Fotos: Microsoft

Die siebte Generation

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Softwareriese Microsoft feilt an einem Nachfolger für Vista. Windows 7 heißt das Kind. Vor kurzem gewährte der Konzern der Öffentlichkeit erste Einblicke in die überarbeitete Version des weltweit meistgenutzten Betriebssystems.

Knapp 90 Prozent aller PC-User arbeiten mit Windows Vista oder einer der älteren Versionen der Software, Windows XP oder Windows 2000, wie man einer Statistik des Internet-Marktforschers Net Applications aus dem Jahr 2007 entnehmen kann. Ein Marktanteil, der sich sehen lässt.

Dass die Konkurrenz nicht schläft, musste aber auch Microsoft in jüngster Vergangenheit immer wieder feststellen. Suchmaschinenbetreiber Google integrierte vergangenes Jahr beispielsweise das Angebot „StarOffice“ mit Anwendungen für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationen und Datenbanken in sein Portfolio. Zusammen mit GoogleMail und dem neuen Browser Chrome ein ernst zu nehmender Gegner für Microsoft. Nicht zuletzt, weil alle Angebote zum Nulltarif erhältlich sind. Und auch Apple gewinnt mit seinen Macs immer mehr Marktanteile.

Auf Lorbeeren kann Microsoft sich also nicht ausruhen. Auch die heftige Kritik nach der Veröffentlichung von Vista wird dem Softwarehersteller noch in den Knochen stecken. Mit Windows 7 – geplanter Marktstart ist spätestens Anfang 2010 – will der Konzern wieder Boden gut machen. Das System befindet sich zwar noch mitten in der Entwicklung, die auf der Entwicklerkonferenz in Los Angeles vorgestellten Details ließen aber tief blicken.

Weniger Vorgaben

Vista überschüttete User mit Fehler- und Warnmeldungen – so lautete die Hauptschelte in Bezug auf seine Funktionalität. Windows 7 gibt den Nutzern nun die Option, die Wachsamkeit des Rechners den eigenen Bedürfnissen anzupassen und selbst zu entscheiden, welche Hinweisfenster sichtbar sind. Alle anderen Meldungen landen im neuen „Action Center“. Per Mausklick kann man es öffnen und sich die dort gesammelten Meldungen anschauen.

Auch die Taskleiste am unteren Bildschirmrand dürfen User ab sofort nach eigenen Vorstellungen sortieren und platzieren – bisher war das nicht möglich. Aktivierte Programme werden dort als kleine Icons angezeigt – früher wurde in einem länglichen Kasten der Applikationsname nicht sehr platzsparend ausgeschrieben. Fährt man mit der Maus auf eines der Symbole, erscheinen alle offenen Fenster der Anwendung, zum Beispiel Briefe oder Tabellen, als Minibild. Das gesuchte Dokument lässt sich schnell entdecken, steuert man es mit der Maus an, erscheint es im Vollformat.

Praktisch: die neue „Jump List“-Funktion. Klickt man mit der rechten Maustaste zum Beispiel auf das Word-Symbol in der Taskleiste, öffnet sich ein Fenster, in dem alle zuletzt und häufig mit Word bearbeiteten Dokumente angezeigt werden. Das gleiche Prinzip kommt auch bei einem geöffneten Windows Media Player sowie Fotosoftware zum Einsatz: Eine Liste mit den kürzlich angehörten oder angesehenen Dateien klappt sich in einem Fenster über dem Icon auf.

Trotz Fokus auf Neuerungen hat Microsoft auch Schritte zurück getan: Die Entwickler haben das Drucker-Icon – in der Vistaversion gestrichen – nach heftigen Beschwerden der User wieder in die Taskleiste aufgenommen. Überhaupt haben die Programmierer im Vorfeld der Entwicklung von Windows 7 verstärkt Feedback der Kunden eingeholt: Über 250 000 Anwender wurden befragt, 3 500 zu Usability-Studien eingeladen.

Mehr Vernetzung…

Windows 7 setzt auf Synergien zwischen PC und Internet, betonten Microsoft-Chefprogrammierer Steven Sinofsky und Ray Ozzie, Leiter der Microsoft-Entwicklungsabteilung, bei der Konferenz. „Zusammen sind sie viel mehr wert als allein. Wir holen das Beste aus dem Web zu Windows und bringen das Beste aus Windows ins Netz“, sagte Ozzie. Dazu gehören umfassende Online-Versionen des Bürosoftwarepakets Office. Bisher standen Usern nur beschränkt Möglichkeiten zur Verfügung, das Textverarbeitungsprogramm Word oder die Tabellenkalkulation Excel unabhängig von dem Computer, auf dem sie installiert sind, zu nutzen. In Zukunft sollen Anwender Dokumente auch via Internet-Browser erstellen und bearbeiten können. Microsoft will außerdem die Windows-Live-Dienste von Messenger über Fotogalerie bis Hotmail in das erneuerte Betriebssystem integrieren und die Bluetooth-Anbindung durch ein neues Hilfsprogramm stark vereinfachen.

Kräftig renoviert haben die Entwickler auch das Heimnetzwerk: Windows-7-Systeme sollen sich leichter erkennen und – dank einer erweiterten Desktopsuche – auch Daten auf Computern, die im gleichen Netzwerk angemeldet sind, finden.

Bei der Verwaltung angeschlossener Hardware von Drucker bis Handy hilft in Zukunft die „Device Stage“. Darin aufgelistet finden sich alle Funktionen des jeweiligen Geräts, zum Beispiel der Akkustand des Handys. Sind Rechner und Mobiltelefon verbunden, kann man über den PC auch den Klingelton ändern oder MP3s hinzufügen.

…und Praktikabilität

Windows 7 arbeitet mit einer sogenannten Ribbon-Oberfläche: Werden geöffnete Fenster an den Bildschirmrand geschoben, haken sie sich dort fest. Legt man zwei Fenster auf diese Art neben- oder untereinander, teilen sie sich den auf dem Desktop zur Verfügung stehenden Platz. Um ein Fenster wieder zu maximieren, zieht man es einfach an den oberen Bildschirmrand.

Das überarbeitete Betriebssystem soll weniger Leistung des Rechners in Anspruch nehmen als das Kapazitäten fressende Vista. Da weniger Leistung beschlagnahmt wird, kann Windows 7 auch leichter auf Notebooks laufen, die immer kleiner werden und nur noch wenig Platz für Festplatten oder andere Speicher haben. Auch praktisch für Notebookbesitzer: Zuhause kontaktiert die Druckfunktion den Heimdrucker, im Büro den Firmendrucker, ohne dass man die Umstellung manuell vornehmen muss.

Susanne TheisenFreie Journalistin in KölnSusanneTheisen@gmx.net

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