Soldatenzähnen unter die Lupe genommen

Jüngste Erhebungen zur Völkerschlacht bei Leipzig

Als 1994 das veraltete Hotel „Stadt Leipzig“ im Zuge eines Neubaues errichtet wurde, fand man unter den Fundamenten ein riesiges Massengrab von Soldaten der Völkerschlacht bei Leipzig. Diese wurden untersucht.

Teile dieser Gebeine befinden sich jetzt in der Sammlung des Antropologischen Institutes der Universität München, wo sie gewaschen und sortiert wurden. Die ausschließlich männlichen Individuen waren 20 bis 30 Jahre alt. Da die Münchener Universitätszahnklinik bereits zahlreiche Erfahrungen mit der Zusammensetzung des Zahnsteines und dem Rückschluss auf den Körper des dazugehörigen Menschen gesammelt hatte, fiel ihr diese Aufgabe auch in diesem Fall zu.

Analyse des Zahnsteins auf Schwermetalle

Aufgabenstellung:

Der Zahnstein der Soldaten sollte mithilfe des Atomabsorbtionsspektrographen auf Schwermetalle hin untersucht werden.

Die Elemente Cadmium, Blei, und Quecksilber wurden ermittelt und mit anderen Ergebnissen verglichen. Von den 95 zur Verfügung stehenden Individuen waren 51 Fälle deshalb nicht verwertbar, weil Schädel oder Kiefer ohne Zähne waren. Bei 18 Fällen war kein Zahnstein vorhanden, so dass schließlich nur 26 ausgewertet werden konnten. Aus der Vielzahl der Ergebnisse musste eine beispielhafte Auswahl in drei Gruppen getroffen werden: erstens Cadmium, zweitens Blei, drittens Quecksilber.

Fazit: Die Belastung mit Cadmium und Blei war früher, das ist statistisch gesichert, eindeutig höher als heute. Das entspricht anderen Untersuchungen an historischem Material. Erschwert wird die Aussage über die Ergebnisse wegen Unkenntnis von Bodenbeschaffenheit, Wassereinflüssen und Ernährungsfaktoren der Soldaten.

Der Quecksilbergehalt war offensichtlich wesentlich geringer, da Quecksilber im Zahnstein bisher nur beim Lebenden untersucht worden ist. Hierfür liegen keine alten Verleichsgruppen vor.

Zustand der Soldatenzähne

Über die Zahnstein-Untersuchungen hinaus wurde versucht, bei den Individuen mithilfe des DMFS Index nähere Aussagen zu erhalten, sowie den Parodontalstatus auszuwerten. Dieses konnte an 558 Zähnen vorgenommen werden. Bedingt brauchbar war diese Untersuchung jedoch nur, da die Zähne alle keine Füllungen hatten (F).

76 der geborgenen Zähne waren kariös, ein Zeichen dafür, dass auch kariogene Kost zur Verfügung stand – Mundhygiene war wohl kaum möglich. Nach der Untersuchung der Parodontopathien ergab sich eine durchschnittliche Taschentiefe von 2,2 Millimetern, was einem leichten horizontalen Abbau entspricht.

Abrasionsverhalten

Auch Abrasionen waren deutlich erkennbar. Die Untersuchungen ließen Stellen an den Zähnen erkennen, an denen das Dentin freilag, die Höcker jedoch noch zu erkennen waren. Diese Form der Abrasionen lässt darauf schließen, dass die Soldaten, die in Leipzig gefallen sind, allesamt nur sehr harte Nahrung zu sich nehmen konnten.

Prof. Dr. Eberhard SonnabendJunkersstraße 2182131 Gauting

Dr. Gisela HeinzGoethestraße 7080336 München

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.