Auftakt-Pressekonferenz zum 17. Tag der Zahngesundheit

Lang lebe der Zahn

220432-flexible-1900
„Gesund beginnt im Mund – auch unsere Zähne leben länger“ war das Motto des diesjährigen „Tag der Zahngesundheit“ am 25. September. Im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin stellte sich der „Aktionskreis Tag der Zahngesundheit“ vorab der Presse – und den Herausforderungen einer immer älter werdenden Gesellschaft.

Wie sehe ich aus, wenn ich vielleicht einmal 100 Jahre alt werde? Mit dieser Frage setzten sich 20 Mädchen und Jungen der Berliner Grundschule „Neues Tor“ für die Auftaktverstanstaltung zum „Tag der Zahngesundheit“ kreativ auseinander. Stolz zeigten sich die Drittklässler beim Fototermin im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin mit selbst gebastelten Masken und Verkleidungen zum Thema Alter. Mit dabei: eine große Zahnbürste.

Prophylaxe vom ersten Zahn bis ins hohe Alter – dies wünschten sich die anwesenden Vertreter des „Aktionskreis Tag der Zahngesundheit“ aus Standespolitik, Wissenschaft und Krankenkassen. „Zahnmedizinische Prävention fördert die Lebensqualität“, betonte Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK). Er formulierte das gemeinsame Ziel der Aktionspartner: „Wir wollen die präventiven Erfolge bei den Kindern über die Pubertätsphase und das junge Erwachsenenalter fortführen bis in das Seniorenalter und damit für eine Verbesserung der Mundgesundheit sowie Erhöhung der Lebensqualität sorgen.“ Dafür ziehen – wie Dr. Uwe Prümel-Philippsen, Geschäftsführer der Bundesvereinigung für Gesundheit e.V, in seinen Begrüßungsworten sagte – im „Aktionskreis Tag der Zahngesundheit“ Zahnärzteschaft, Kassen und fast 30 Verbände „am gleichen Strang“.

Aufgaben für die Zukunft

Wichtigste Aufgabe der modernen Zahnmedizin ist, so Oesterreichs Credo, die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Zahngesundheit erfolgreich zu bewältigen – in Zusammenarbeit mit anderen Bereichen.

An die Presse richtete er drei Kernbotschaften:

• Deutschlands Kinder haben heute gesündere Zähne als vor Jahren. Im internationalen Vergleich liegt die Nation ganz oben im Ranking. Ein großes Problem ist dagegen die soziale Schieflage in der Erkrankungsverteilung – über alle Altersgruppen, auch bei Senioren.

• Immer mehr Zähne im Alter, das bedeutet auch mehr Wurzelkaries und Parodontitis – sprich: eine neue Herausforderung für die Zahnmedizin.

• Das Niveau der Versorgung mit Zahnersatz ist qualitativ hoch, der Trend geht zu mehr festsitzendem Ersatz. Fazit dazu: Vorsorgeorientierte Betreuungskonzepte müssen dringend ausgebaut werden.

Neue Zielgruppe, neue Konzepte

Im Anschluss stellte der BZÄK-Vizepräsident wichtige Strategien für lebenslange Zahngesundheit vor. „Strategie bleibt, das Verhalten des Patienten zu beeinflussen“, sagte der BZÄK-Vizepräsident. Gleichzeitig machte Oesterreich deutlich, dass „ein schablonenhaftes Übernehmen von erfolgreichen Konzepten im Kinder- und Jugendalter“ für die ältere Zielgruppe nicht funktioniere. Vielmehr zeigte er verschiedene Handlungsebenen auf, wobei er neben Wissenschaft und Professionspolitik auch die Rolle des einzelnen Zahnarztes – etwa bei altersgerechten Angeboten – herausstellte. Zudem betonte der BZÄK-Vizepräsident: „Präventive Maßnahmen müssen neben dem individuellen Verhalten auch die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse, wie die Bereiche Arbeit und Bildung, tangieren.“ Handlungsbedarf sieht er dabei vor allem bei sozial benachteiligten Menschen. Diese soziale Schieflage der Mundgesundheitsprobleme fokussierte auch Dietmar Knappe, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Krankenkassen. Er forderte bessere Rahmenbedingungen für  alters- und gruppenspezifische Vorsorgeund Prophylaxekonzepte. Der Staat müsse entsprechende Strukturveränderungen auf den Weg bringen.

Allein mit dem Mehr an staatlicher Regulierung ist die demographische Entwicklung nicht zu lösen“, ergänzte BZÄK-Vizepräsident Oesterreich. „Wir brauchen einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel.“ Zahngesundheit bis in hohe Lebensalter zu ermöglichen sei eine Gemeinschaftsaufgabe. „Dazu brauchen wir viele Player.“ Sein Fazit: Die Entscheidung für ein Mehr an Prävention und ein Mehr an Mundgesundheit sei immer auch eine gesundheitspolitische Grundsatzentscheidung im Hinblick auf die demographischen Veränderungen.

Die derzeitigen gesundheitspolitischen Pläne – wie die Einführung des Gesundheitsfonds im Jahr 2009 – sieht Knappe dagegen als Gefahr für die Weiterfinanzierung der Gruppenprophylaxe durch die Gesetzliche Krankenversicherung. Die Finanzmittel – im Jahr betrugen sie über 450 Mio. Euro – seien nur noch für das kommende Jahr 2008 „wirklich sicher“.

Starten beim ersten Zahn

Außerdem kritisierte Knappe, dass an „systematische Entzweiung zwischen Vorsorge und Therapie in der Zahnmedizin“ gearbeitet werde: Die GKV habe die Prävention zu leisten, denselben Versicherten werde „jedoch nahe gelegt, sich zusätzlich privat gegen Zahn- und Gebissschäden über die PKV abzusichern.“ Prophylaxe und Versorgung gehörten aber in die gleiche finanzielle Verantwortung, die zahnärztliche Versorgung solle unter dem Dach der GKV verbleiben. „Zähne haben das Potential, sehr alt zu werden“, betonte Prof. Dr. Christian H. Splieth von der Universität Greifswald und verwies in seinem wissenschaftlichen Beitrag auf jüngste Erfolge. Die Anzahl verlorener Zähne bei Senioren sei allein in den vergangenen acht Jahren deutlich, von 17,6 auf 14,2 Zähne, zurückgegangen. „Damit leben Zähne jetzt schon viel länger.“

Als problematisch bezeichnete er hingegen die Situation, dass die Prävention erst bei Kleinkindern im Alter von zweieinhalb Jahren ansetze. „Prävention muss beim ersten Zahn beginnen“, plädierte Splieth. Denn das gesunde Milchgebiss sei der beste Wegbereiter für gesund bleibende Zähne. Mit Fotos und Videos zeigte er den anwesenden Journalisten anschaulich, welche motorischen Schwierigkeiten Kinder unter sechs Jahren beim eigenhändigen Zähneputzen haben.

„Zähneputzen ist die wichtigste Präventionsmaßnahme, weil durch gleichzeitige Belagsentfernung und Lokalfluoridierung aus der Zahnpasta Karies und Parodontopathien vorgebeugt wird“, lautete Splieths Botschaft an die mediale Öffentlichkeit. Das zahnärztliche Team sei dabei der Prophylaxespezialist, der die Eigenprävention des Patienten anleite und durch geeignete zusätzliche Maßnahmen ergänze.

Engagement für Prophylaxe zeigte sich auch in Berlin. „Uns ist wichtig, dass bereits Kinder und Jugendliche selbst dafür sorgen können, dass ihre Zähne erhalten bleiben“, betonte Rainer Grahlen, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen, der die Reise der anwesenden Grundschüler ins Alter initiiert hatte. Sein Leitsatz: „Für uns ist jeder Tag ein Tag der Zahngesundheit.“

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.