Deutscher Zahnärztetag Düsseldorf 2007

Praxis trifft Wissenschaft – Werkstoffe zwischen Klinik und Labor

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Symposium 2:

Termin: Donnerstag, 22. 11. 07, 14:00 bis 17:00 Uhr

Probleme mit neuen Werkstoffen, welcher Zahnarzt kennt sie nicht? Da sind einmal Beschwerden bei Patienten, wie allergische Reaktionen oder Zahnschmerzen. Andererseits die Frage, „wann soll ich mich von vertrauten Materialien verabschieden und neue und (vermeintlich?) bessere und gar teurere Werkstoffe eingliedern?”. Was schließlich auch sehr oft mit einer nicht unerheblichen Umstellung des Praxisablaufs verbunden ist. Die Literatur zu neuen Werkstoffen ist mittlerweile selbst für den Fachmann kaum mehr überschaubar. Jeder Hersteller überschwemmt den Praktiker mit – teilweise schwer verständlichen – Testberichten. Die meisten natürlich in englischer Sprache. Was aber ist davon wirklich wichtig für die Praxis? Was wird vielleicht aus welchen Gründen auch immer verschwiegen? Was wissen wir ganz einfach nicht?

Dazu sucht man Hilfe bei den Jahrestagungen wissenschaftlicher Gesellschaften, wie der DGZMK. Dort, wie auch bei anderen Gesellschaften, hat es sich in den letzten Jahren allerdings eingebürgert, dass sich die Praktiker in großen Sälen treffen und sich praktische Vorträge anhören, die Wissenschaftler sich hingegen in „esoterisch” anmutenden kleinen Zirkeln zusammenfinden und in eigener Sprache über das eher Grundlegende diskutieren. Einige Unentwegte springen hin und her, weil sie nicht nur das „Was und Wie” lernen möchten, sondern auch das „Warum”.

Es war nun die Idee bei diesem Workshop, eine Brücke zu schlagen zwischen den Erfordernissen und Problemen am Patienten (Klinik) und der Frage nach dem Warum, das heißt, wie man sich heute die Reaktionen und Probleme wissenschaftlich erklärt. Dieser Dialog zwischen Klinik und Praxis auf der einen Seite und der Wissenschaft auf der anderen soll nicht nur – wie jeder Dialog – dem besseren gegenseitigen Verstehen dienen, sondern die Einheit von „Was, Wie und Warum” für jeweils eng umrissene Themen darstellen. Man versteht die Klinik eben besser, wenn man die Mechanismen dahinter kennt.

Allergien haben – so hat es den Anschein – generell zugenommen. In jedem Fall wissen wir heute, dass Kunststoffe, die derzeit in großem Umfang in der Praxis verwendet werden, bei Patienten, aber auch beim Praxispersonal vermehrt zu allergischen Reaktionen führen können. Auch Metalle und Duftstoffe spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle. Wie sehen diese Reaktionen aus? Wie unterscheiden sie sich von anderen Schleimhautveränderungen? Wie steht es mit extraoralen Symptomen? Und schließlich, wie kann man diese Reaktionen vermeiden, und soll man alle Patienten vor einer größeren Behandlung testen? Soweit die Klinik und die Praxis. Nun zum Warum. Wie kann man sich allergische Reaktionen, in der Zahnheilkunde meist vom verzögerten Typ, biologisch erklären? Warum bekommen die einen Patienten eine Allergie, die anderen nicht?

Die Überkappung der Pulpa gehört zu den ältesten endodontischen Therapiemethoden. Trotzdem herrscht große Unsicherheit. Soll man einen Zahn nicht gleich mit einer Wurzelkanalfüllung versorgen? Gibt es seit über 80 Jahren immer noch nur Kalziumhydroxid. Manche Praktiker berichten, dass es auch mit anderen Materialien, zum Beispiel Mineraltrioxid oder dentalen Adhäsiven und Kompositkunststoffen, „klappt”. Soweit Klinik und Praxis. Wie erklärt man sich die möglichen Fehlschläge, welche Rolle spielen Bakterien und Werkstoffe. Halten Komposite, was man so hört. Gibt es neue Entwicklungen, die man beobachten sollte? Viele Jahrzehnte war die Welt der Wurzelkanalwerkstoffe wohlgeordnet und die Fronten waren klar definiert: Die einen nahmen Werkstoffe mit Formaldehyd, die anderen ohne. Die Zahl der Präparate war überschaubar. Seit wenigen Jahren drängen nun neue Materialien auf den Markt: Silikone, Kunststoffe, neue Zemente. Und selbst Guttapercha ist nicht mehr das was es war: Es wird nicht nur als Stift (zum Beispiel laterale Kondensation), sondern auch erwärmt, erhitzt, gar verflüssigt und in neuen Formen („tapers”) angeboten. Welche Probleme ergeben sich daraus für die Praxis? Ausprobieren oder abwarten? Soweit Klinik und Praxis. Wie sehen die Werkstoffe aber von ihren technischen und vor allem von ihren biologischen Eigenschaften her aus?

Der Dialog zwischen Klinik und Praxis auf der einen Seite und Wissenschaft auf der anderen wird immer wieder eingefordert. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Dialog bisweilen für beide Seiten nicht ganz einfach ist, da wohl auch unterschiedliche Interessenlagen vorliegen und in die Bewertung wissenschaftlicher Fakten einfließen. Trotzdem gibt es zum Dialog keine Alternative. Dieser Workshop soll einen solchen Dialog fördern. Er wird von kompetenten Referenten mit internationaler Reputation bestritten.

Prof. Dr. Gottlieb SchmalzUniversitätszahnklinik RegensburgFranz-Josef-Strauß-Allee 1193053 Regensburg

 

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