Special Olympics Sommerspiele in Karlsruhe

Jeder gewinnt

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Die Special Olympics bringen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. In Deutschland veranstaltet die Sportorganisation im jährlichen Wechsel Sommer- und Winterspiele. Rund 3600 Athleten mit geistiger Behinderung gingen in diesem Jahr in Karlsruhe an den Start. Mehr als 1200 freiwillige Helfer begleiteten die Spiele – darunter auch Zahnärzte aus Baden-Württemberg. Sie untersuchten die Sportler kostenlos und gaben ihnen im Erlebnisforum Zahngesundheit Prophylaxetipps.

„Du bist ja eine Frau!“ Mit diesen Worten begrüßte ein junger Athlet die Zahnärztin Dr. Anke Bräuning bei den Special Olympics National Games 2008 vom 16. bis 20. Juni in Karlsruhe. Nicht sein Zahnarzt, sondern eine Frau schaute ihm in den Mund. „Das hatte er noch nie erlebt“, erzählt Bräuning. Sie arbeitete ehrenamtlich bei „Healthy Athletes“ mit, dem Gesundheitsprogramm der Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung.

Feuer, Fackeln und Flaggen

Rund 3 600 Teilnehmer aus Deutschland und fünf weiteren Ländern kämpften bei den diesjährigen Sommerspielen in 17 Disziplinen um Medaillen und Plätze. Dabei gilt der Eid: „Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, lasst mich mutig mein Bestes geben!“

Zum Auftakt entzündeten die Veranstalter auf dem Karlsruher Marktplatz das olympische Feuer. Mit Fackeln und Flaggen zogen die Athleten dann in die Arena ein – unter den Augen von rund 10 000 Menschen, wie Special Olympics Deutschland berichtet.

Die Spiele sind nicht als reine Sportveranstaltung konzipiert. Die Veranstalter wollen vielmehr Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen. Erstmals war auch das wettbewerbsfreie Sportprogramm integrativ ausgerichtet.

Zahlreiche Schulklassen reisten an – und testeten etwa den Rollstuhl-Parcours. „Ich kann mir jetzt vorstellen, wie schwer das für Menschen mit Behinderung sein muss“, sagte ein Karlsruher Grundschüler. Nicht nur Schüler und Lehrer waren dabei: Neben Familienangehörigen, Betreuern und Coaches begleiteten zudem rund 1 200 freiwillige Helfer die Spiele.

Ein Teil der Helfer arbeitete wie die Karlsruher Zahnärztin Bräuning beim Gesundheitsprogramm der Spiele mit. HNO-Ärzte testeten kostenlos das Hörvermögen. Augenärzte überprüften die Sehkraft und gaben neue gesponserte Brillen in Auftrag. Orthopäden untersuchten Fuß- und Kniegelenke.

„Healthy Athletes“ zeige, dass die Spiele eine ganzheitliche Lebenshilfe für die Athleten seien, betont Prof. Hans-Jürgen Schulke, Vizepräsident von Special Olympics Deutschland. Der Präventionsgedanke soll gestärkt werden. Dabei geht es auch um Themen wie Ernährung, Fitness, Rauchen und Sonnenschutz.

Über 1 200 Sportler nutzten das Gesundheitsprogramm laut Veranstalter in Karlsruhe. Viele von ihnen besuchten auch die Zahnärzte vor Ort im Erlebnisforum Zahngesundheit. „Fast 900 Athleten wurden zahnärztlich untersucht“, berichtet Johannes Clausen, Leiter des Informationszentrums Zahngesundheit Baden-Württemberg (IZZ).

Gemeinsam mit rund 40 Teams aus Karlsruhe und Baden-Württemberg unterstützte das IZZ den zahnärztlichen Teilbereich des Gesundheitsprogramms, „Special Smiles“. Mithilfe von Zahnputzbrunnen und Plaque-Neon-Show übermittelten auch die Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege im Stadt- und Landkreis Karlsruhe den Teilnehmern und ihren Betreuern wichtige Prophylaxebotschaften.

Bei den kostenlosen Kontrolluntersuchungen füllten die Zahnärzte Screening-Bögen aus. Helfer übermittelten die Angaben via Internet an die Weltzentrale der Special Olympics in den USA. Zudem erhoben die Teams erstmals zusätzliche Daten zum Zahnputzverhalten und verwendeten Hilfsmittel sowie zu Gingivitis und Plaque. Diese wertet dann Prof. Dr. Andreas Schulte, Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde MZK-Klinik, Heidelberg, aus.

„Healthy Athletes“ soll nicht nur den Sportlern nützen. Die Idee dahinter: Das Programm will die freiwilligen Mediziner für die besonderen Belange der Sportler mit geistiger Behinderung sensibilisieren. „Diese praktische Erfahrung steigert ihr Wissen und ihre Kompetenz und baut gleichzeitig Berührungsängste ab“, betonen die Organisatoren. Als Multiplikatoren sollen die Fachkräfte diese Kenntnisse in ihre unterschiedlichen Bereiche weitertragen.

Man lerne den Umgang miteinander und auf die speziellen Bedürfnisse der Sportler einzugehen, bestätigt Zahnärztin Bräuning. „Dies hilft wiederum in der Praxis, wenn man gerade als junger Zahnarzt erstmalig Menschen mit Behinderung behandelt.“ jr

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