versicherten im Leistungspaket. Wer in den Niederlanden behandelt wird, bringt die Rechnung zu seiner deutschen Kasse, die zahlt im Allgemeinen. Nur Vorsicht: Eine Behandlung, die außerhalb eines Notfalles liegt und eine reine „Wunschleistung“ darstellt, kann im Ausland anders honoriert werden und eventuell aus dem deutschen Sachleistungskatalog herausfallen. Dann zahlt man die Leistung aus der eigenen Tasche ... Wenn solche Aktionen im Urlaub geplant sind, sollte man sich also vorher schlau machen. Fällt der Filius aber beim Segeln in holländischem Gewässer auf die Frontzähne, ist das ein Notfall und die Kasse greift für die Erstbehandlung. Die Weiterbehandlung sollte dann am Heimatort erfolgen.

So steht nun ab dem 1. Juni 2007 für Schmerzpatienten aus den Niederlanden, die im Grenzgebiet einen diensthabenden Zahnarzt suchen, die zentrale zahnärztliche Notfallnummer 0049 1805 986700 zur Verfügung. Dahinter verbirgt sich die zentrale Notdienstnummer der Zahnärztekammer Nordrhein. Der telefonische Notdienst ist rund um die Uhr besetzt.

Inzwischen sind alle notwendigen Informationen zum zahnärztlichen Notfalldienst im Euregio-Gebiet in eine zentrale Patienteninformation eingepflegt worden. Diese enthält unter anderem die Notfalldienstnummern der betreffenden deutschen Zahnärzte in der Grenzregion (Euregio-Gebiet). Die entsprechenden Informationen sind über die Internetauftritte der Projektpartner (www.zaek-nr.de, www.zahnaerzte- wl.de, www.nmt.nl) sowie unter www.euregiogesundheitsportal.de abrufbar. Ziel ist, der Bevölkerung in der Grenzregion eine optimale, wohnortnahe, auch grenzüberschreitende zahnmedizinische Notfallversorgung zu ermöglichen.

Das Projekt Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung wird kofinanziert durch das EU-Programm INTERREG IIIA der Euregio Rhein-Waal und die Ministerien VWS der Niederlande und MWME Nordrhein-Westfalen sowie die Provinz Gelderland.

Idee Euregio

Die Euregio Rhein-Waal umfasst den Grenzraum rund um die Flüsse Rhein, Waal und Maas. Dazu gehören die Kreise Kleve und Wesel, die Stadt Duisburg und die Regionen Arnheim-Nijmegen, Rivierengebied, Achterhoek, Zuidwest-Veluwe, Noord- Limburg und Noordoost-Noord-Brabant. Mehr als 3,7 Millionen Menschen leben in dieser Region und sollen der sogenannten „europäischen Integration“ unterzogen werden. Da es sich aber gezeigt hat, dass hier in unmittelbarer Grenznähe die Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden besonders deutlich auftreten, zum Beispiel im Bildungssystem, in der Gesetzgebung, im Gesundheitswesen, im Steuerwesen und nicht zuletzt in Sprache und Kultur, setzt sich nun die Euregio Rhein-Waal mit ihrer Arbeit dafür ein, dass diese Unterschiede für die praktische Kooperation zwischen den beiden Nachbarländern kein Hindernis mehr darstellen. So werden derzeit gemeinsame Projekte gefahren in den Bereichen Wirtschaft, Technologie, Umweltschutz, Landwirtschaft, Bildung und Arbeitsmarkt sowie Tourismus und eben im Gesundheitssystem. Das aktuell eingeführte Euregiodent-Beispiel „Notfall“ ist nur ein Meilenstein der drei gesteckten Ziele. In absehbarer Zeit soll eine gemeinsame Aktion zur Erfassung und Verbesserung der Mundgesundheit von Kindern mit erhöhtem Kariesriesiko und Pflegepatienten erfolgen. Hierfür werden zahnärztliche Fachkräfte beider Sprachbereiche geschult, damit sie ihr Prophylaxewissen an das Pflegepersonal weitergeben können und in den einzelnen Heimen, wenn nötig, selbstständig tätig werden können beziehungsweise es sollen zahnärztliche Betreuungsteams gebildet werden.

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.